ARD-Reportage

"Hirschhausen und ADHS": Wie lebt es sich mit der Diagnose?

30.10.2023, 08.06 Uhr
von Aylin Rauh

"Menschen sind unterschiedlich, vor allem im Kopf", erklärt Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen. In der ARD-Reportage reist er durch Deutschland, um sich mit Menschen zu treffen, die an der Aufmerksamkeitsdefizitstörung leiden. 

ARD
Hirschhausen und ADHS
Reportage • 30.10.2023 • 20:15 Uhr

Der Titel von Kristin Sieberts Reportage "Hirschhausen und ADHS" verrät es ohne Umschweife: Moderator und Arzt Eckart von Hirschhausen kümmert sich um das Thema "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung". In den letzten Monaten und Jahren erhält ADHS gerade auch in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit. Auch weil sich etliche Prominente zu der Störung bekannten.

Ein Großteil weiß nichts von der eigenen Aufmerksamkeitsdefizitstörung

Mit ADHS kam Hirschhausen bereits beruflich in Berührung, vor 30 Jahren arbeitete er mit einigen Patienten in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Für die Dreharbeiten reiste er nun quer durch Deutschland, um Antworten zu finden. So möchte er unter anderem wissen, wie Betroffene mit ADHS leben und was ihnen dabei hilft. "Menschen sind unterschiedlich, vor allem im Kopf", sagt er im Film. "Diese Idee von 'Neurodiversität' finde ich spannend. Und genau dafür mache ich mich mit dieser Reportage stark."

Insbesondere die Frage, wie oft Erwachsene wegen ADHS leiden, ohne eine Diagnose oder Hilfe zu bekommen, stellt sich nach den Recherchen der Filmemacher: Laut der Reportage haben etwa 1,8 Millionen Erwachsene in Deutschland ADHS – aber "oft, ohne es zu wissen". Dementsprechend wird ein Großteil gar nicht behandelt. Bei Autorin und Schauspielerin Samira El Ouassil wurde ADHS erst spät festgestellt. Im Hirschhausen-Film spricht die 38-Jährige über den Moment, als sie die Diagnose erhielt. Sie beschreibt ihn als "einen der wichtigsten Momente" ihres Lebens.

Risikofaktor für Drogensucht und impulsives Verhalten

Auch der medizinische Aspekt wird im Film beleuchtet, da für die Betroffenen der Weg zur Diagnose oftmals mühsam ist. Ebenfalls als schwierig gestaltet sich die Suche nach dem richtigen Facharzt. Meistens wird ADHS erst bei Folgeerkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen festgestellt.

Vor allem bei Jugendlichen ist ADHS ein Risikofaktor für unter anderem Drogensucht und impulsives Verhalten. Aus diesem Grund besucht Eckart von Hirschhausen die Justizvollzuganstalt Meppen. Dort trifft er auf Tim, der mit 15 Drogen nahm, auf die falsche Bahn geriet und zum Schluss im Gefängnis landete. Erst hier erhielt er die Diagnose ADHS. Kein Einzelfall, wie die Reportage zeigt.

Sind Medikamente die Lösung?

Zudem lässt sich Hirschhausen von der Bonner Psychiaterin Prof. Dr. Alexandra Philipsen – einer der führenden Forscherinnen für ADHS bei Erwachsenen – selbst diagnostizieren. Sind bei ihm Anzeichen von der Aufmerksamkeitsstörung festzustellen? Und verhelfen ihm Medikamente zur besseren Konzentration?

Ohne die Antwort vorwegzunehmen: In den Kategorien Ja und Nein ist sie nicht wirklich zu fassen. In diesem Sinne zieht Hirschhausen jedenfalls sein Filmfazt: "Im Gesundheitswesen gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man ist krank oder nicht. Im wirklichen Leben gibt es immer ein weites Spektrum von Fähigkeiten und Macken, von Leidensdruck und Laufbahnen."

Hirschhausen und ADHS – Mo. 30.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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