"Ein Hauch von Amerika"-Star

Reomy D. Mpeho: "Ich denke, Rassismus wird es immer geben"

01.12.2021, 15.15 Uhr
von Lara Hunt
Die Serie "Ein Hauch von Amerika" thematisiert das Leben in der Westpfalz in den frühen 50er-Jahren und beleuchtet unterschiedliche Aspekte.
Die Serie "Ein Hauch von Amerika" thematisiert das Leben in der Westpfalz in den frühen 50er-Jahren und beleuchtet unterschiedliche Aspekte.  Fotoquelle: ARD

Der Brite Reomy D. Mpeho spielt in der ARD-Serie "Ein Hauch von Amerika" den US-Soldaten George. Wir haben mit ihm über seinen ersten Dreh in Deutschland gesprochen.

Es heißt, in der heutigen Zeit könne man keine guten Liebesgeschichten erzählen, weil es einfach keine großen Hindernisse mehr gibt, die die Protagonisten überwinden müssten, um miteinander glücklich zu sein. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit nimmt uns die ARD also mit auf Zeitreise ins Nachkriegsdeutschland der 50er-Jahre. Die Serie "Ein Hauch von Amerika" erzählt die Geschichte der deutschen Bauerntochter Marie Kastner (Elisa Schlott), die auf den schwarzen US-Soldaten George Washington (Reomy D. Mpeho) trifft, als dieser mit seinem Panzer das Kartoffelfeld der Familie zerstört. Er will den Schaden wiedergutmachen, doch es ist gar nicht so einfach, zu der Deutschen vorzudringen. Unterdessen ist Maries beste Freundin Erika (Franziska Brandmeier) ganz begeistert davon, dass die Amis Leben in die Westpfalz bringen. Die Serie "Ein Hauch von Amerika" nur auf die Liebesgeschichte zu reduzieren, wäre falsch, denn hier wird auch ein Stück deutsche Geschichte gezeigt, dass bisher eher selten thematisiert wird. Statt Heimatfilm wird dargestellt, wie verschiedene Kulturen aufeinanderprallen – und wie sich Menschen dadurch verändern. Lesen Sie eine Filmkritik zum ARD-Dreiteiler.

Für den britischen Schauspieler Reomy D. Mpeho ist es eine Geschichte, die viel mit der persönlichen Entwicklung junger Menschen zu tun hat, wie er im Interview mit prisma verraten hat:" Ich denke, zwei Sachen stechen hervor. Das sind zum einen Marie und Erika als Charaktere, die sich als junge Frauen selber finden. Und dann ist da mein Charakter George, der sich in einem neuen Land wiederfindet, das ganz anders ist als das Amerika, in dem er aufgewachsen ist. Ich finde, Autoren und Regisseur haben es wirklich geschafft, einen schwierigen Stoff so zu erzählen, dass die Charaktere lebendig werden. Das weiß ich sehr zu schätzen." Mehr zum Hauch von Amerika, der in den 50er-Jahren in der Pfalz zu entdecken war, erzählt eine Doku im Anschluss an die Serie.

Waren Sie schon mal vor dem Dreh in Deutschland?

Ich war für die Produktion zum ersten Mal in Deutschland und wusste nicht, was ich zu erwarten hatte. Trotzdem wurde ich positiv überrascht: Das Land ist wirklich schön und alle waren unglaublich nett und haben ihr Bestes gegeben, damit ich mich wohlfühle.

Haben Sie denn irgendetwas vom Land sehen können?

Ich konnte mich in Köln umsehen, war am Rhein spazieren und habe den Kölner Dom gesehen, der wirklich beeindruckend ist. Leider war das zu der Zeit, als Corona gerade am schlimmsten war, deshalb konnte ich viele Orte nicht besuchen. Ich wollte mich ja nicht anstecken und die Produktion gefährden.

Wie sind die Deutschen so im Vergleich zu den Briten?

Ich denke, das ist wahrscheinlich überall etwas anders, je nachdem, in welcher Region man ist. In Köln sind die Menschen im Vergleich zu London etwas offener und freundlicher. Und auch rund um Idar-Oberstein waren alle sehr nett.

Wie hat Ihnen das Drehbuch von "Ein Hauch von Amerika" gefallen?

Ich finde, zwei Sachen stechen hervor. Das sind zum einen Marie und Erika als Charaktere, die sich als junge Frauen selber finden. Und dann ist da mein Charakter George, der sich in einem neuen Land wiederfindet, das ganz anders ist als das Amerika, in dem er aufgewachsen ist. Ich finde, Autoren und Regisseur haben es wirklich geschafft, einen schwierigen Stoff so zu erzählen, dass die Charaktere lebendig werden. Das weiß ich sehr zu schätzen.

In der Serie wird auch Rassismus thematisiert. Wie würden Sie die Situation, in der sich Ihr Charakter George befindet, mit der von heute vergleichen?

Ich denke, Rassismus wird es immer geben. Die Welt ist groß und Menschen haben Angst vor Dingen oder Menschen, die anders sind als sie selbst. Ich kann das auch nachvollziehen. Aber, auch wenn Rassismus wahrscheinlich niemals ganz verschwinden wird, denke ich doch, dass unsere Welt sehr viel toleranter und rücksichtsvoller geworden ist. Ganz anders als in der Vergangenheit, wo es ein strenges System gab, in dem jeder, der nicht weiß war, ausgeschlossen wurde.

"Ein Hauch von Amerika" spielt im Nachkriegsdeutschland der 50er-Jahre. Was wussten Sie von der Zeit?

Von der Geschichte wusste ich vorher nichts. In unserer Schule behandelten wir nur die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, was hinterherkam, haben wir nicht durchgenommen. Ich fand es aber sehr interessant, dass amerikanische GIs beim Wiederaufbau Deutschlands mitgeholfen haben. Das war mir so gar nicht bewusst.

Wie ist das, wenn man die Sprache am Set nicht spricht?

Ich hatte zum Glück tolle Unterstützung vom Schauspieler Luca Zamperoni, der mein Deutsch-Coach war. Er hat mich super und mit sehr viel Geduld unterstützt. Schließlich spricht mein Charakter George Washington auch etwas Deutsch. Glücklicherweise hatte ich eine Übersetzung des Drehbuchs, sodass ich auch wusste, was ich da sage. Witziger Weise hatte ich sogar Deutsch in der Schule, da ist leider nur wenig hängen geblieben. Ich habe es nicht ernst genommen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich die Sprache zwölf, 13 Jahre später brauchen würde.

Die Dreharbeiten zur Serie mussten wegen Corona unterbrochen werden. Wie war das für Sie?

Sehr, sehr beängstigend. Wir hatten im Februar 2020 mit dem Dreh begonnen, als noch gar nicht klar war, wie ernst das mit Corona werden würde. Im März war ich dann in London – und auf einmal ging alles in den Lockdown, die Produktion wurde verschoben. Keiner wusste, wie es weitergeht, ob und wann ich wieder nach Deutschland komme. Im Juni konnten wir dann glücklicherweise wieder starten. Die Angst blieb allerdings erst mal, denn ich wollte mich ja nicht anstecken oder andere gefährden. Aber das Team hat wirklich alles getan, um das Set sicher zu machen – und es hat funktioniert.

Warum sollte man sich die Serie angucken?

Es ist eine wunderschöne Geschichte über junge Menschen, die zu sich selbst finden, in einer Welt, die sehr viel restriktiver ist als die Heutige, und es schaffen, sich zu emanzipieren.

Werden wir Sie im deutschen Fernsehen wiedersehen?

Von mir aus sehr, sehr gerne!

Ein Hauch von Amerika

  • Mittwoch, 1. Dezember, 20.15 Uhr
  • Samstag, 4. Dezember, 20.15 Uhr und
  • Mittwoch, 8. Dezember, 2015 Uhr (jeweils zwei Folgen), ARD

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