ARD-Doku feiert Loriot

Loriot - der Meister des Humors: "Wie er wohl mit der Gender-Debatte umgegangen wäre?"

07.11.2023, 07.31 Uhr
von Elisa Eberle

Loriot Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülows Witz ist zeitlos, treffend und generationsübergreifend. Am 12. November wäre der Meister des Humors 100 Jahre alt geworden. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten haben einen intensiven Blick auf den Künstler geworfen und sich gefragt, wie die TV-Legende wohl auf heutige Diskussionen reagieren würde. 

Loriot sei "ein Multi-Media-Meister" gewesen, meint Torsten Sträter: "Er konnte Cartoons ebenso gut wie Zeichentrick, lyrische Sachen, Sketche, Filme, was er wollte. Und wenn Loriot heutzutage Instagram hätte, dann wäre er ganz vorne mit dabei."

Am 12. November wäre der Karikaturist, Satiriker, Schauspieler und Regisseur, der mit seinen Werken die deutschsprachige Kulturlandschaft des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer prägte, 100 Jahre alt geworden. Zum besonderen Ehrentag schenken ihm SWR, Radio Bremen und Florian Film einen gemeinsam produzierten Dokumentarfilm, der am Montagabend im Ersten zu sehen war.

Der besondere Umgang mit der Sprache

"Loriot 100", so der Titel des von André Schäfer realisierten Films, ist nicht weniger als eine kollektive Verbeugung der bekanntesten deutschen Komikerinnen und Komiker vor dem wohl großartigsten Vertreter ihrer Zunft. Helge Schneider, Oliver Kalkofe, Mirja Boes und Sarah Bosetti: Sie alle wissen mehr als eine Anekdote über Bernhard-Viktor "Vicco" Christoph-Carl von Bülow, wie Loriot mit bürgerlichem Namen hieß, zu erzählen. Kein Wunder, schließlich sind viele seiner Sätze wie "Früher war mehr Lametta" oder "Das Bild hängt schief" derart ins deutsche Kulturgut übergegangen wie sonst nur Zitate von Goethe oder Schiller.

Die größten Glanzstücke seines meist feinsinnigen, manchmal Slapstick-artigen, aber immer mehrschichtigen Humors werden im Verlauf der 90 Filmminuten im gesellschaftlichen Kontext ihrer Entstehungszeit beleuchtet: "Er war gesellschaftskritisch im besten Sinne", lobt etwa Hape Kerkeling. Doch einem politischen Lager habe man ihn nie zuordnen können.

Eben jener Vielschichtigkeit sei es zu verdanken, dass man Loriots Sketche etliche Male anschauen und dabei jedes Mal etwas Neues entdecken konnte. Auch sein Umgang mit der deutschen Sprache machte Loriot zu einem Unikat: "Da war kein Gramm Fett an den Dialogen", lobt Oliver Kalkofe: "Es war immer auf den Punkt. Er war ein Meister der Sprache, im Kreieren neuer Worte."

"Ungeheuer für einen Vater, der sein Leben lang Beamter war und Offizier"

Doch es ist nicht nur das künstlerische Schaffen, das André Schäfer in seinem Film zu 100 Jahren Loriot ausstellt. Auch den Menschen Vicco von Bülow lernt das Publikum ein Stück weit besser kennen: In etlichen Archivaufnahmen erzählt Loriot hier selbst, wie er nach dem Krieg zunächst eine Holzfällerkarriere anstrebte, ehe er sein Notabitur nachholte und sich auf Wunsch seines Vaters an einer Kunsthochschule bewarb: "Ungeheuer für einen Vater, der sein Leben lang Beamter war und Offizier", staunt Loriot.

Etliche Zeitgenossen wie etwa Katja Bogdanski, die Kinderdarstellerin von "Dicki" im Sketch "Weihnachten bei den Hoppenstedts", erinnern sich an seine stets präzise, um nicht zu sagen: penible Arbeitsweise und die scharfe Beobachtungsgabe zurück. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, ob Loriots Sketche über das gesellschaftliche Bild der Frau heutzutage noch zeitgemäß sind.

"Ich frag mich manchmal, wie er mit der heutigen Debatte von Gender-Konstruktionen umgegangen wäre", sinniert etwa Loriots langjähriger Wegbegleiter Stefan Lukschy. Mirja Boes findet ihre eigene Antwort darauf: "Loriot hätte einen Witz rausgehauen und klargemacht: Das mach ich nicht mit!" Vicco von Bülow starb am 22. August 2011, doch Loriot, so endet Hape Kerkeling nach knapp 90 Minuten, "passt in jede Zeit".

Viele Wiederholungen zum Geburtstag

Wer sich davon überzeugen möchte, bekommt in den kommenden Tagen Gelegenheit dazu: Noch bis Donnerstag, 9. November, zeigt das Erste jeweils um 19.45 Uhr unter dem Titel "Loriot vor acht" eine Zusammenstellung seiner besten Sketche. An Loriots eigentlichem Geburtstag am Sonntag, 12. November, zeigt der Sender ab 13.20 Uhr noch einmal die besten Sketche, gefolgt vom Spielfilm "Ödipussi" (1987) um 14.55 Uhr. "Loriot100 – der Podcast" und ein sogenanntes "Premium Widget" in der ARD Mediathek runden das Angebot ab.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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