Film bei ARTE

"Eine fatale Entscheidung": der triste Alltag der Polizei

von Jasmin Herzog

Der Thriller "Eine fatale Entscheidung" zeichnet ein realistisches, fast schon dokumentarisches Bild vom Alltag der Pariser Polizei. Die Darsteller des Films sind herausragend.

ARTE
Eine fatale Entscheidung
Thriller • 30.06.2021 • 20:15 Uhr

"Die Realität sollte meine Inspiration sein", sagte Xavier Beauvois, der wochenlang die Pariser Polizei bei der Arbeit begleitete. Schließlich entschloss er sich, die Geschichte eines ambitionierten Anfängers zu erzählen: Frankreichs damaliger Shooting-Star Jalil Lespert spielt Antoine Derouère, den "kleinen Kommissar". So lautet der Originaltitel dieser teils dokumentarisch anmutenden, ernüchternden Reflektion des Polizeialltags, und so nennt auch seine Vorgesetzte Caroline Vaudieu (Nathalie Baye) Antoine. Nach einem Schicksalsschlag und einer Entziehungskur kehrt sie in den Dienst zurück – und wendet sich dem Neuling zu. ARTE wiederholt nun den authentischen, in kalte, graue Bilder gekleideten Thriller "Eine fatale Entscheidung" (2005).

Antoine Derouère hat seine Ausbildung in der Normandie abgeschlossen und sich für den Dienst in Paris gemeldet. Die Einsätze sind manchmal aufregend, die Routine oft ermüdend. Die kompetente Kommissarin Caroline Vaudieu findet Gefallen an dem "kleinen Kommissar" und unterstützt ihn – doch er erinnert sie auch an ihren verstorbenen Sohn. Caroline, der alle Polizisten großen Respekt entgegenbringen, kämpft nicht nur gegen das Verbrechen, sie ringt auch mit Alkoholismus und der Erinnerung. Mit ihrem Team ermittelt sie im Fall eines polnischen Obdachlosen. Eines Tages treffen Antoine und sein Kollege Louis (Antoine Chappey) dabei eine fatale Entscheidung.

Für ihre Darstellung der starken und zugleich schwachen Caroline Vaudieu wurde Nathalie Baye 2006 abermals als beste Hauptdarstellerin mit dem César ausgezeichnet – für ihre emotionale Performance in einem sonst recht nüchternen Thriller. Unter anderem war "Eine fatale Entscheidung" als bester Film und für den besten Regisseur nominiert.

Beauvois bildet Charaktere ab, die in der Uniform stecken und damit klarkommen müssen, und übt Gesellschaftskritik. In seiner authentischen und melancholischen Inszenierung meidet der Darsteller, Drehbuchautor und Regisseur die Klischees des Genres. Nicht umsonst gilt "Eine fatale Entscheidung" als sein bislang größter Erfolg. Dabei zwang ihn die eingangs erwähnten Recherchen bei der Pariser Polizei zu einer Planänderung. Der triste Alltag, den Beauvois bei den Hauptstadt-Cops hautnah erlebte, sorgte dafür, dass sich der Regisseur weg von der Idee eines hochspannenden Thrillers hin zum nüchternen Polizeidrama orientierte. Insbesondere die dokumentarischen Einblicke verstärken diesen Effekt erheblich.

Erst im Juni hat Xavier Beauvois' letztes Werk, für das er auch als Co-Autor tätig war, auf der Berlinale Premiere gefeiert. Auch hier geht es um einen Polizisten: Laurent Sandrail ist Brigadekommandeur der Gendarmerie in einer kleinen Stadt in der Normandie. Dieser bekommt es nicht mehr nur mit Unruhestiftern in einer Bar – hier hat Beauvois seinen großen Cameo-Auftritt – zu tun, sondern mit zunehmend ernsteren Verbrechen.

Eine fatale Entscheidung – Mi. 30.06. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren