"Klara Sonntag": eine Schildkröte als Therapietier
Bewährungshelferin Klara Sonntag (Mariele Millowitsch) bekommt es diesmal mit einer jungen Mutter zu tun, die beim Drogenschmuggeln erwischt wurde. Und der Zuschauer erfährt, warum Klara Sonntag Klara Sonntag heißt.
Als Kölner "Bewährungshelferin" Klara Sonntag im Ersten ist Mariele Millowitsch mindestens so tough wie sonst als Kommissarin Marie Brand im konkurrierenden ZDF. Dort werden Verbrecher geschnappt – hier wird geholfen. Im zweiten Fall gilt es, einer jungen Mutter beizustehen.
Eine junge Mutter wird an der holländischen Grenze mit drei Kilo Marihuana geschnappt. Auf dem Nebensitz sitzt ihr kleiner Sohn. Ihm hat sie es zu verdanken, dass sie nicht gleich ins Gefängnis muss, sondern zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird. Klara kümmert sich sofort eifrig um die Mutter Eda (Soma Pysall) und um Robert (Sammy Schrein), ihren Sohn. Ohnehin hat Klara viel zu tun: Ihr eigener schwer kranker Vater wird nach Jahrzehnten aus der Haft entlassen. Bankräuber war er mal, jetzt spielte er Schillers "Räuber" im Gefängnis. Kommt es zu einer Versöhnung?
Klara heißt Klara Sonntag, weil sie einst als Findelkind an einem Sonntag auf einer Bank aufgelesen wurde. Der Vater war gerade mit der Mutter bei einem Bankraub unterwegs und kam nicht mehr zurück. Gesucht hatte er sie, aber nicht gefunden, und die Mutter starb gar bei dem Raub. Klara trägt auch als Erwachsene noch an diesem Schock, vielfach wird darauf zurückverwiesen. Wahrscheinlich ist Klara gerade deshalb Bewährungshelferin geworden.
Sozialdrama trifft Komödie: Kann das funktionieren?
Tiere sind ihr lieber als Menschen. Die Schildkröte, die sie einst vom Vater bekam, hat sie immer noch. Die setzt sie jetzt zu therapeutischen Zwecken bei traumatisierten Jungen wie dem kleinen Robert ein. Fast hätte sie mit der drolligen Kröte auch noch Roberts Vater, einen verarmten Musiker und Drahtzieher des Marihuana-Schmuggels, zum Besseren bekehrt.
Sebastian Orlac (Drehbuch) und Jeanette Wagner (Regie) versuchen in "Liebe macht blind", schwere Schicksale mit leichtem Tonfall zu erzählen, das Sozialdrama und die Komödie miteinander zu verbinden. Bald schon macht sich indes der Eindruck breit, dass hier alles auf halbem Weg zur Comedy ein wenig stehen geblieben ist, Klaras toughe Art kann fehlenden Witz leider nicht ersetzen. Aber es ist ein Film, der einmal mehr starke Frauen feiern will.
Thelma Buabeng, die Klaras schwarze Freundin spielt, drückt das wahrscheinlich ganz gut so aus: "Ich liebe es, dass starke selbstbestimmte Frauenfiguren im Mittelpunkt stehen", sagt sie. "Oft geht es leider bei Frauenrollen um verzweifelte Figuren, die sich nach einem Mann sehnen. Die Ladys bei 'Klara Sonntag' stehen jedoch ganz klar ihre Frau." Dem kann ohne Weiteres beigepflichtet werden.
Klara Sonntag – Liebe macht blind – Fr. 18.03. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH