Nach 5 Jahren Pause: Mercedes Müller zurück bei „Oktoberfest 1905“






Fünf Jahre ist es her, dass das Erste ausgerechnet im Wiesn-freien Jahr 2020 die Historienserie "Oktoberfest 1900" im Programm hatte: Sechs Folgen erzählten damals die Geschichte des Nürnberger Brauers Curt Prank (Mišel Matičević), dem es mit kriminellen Methoden gelang, eine Bier-Burg auf dem Oktoberfest zu errichten. An seiner Seite stand damals – zumindest in den ersten Folgen – seine Tochter Clara. Mercedes Müller spielte die junge Frau, die zum Entsetzen ihres Vaters eine Affäre mit Roman Hoflinger (Klaus Steinbacher), dem Sohn einer konkurrierenden Brauereifamilie, anfing.
In "Oktoberfest 1905" (vier Folgen, ab Freitag, 12. September, in der ARD Mediathek, sowie am Samstag, 20. September, 20.15 Uhr, das Erste) sind Clara und Roman verheiratet, Eltern und erfolgreiche Brauer. Im Interview sinniert die gebürtige Berlinerin Mercedes Müller über das Erfolgskonzept der Serie. Außerdem spricht die 28-Jährige, die im Alter von vier Jahren erstmals vor der Kamera stand, über die Bedeutung der "Deutschen Eiche" in München, einem zweiten wichtigen Handlungsort der Serie.
Die Entstehung des Oktoberfestes: Ein Blick ins Jahr 1905
prisma: Sie leben in Berlin. Welche Verbindung haben Sie zum Oktoberfest?
Mercedes Müller: Meine einzige Verbindung ist tatsächlich die Serie. Ich selbst war noch nie dort und hatte vorher nicht viele Berührungspunkte zum Oktoberfest.
prisma: Würden Sie die Wiesn denn gerne einmal besuchen?
Müller: Mittlerweile bin ich neugierig und fände es schön, mit dem Ensemble aus der Serie mal über das Oktoberfest von 2025 zu laufen.
prisma: Wie hat sich Ihr Blick auf das Oktoberfest durch die Arbeit an der Serie verändert?
Müller: Die Serie zeigt München im Jahr 1905, dadurch habe ich vor allem einen Einblick in die Vergangenheit und die Entstehung des Oktoberfestes bekommen, das sich seitdem natürlich stark vergrößert hat. Ich habe die Wiesn einfach als das größte Volksfest gesehen. Jetzt kenne ich auch die Geschichte dahinter.
prisma: Was, glauben Sie, fasziniert Jahr für Jahr die Massen am Oktoberfest?
Müller: Das Oktoberfest zieht Menschen aus der ganzen Welt an, weil es das größte und eines der bekanntesten Volksfeste der Welt ist. Die lange Tradition, die Kultur, die Unterhaltung und das Bier laden dazu ein gemeinsam zu feiern.
"Oktoberfest 1900": Tragische Dichte und ein Einblick in die Vergangenheit Münchens
prisma: Wie zeitgemäß ist eine so bierselige Veranstaltung noch, wenn gleichzeitig über ein höheres Mindestalter für den generellen Alkoholkonsum bei Jugendlichen diskutiert wird?
Müller: Als eine der am weitesten verbreiteten Drogen ist Alkohol generell ein großer Teil von sozialen und kulturellen Veranstaltungen. Ich denke, es sollte mehr Aufklärung zu dem Thema geben, um früh einen verantwortungs- und maßvollen Umgang damit zu finden.
prisma: Ist diese allgemeine Begeisterung fürs Oktoberfest auch ein Grund für den großen Erfolg von "Oktoberfest 1900", oder welche Faktoren spielen da eine Rolle?
Müller: Qualitätsvolle Drehbücher, eine interessante Geschichte und Authentizität sind Faktoren, die für mich zu einer erfolgreichen Serie beitragen. Vermutlich sind durch die Bekanntheit des Oktoberfests mehr Menschen auf die Serie aufmerksam geworden. Darüber hinaus finde ich die komplexen Charaktere, die vielen Handlungsstränge, die Erzählkraft, den Einblick in die Vergangenheit Münchens und des Oktoberfestes und die tragische Dichte bei "Oktoberfest 1900" besonders; eine Kombination, die großen Spaß beim Zuschauen macht.
prisma: Sie gehören einer Generation an, die inzwischen eher große Streaming-Dienste anschaut. Dennoch war "Oktoberfest 1900" ebenso wie die ZDF-Reihe "Ku'damm" auch beim jungen Publikum beliebt. Was zeichnet diese Reihen im Vergleich zu sonstigen öffentlich-rechtlichen Produktionen aus?
Müller: Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mischung aus Geschichte, thematischer Tiefe und Spannung viele Menschen interessiert.
prisma: Hätten Sie Vorschläge, wie man junge Zuschauerinnen und Zuschauer von großen Streaming-Diensten in die öffentlich-rechtlichen Mediatheken locken könnte?
Müller: Ich denke, die Sender könnten etwas mutiger sein und den Zuschauern komplexere Inhalte zutrauen. Ich habe zuletzt die Serie "Chabos" in der ZDFmediathek geguckt und fand sie richtig gut. Ich hoffe, dass es schon bald mehr solcher innovativen Produktionen gibt.
Fünf Jahre liegen zwischen der ersten und zweiten Staffel der "Oktoberfest"-Serie
prisma: Auf welche Art von Serie oder Film hätten Sie persönlich mal Lust?
Müller: Ich kann gar kein spezifisches Genre oder Thema nennen. Allgemein interessieren mich Projekte mit komplexen Charakteren, die weder einseitig gut noch böse sind, und Menschen, die eine Vision bei der Entstehung des Projekts haben. Wobei ich letztens dachte: Ich habe bislang selten Comedy gemacht. Das wäre zwischendurch mal erfrischend (lacht).
prisma: "Oktoberfest 1900" lief 2020. Die Fortsetzung "Oktoberfest 1905" folgt nun ganze fünf Jahre später. Warum hat es so lange gedauert?
Müller: Das habe ich mich auch gefragt! (lacht) Leider dauert es manchmal sehr lang, bis entschieden wird, ob es eine zweite Staffel geben wird... Die zweite Staffel beginnt 1905, und weil auch fünf Jahre zwischen den Dreharbeiten vergangen sind, sieht man mir und meiner Rolle Clara an, dass wir tatsächlich älter geworden sind.
prisma: Fällt es Ihnen schwer, sich nach so langer Zeit und etlichen anderen Projekten wieder mit der alten Rolle zu beschäftigen?
Müller: Ich habe das Gefühl, dass Clara irgendwo in mir noch gespeichert war, und mir fiel es diesmal sogar leichter in die Rolle zu schlüpfen. Ich konnte damit arbeiten, dass ich als Clara in der ersten Staffel schon viel erlebt habe und musste sie nicht neu erfinden. Außerdem sind Freundschaften aus dem Dreh der ersten Staffel entstanden, und durch diese Vertrautheit konnte ich mich leichter fallen lassen.
Mercedes Müller über Gleichberechtigung: "Das Thema wird endlich präsenter"
prisma: Clara ist als Geschäftsfrau ihrer Zeit voraus. Wie erleben Sie solche emanzipierten Frauenrollen, und was fasziniert Sie als Schauspielerin daran?
Müller: Die Serie zeigt Frauenrollen, die aktiv daran arbeiten, aus veralteten Gesellschaftsmustern auszubrechen. Dieser ständige Kampf gegen die gesellschaftlichen Normen der Zeit ist für mich natürlich besonders spannend zu spielen. Ich werde häufig gefragt, wie ich es finde, eine "starke Frau" zu spielen. Habe aber noch nie gehört, dass ein Mann gefragt wird, wie er es findet einen "starken Mann" zu spielen. Ich finde, das sagt schon viel aus. Man spürt, dass das Thema endlich präsenter wird, aber in der Umsetzung ist noch Luft nach oben.
prisma: Die "Deutsche Eiche" ist neben der Theresienwiese der zweite zentrale Handlungsort von "Oktoberfest 1905". Kannten Sie die Kneipe zuvor?
Müller: Nein, die kannte ich nicht. Ich finde die "Deutsche Eiche" der damaligen Zeit als neuen Handlungsort in der Serie wahnsinnig spannend. Wir haben allerdings nicht in der originalen Location gedreht und deshalb freue ich mich schon auf einen baldigen Pressetag dort.
prisma: Mit der "Deutschen Eiche" bekommt auch die Verfolgung queerer Menschen noch mehr Raum in der Serie. Welche Gedanken haben Sie zu dem Thema, in einer Zeit, in der der Hass auf die LGBTQ-Gesellschaft wieder wächst?
Müller: Ich finde es beängstigend und unfassbar traurig, dass die Gewalt und Diskriminierung gegen queere Menschen wieder ansteigt. Umso wichtiger ist es, sich gerade jetzt gegen die Feindlichkeit einzusetzen.
Nicht in München: Das sind die Drehorte der beliebten Serie
prisma: Die erste Staffel von "Oktoberfest 1900" wurde hauptsächlich in Tschechien gedreht. Die Dreharbeiten zu "Oktoberfest 1905" fanden hauptsächlich in Belgien statt. Warum?
Müller: In Belgien kann man die Atmosphäre des Jahres 1905 authentisch darstellen. Bei der Wahl der Drehorte kommen natürlich auch andere Faktoren, wie die Verfügbarkeit von geeigneten Locations, die Kosten und die Logistik dazu.
prisma: Was an Belgien hat Sie am meisten beeindruckt?
Müller: Doppelt frittierte Pommes! (lacht)
prisma: Letzte Frage: Wie stehen die Chancen um eine dritte Staffel der "Oktoberfest"-Saga?
Müller: Ich kann nur sagen, dass ich mir eine dritte Staffel sehr wünsche und es viel Potenzial gibt, die Geschichte weiterzuerzählen. Ich drücke die Daumen, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen das genauso sehen.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH