Dokumentarfilm im Ersten

"Die Recyclinglüge": Was passiert wirklich mit unserem Müll?

20.06.2022, 08.27 Uhr

Millionen Menschen trennen brav ihren Müll, doch Plastikabfälle sind noch immer ein riesengroßes Problem. Ein Dokumentarfilm geht der Frage auf den Grund, wie viel Recycling wirklich stattfindet.

ARD
Dokumentarfilm im Ersten: Die Recyclinglüge
Dokumentarfilm • 20.06.2022 • 22:50 Uhr

Es ist nicht leicht, aus diesem brisanten, auf Bundesbürger mit "reinem Ökogewissen" verstörend wirkenden Film tatsächlich die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dabei werfen Tom Costello und Benedikt Wermter in ihrer preisgekrönten Recherchearbeit "Dokumentarfilm im Ersten: Die Recyclinglüge" eigentlich nur die ganz naheliegende Frage auf: Was passiert eigentlich genau mit dem Plastikmüll aus unserer Recyclingtonne? Die Antworten, die der nun erstmalig im ARD-Spätprogramm ausgestrahlte Film liefert, dürften brave Müll-Trenner tief verunsichern.

Tatsächlich sind die realen Recycling-Raten, auf die die Hersteller von Produktverpackungen und von Konsumgütern, aber vor allem die weltweit organisierte Entsorgungsindustrie pochen, oft nicht das (Recycling-)Papier wert, auf denen sie publiziert werden. Weltweit werden die Meere Jahr für Jahr mehr durch Plastikmüll vermüllt. Tiere verheddern sich im Plastikdreck und verenden kläglich. Trinkwasser wird verschmutzt. Und immer mehr Menschen erkranken in einer verseuchten Umwelt.

Tatsächlich stehen die unübersehbaren Befunde im krassen Widerspruch zu den Heile-Welt-Versprechungen der Recycling-Industrie. Wie kann es sein, dass weiterhin doch so viel Plastikmüll in die Umwelt gelangt, der eigentlich fachgerecht entsorgt und dann wieder neu verwertet werden sollte? Auf immer mehr Flaschen, Schachteln und Tüten liest man den Aufdruck "100 % recycelbar". Trotzdem – das zeigen die Recherchen der Filmemacher – wird von den gleichen Herstellern so viel Neuplastik produziert wie nie zuvor.

Greenwashing statt Recycling?

Tatsächlich findet offensichtlich im großen Stil verlogenes "Greenwashing" statt, und man muss wohl tatsächlich von der titelgebenden "Recyclinglüge" sprechen. Wie Costello und Wermter zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Alt-Plastik aus deutschen Sammel-Tonnen oder aus dem berühmten "Gelben Sack" in Wahrheit in Müll-importierenden Ländern letztlich doch verbrannt oder vergraben wird, viel höher als ein echtes Recycling.

Ursache scheint eine Industrie zu sein, die wahre Probleme lieber vertuscht, als sie verlässlich zu lösen. Außerdem decken die Autoren ein Netzwerk an illegal operierenden Müll-Händlern auf, die Abfälle im Ausland verklappen und sich an der nicht sachgerechten Entsorgung dreist bereichern. Bitteres Fazit der Filmemacher: Mit Abfall-Schmuggel lässt sich heutzutage leider viel Geld verdienen.

Was also tun? Selbst Mitbürger, die lange eigentlich fest von den Recycling-Versprechen überzeugt schienen, plädieren mittlerweile dafür, Plastikmüll in heimischen Verbrennungsanlagen "verschwinden" zu lassen. Die beste Lösung ist allerdings eine ganz andere: Müll-Vermeidung stellt sicher, dass die tödliche Plastikflut gar nicht erst in Umlauf gerät. Sogenannte "Unverpacktläden" boomen zumindest in den großen Städten.

"Die Recyclinglüge" gewann 2020 den 9. ARD-Dokumentarfilm-Wettbewerb.

Dokumentarfilm im Ersten: Die Recyclinglüge – Mo. 20.06. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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