Für "WWM"-Kandidat ist die Million zum Greifen nah! Gab es ein Happy End?
Seit langer Zeit hatte Günther Jauch einen Kandidaten vor sich, der es bis zur Millionenfrage schaffte. "Normalerweise bin ich auf der Seite vom Stuhl, wo man sich wohler fühlt", erklärte der Zahnarzt.
In der langen Historie von "Wer wird Millionär?" gab es nur 16 Teilnehmer, denen es gelang, die Frage des Sendungstitels mit "Ich!" zu beantworten. Das letzte Mal passierte das vor rund zwei Jahren. Auch die 500.000-Euro-Stufe erreichen die wenigsten Kandidaten. Insofern ist es kein Wunder, dass neben dem Mann auf dem Ratestuhl und seiner mitgereisten Partnerin sogar der Moderator nervös wurde, als nach langer Zeit mal wieder die Millionenfrage gestellt wurde.
Tipps für die Zahnreinigung
David Thelen ist Zahnarzt. Am Montagabend allerdings musste er sich vom "Wer wird Millionär?"-Moderator auf den Zahl fühlen lassen. Der hoffte, ihn mit seinen Fragen nervös zu machen. Doch die Stufen über die 500-Euro-Marke meisterte der Würzburger ohne Anstrengung.
Daher wechselte Günther Jauch in den Smalltalk-Modus, um Tipps für die perfekte Zahnreinigung zu erfahren. Die Kür: Nach dem Zähneputzen nur die Zahnpasta ausspucken, aber nicht mit Wasser nachspülen. Jauchs Reaktion: "Sechs Jahrzehnte alles falsch gemacht!" Selbstkritisch zeigte der Moderator die Zähne: "Und man sieht es mir an."
Welche Bezeichnung geht auf Egon Erwin Kisch zurück? "Rasender Reporter" wusste der Kandidat für 4.000 Euro. Bei dem Stichwort plauderte Thelen aus, dass seine Mutter ihm einen Rat gab, als er bei der Berufswahl auch den Journalismus ins Auge fasste. "Mach lieber was Vernünftiges", zitierte er die Mama. Ein Fettnäpfchen gegenüber Jauch, denn der ist gelernter Journalist.
Jauch amüsierte sich im Gegenzug über die Meinung von einem Freund von David Thelen. Der fand, Zahnarzt sei "der ekligste Job, den er sich vorstellen kann". Die Pointe lieferte der Kandidat gleich nach: "Man muss dazu sagen: Der ist Kanaltechniker." Günther Jauch und die Zuschauer im Saal lachten.
Alles auf eine Karte
Nachdem der Kandidat auch die 8.000-Euro-Frage ohne Mühe gemeistert hatte, verkündete Jauch: "Ich bin ein bisschen besorgt – vier Joker, da müssen wir jetzt langsam mal abbauen – Prophylaxe." Doch Jauchs Plan ging nicht auf. 16.000 Euro wert war die Antwort auf die Frage: "Von über 190.000 auf unter 19.000: Welche Pkw-Farbe hat bei den Neuzulassungen zwischen 2013 und 2022 an Sympathie verloren?" Weiß, Schwarz, Blau, Braun? Der Kandidat dachte zwar kurz darüber nach, den Publikumsjoker zu nutzen, aber der Moderator ließ ihn umschwenken auf die eigene Intuition: Braun. Der Zahnarzt setzte wagemutig alles auf eine Karte und kam damit durch.
Nach der souverän gelösten 64.000-Euro-Frage sprach Günther Jauch den Kandidaten auf eine Jugendsünde aus der Studentenzeit an: Nach einer durchzechten Nacht verlor er den Führerschein und musste die MPU machen, auch bekannt als "Idiotentest". Und das, obwohl er nicht mit dem Auto unterwegs war, sondern gerade erst auf sein Fahrrad steigen wollte. Wieder lernte Jauch etwas Neues: Wenn die Polizei einen auffordert, auf einer Linie geradeaus zu gehen, solle man das nicht allzu akkurat machen, sonst würde der Eindruck entstehen, man sei routinierter Trinker.
Nun versuchte Jauch, das Publikum auf seine Seite zu ziehen: "Er traut Ihnen nichts zu", interpretierte er, da der Kandidat Publikums- und Zusatzjoker noch aufsparte.
Erst bei der 125.000-Euro-Frage sollte der Zusatzjoker helfen: "'Cartouche, der Bandit' mit Jean-Paul Belmondo in der Titelrolle war im deutschen TV der allererste Film ...?" Mit Ton, in Farbe, mit Werbeunterbrechung, mit über 120 Minuten Länge? Der Zusatzjoker wählte Antwort B. Richtig!
Günther Jauch mit den Nerven am Ende: "Das gibt's nicht!"
"Haben Sie Angst?", wollte der Moderator von der mitgereisten Partnerin des Zahnarztes wissen. Jauch glaubte, "leichte Sorgenfalten" zu erkennen. Kein Wunder: "Dass jemand um eine halbe Million spielt und noch zwei Joker hat, ist sehr, sehr selten." Die 500.000-Euro-Frage lautete: "Welches Land ist das einzige weltweit, dessen gesamtes Staatsgebiet mehr als 1.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt?" David Thelen befragte die Schwarmintelligenz im Studio. 30 Prozent waren für Andorra (A), 20 Prozent für Bhutan (B), vier Prozent für Lesotho (C) und 46 Prozent für Bolivien (D).
David Thelen bemühte zusätzlich den Telefonjoker. Der allerdings hielt die Antwort für am wahrscheinlichste, die dem Publikum am unwahrscheinlichsten vorkam: Lesotho. Nur vier Prozent der Votierenden vor Ort hielten das für denkbar. Als David Thelen sich dennoch für diese These entschied, hakte Jauch ungläubig nach: "Echt?"
Jauch machte deutlich, wie sehr er mitfieberte: "Ich kriege den Zusammenbruch immer dann, wenn ich es selbst nicht weiß." Das war auch in diesem Moment so. Nach der Werbepause stellte sich heraus: David Thelen hatte seinem Kumpel zu Recht vertraut! Der Moderator schüttelte ungläubig den Kopf: "Das gibt es nicht!"
"Gnädige Frau, Sie sind um Wochen gealtert", glaubte der Moderator bei der Partnerin von David Thelen zu erkennen. Es gab allerdings keine Verschnaufpause: "Wir feiern einen der seltenen Momente in der Geschichte, wo wir die Eine-Million-Euro-Frage stellen", proklamierte Jauch. Sollte Thelen falsch liegen, würde er auf 500 Euro plumpsen. Sollte er sich nicht mehr äußern, hätte er eine halbe Million Euro sicher. Den innerlichen Druck beschrieb der Zahnarzt mit Selbstironie: "Normalerweise bin ich auf der Seite vom Stuhl, wo man sich wohler fühlt, und jetzt dreht sich das mal um."
Konrad Adenauer hätte die Million gebracht
"Wem sicherte das Ergebnis der Bundestagswahl, bei der erstmals auch Briefwahl möglich war, die Kanzlerschaft?" So lautete die Millionen-Frage. Zur Wahl standen Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl. "Man muss es nicht ausreizen", entschied David Thelen. "Bei Lesotho hatte ich schon einen kleinen Herzstillstand, ich quatsche Ihnen da nicht mehr rein", kommentierte Günther Jauch.
Der Kandidat hatte keinen Grund, Trübsal zu blasen: Er hatte eine halbe Million Euro in einer Nacht verdient. Einen Teil des Geldes wollte er investieren, um sämtliche Grand-Slam-Finals im Tennis zu besuchen. Unter anderem mit der Mama und der Freundin. Perfektes Timing: Er hätte Willy Brandt gewählt. Korrekt wäre Konrad Adenauer gewesen – 1957 wurde in der Bundesrepublik erstmals auch per Brief gewählt.
Anja Scharf aus Bayreuth war die Überhangkandidatin. Sie erspielte 16.000 Euro. Polizist Sven Dormann aus Bremen darf kommende Woche erneut antreten. Dann geht es um die 32.000-Euro-Frage.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH