Zweiter Teil des Krimis

"Sörensen fängt Feuer": Bjarne Mädels mischt Nordfriesland auf

18.10.2023, 07.59 Uhr
von Eric Leimann

Bjarne Mädel hat mit "Sörensen fängt Feuer" den zweiten Kriminalroman seines Freundes Sven Stricker verfilmt. Bereits der erste Teil wurde mit Lob überschüttet. Ein kluger Film, mit einem außergewöhnlichen Ermittler. 

ARD
Sörensen fängt Feuer
Kriminalfilm • 18.10.2023 • 20:30 Uhr

Eigentlich hatte der vielbeschäftigte Schauspielstar Bjarne Mädel ja gesagt, er wolle aus den "Sörensen"-Kriminalromanen keine Reihe machen. Zumindest nicht mit ihm als Regisseur und Hauptdarsteller. Zu viel Stress das Ganze! Doch Mädels Debüt "Sörensen hat Angst" über einen Hamburger Kommissar, der sich mit einer massiven Angststörung in die nordfriesische Provinz absetzt, war einfach zu gut um aufzuhören: Der NDR-Krimi vom Januar 2021 wurde von der Kritik mit Lob überschüttet, und Bjarne Mädel selbst verdiente sich einen Grimme-Preis als Darsteller. Dazu kommt persönliche Sympathie: Sven Stricker, der Autor der mittlerweile vier Bände umfassenden Buchreihe und Drehbuchautor der Filme, ist ein Freund des Schauspielers. Stricker soll bei der Entwicklung der Sörensen-Romanfigur bereits Bjarne Mädel im Kopf gehabt haben.

Das leere Haus füllt sich schneller als gedacht

Bei so viel (menschlicher) Qualität konnte Bjarne Mädel, 55, einfach nicht "nein" sagen und übernahm auch bei der Fortsetzung "Sörensen fängt Feuer" wieder Regie und Hauptrolle. Zur Handlung: Kommissar Sörensen fühlt sich trotz seines Hundes Cord alleine. Er leidet immer noch unter Angstattacken, dennoch möchte er von den Tabletten gegen seine Symptome wegkommen. Seine Kollegin Jenny (Katrin Wichmann) rät ihm zur Teilnahme am sonntäglichen Speed-Dating in Brake. Immerhin die Möglichkeit, selbst in dünn besiedelten Landstrichen eine Hand voll potenzielle Partnerinnen in kurzer Zeit kennenzulernen. Sörensen einsames Haus füllt sich jedoch schneller als gedacht. Eines Nachts überfährt er beinahe eine junge Frau, die verwirrt über eine Landstraße stolpert. Jette (Liv Clasvogt) ist blind und hat ihr gesamtes bisheriges Leben in einem Kellerraum verbracht. Dort wollte sie ihr religiöser Vater vor der bösen Außenwelt schützen. So sagte er jedenfalls.

Beste Szene eines deutschen Fernsehfilms 2023?

Eines Tages jedoch stand die Tür des Gefängnisses offen und Jette entkam. Sörensen, Jenny und ihr junger Kollege Malte (Leo Meier) suchen zunächst Jettes "Elternhaus" – was gar nicht so einfach ist, wenn man von Geburt an blind und in großer Panik daraus geflohen ist. Mit der Zeit erzielen die Polizisten des nordfriesischen Katenbüll jedoch Erfolge: Man findet das Haus, einen Toten und erfährt mehr über eine religiöse Gruppe, die in der Nachbarschaft so ein bisschen ihr eigenes Leben lebte. Ein Mitglied der Sekte war die bettlägerige Mutter von Malte (Karoline Eichhorn). Sörensen darf ihr – trotz Maltes Scham – einen Besuch abstatten.

Wie auch in "Sörensen hat Angst", der nun auch wieder in der ARD-Mediathek steht, funktioniert der ungewöhnliche Genre-Mix auch diesmal. So düster sich die Krimihandlung in der tristen nordfriesischen Provinz gestaltet (gedreht wird allerdings in Ostfriesland!), so lustig, skurril und klug werden die menschlichen Geschichten rund um Sörensen, Jenny, Malte und toll pointierte Nebenfiguren erzählt. Sörensens Monolog während einer Autofahrt mit Jenny über die Unmöglichkeit, eine Frau zu finden, dürfte jetzt schon ein heißer Kandidat für die beste Szene eines deutschen Fernsehfilms im Jahr 2023 sein.

Ein Oscar-Preisträger sorgt für die Musik

Weil dem Regisseur Bjarne Mädel die deutsche Krimiflut mindestens ebenso auf die Nerven geht wie vielen anderen Schauspielern, versucht er typische Krimiszenen anders darzustellen als gewohnt. In "Sörensen fängt Feuer" wird die komplexe Auflösung des Falles statt durch endlosen Info-Dialog in Form einer Theater-Performance vollzogen. Und das funktioniert, ohne dass es "gaga" wirkt. Unterhaltungsfernsehen kann manchmal mehr als man denkt.

Zum Abschluss des Films gibt es dann tatsächlich noch das versprochene Speed-Dating in Brake, wofür sich teilnehmende Gaststars wie Lina Beckmann oder Godehard Giese einen Impro-Drehtag Zeit nahmen. Der muss ein großer Spaß gewesen sein, denkt man sich. Die eindringliche Musik zum Krimi stammt übrigens von einem echten Oscar-Preisträger. Sörensen-Komponist Volker "Hauschka" Bertelmann hatte die Filmtrophäe für seinen Soundtrack zum deutschen Netflix-Sensationshit "Im Westen nichts Neues" gewonnen.

Sörensen fängt Feuer – Mi. 18.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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