Sender wird 30 Jahre alt

TV-Unterhaltungschefs im Interview: "Wer ist der typische VOX-Zuschauer?"

25.01.2023, 14.38 Uhr
von Franziska Wenzlick

    Seit 30 Jahren liefert VOX TV-Formate wie "Goodbye Deutschland" oder "Das perfekte Dinner". Das große Jubiläum des Senders feiern auch dessen Unterhaltungschefs Marcel Amruschkewitz und Kirsten Petersen. Im Interview haben die beiden Verantwortlichen über den "typischen VOX-Zuschauer" geplaudert und wie sie sich die Zukunft des Senders vorstellen. 

    "Guten Abend, wir sind die Neuen auf Ihrem Bildschirm": Mit diesen Worten begrüßte der damalige Programmdirektor Ruprecht Eser am 25. Januar 1993 um 17 Uhr die Zuschauerinnen und Zuschauer von VOX. Drei Jahrzehnte später ist der zur RTL Group gehörende Sender fester Bestandteil des deutschen Fernsehprogramms – und erfreut sich, nicht zuletzt dank Personalien wie Tim Mälzer und Guido Maria Kretschmer, großer Beliebtheit. Doch welches Geheimnis steckt hinter Erfolgsformaten wie "Kitchen Impossible" und "Shopping Queen"? Und wie hat sich der Sender im Laufe der Jahre verändert? – Zum 30. Geburtstag stehen die VOX-Unterhaltungschefin Kirsten Petersen und ihr Kollege, VOX-Chefredakteur und -Unterhaltungschef Marcel Amruschkewitz, Rede und Antwort.

    prisma: Was wissen Sie nach 30 Jahren als Sender über Ihr Publikum: Gibt es einen typischen VOX-Zuschauer oder eine typische VOX-Zuschauerin?

    Kirsten Petersen: Wir wollen mit unserem Programm alle ansprechen. Die VOX-Zuschauerinnen machen aber einen Großteil unseres Publikums aus. Besonders erfolgreich sind wir unter anderem bei den Frauen zwischen 30 und 49 Jahren, die sich vor allem für Formate wie "Sing meinen Song" und "Goodbye Deutschland" begeistern. Die jüngeren Zuschauerinnen schalten vor allem Formate wie "Das perfekte Dinner" oder "Zwischen Tüll und Tränen" ein. Und mit "Die Höhle der Löwen" oder "Kitchen Impossible" versammeln wir alle vor dem TV-Gerät – auch sehr viele Männer.

    Marcel Amruschkewitz: "VOX ist ein Gefühl"

    prisma: Gibt es Zielgruppen, die Sie noch nicht erreichen – in Zukunft aber mehr ansprechen wollen?

    Kirsten Petersen: Wie schon erwähnt wollen wir ein Programm machen, das möglichst viele Zuseherinnen und Zuseher anspricht und einlädt, VOX zu schauen – dementsprechend denken wir in unseren Entwicklungsprozessen grundsätzlich nicht in speziellen Demografien, sondern primär in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen.

    prisma: Wie erzeugen Sie das "Sendergefühl", das wohl die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer mit VOX verbinden?

    Marcel Amruschkewitz: Genau, VOX ist ein Gefühl. Wir bieten Unterhaltung mit Herz und gerne auch mit Haltung. Unsere große Stärke ist es, die Geschichte von Menschen unterhaltsam, authentisch und mit viel Feingefühl zu erzählen. Ob bei der "Shopping Queen", "First Dates", unseren Tierformaten, den Dokumentationen oder in unserem neuen Dating-Format "Herz an Bord". Wichtig ist dabei, dass wir immer eine positive Grundhaltung haben, selbst wenn Menschen mal scheitern – denn auch das gehört dazu.

    Mit viel Liebe zum Detail

    prisma: Was macht Dauerbrenner wie "Shopping Queen" oder "Das perfekte Dinner" so erfolgreich?

    Marcel Amruschkewitz: Dass sie so gehegt und gepflegt werden. Die Arbeit wird häufig unterschätzt. Man kann ein Format nicht einfach einführen und es dann über Jahre weiterlaufen lassen. Es müssen immer kleine Stellschrauben gedreht werden, um die Programme aktuell und frisch zu halten. Und das wird bei beiden Formaten, wie bei allen anderen "Langläufern" in unserem Grid auch, mit viel Liebe zum Detail gemacht.

    prisma: Für was steht VOX heute?

    Kirsten Petersen: VOX steht heute vor allem für innovative Eigenproduktionen. Mit Formaten wie "Die Höhle der Löwen", "Kitchen Impossible", "Sing meinen Song" oder "Zum Schwarzwälder Hirsch", ein Inklusions-Format, das gerade für den Grimme-Preis nominiert wurde, feiern wir heute unsere größten Erfolge.

    prisma: ... und früher?

    Kirsten Petersen: In den 00er-Jahren war das tatsächlich anders: Damals wurde die Liste der erfolgreichsten Formate von Lizenzserien wie "CSI" oder "Criminal Intent" angeführt.

    Veränderungen der TV-Welt

    prisma: Sind die Ansprüche der Zuschauerinnen und Zuschauer heute anders als noch vor zehn, 20 oder 30 Jahren?

    Kirsten Petersen: Die Ansprüche sind dieselben: Das Publikum wünscht sich attraktives Programm. Es gibt nur sehr viel mehr Anbieter.

    prisma: Wie gehen Sie damit um?

    Kirsten Petersen: Um hervorzustechen, braucht man ein exklusives Programmangebot und eine gute Mischung aus Best Brands und neuen innovativen Formaten – hier wollen wir nach wie vor auf dem internationalen Lizenzmarkt so flink und so gut vernetzt wie möglich sein und die Inhouse-Eigenentwicklung weiter pushen. Und unsere Teams bei VOX arbeiten Tag für Tag mit viel Herzblut und Leidenschaft daran, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern genau das zu bieten.

    prisma: Ist es durch die zunehmende Beliebtheit von Streaminganbietern schwieriger geworden, die Menschen für lineares Fernsehen zu begeistern?

    Marcel Amruschkewitz: Natürlich nutzen gerade jüngere Menschen immer häufiger und gerne Streamingdienste. Es ist aber nach wie vor so, dass man über keinen Kanal mehr Menschen auf einmal erreicht als über das lineare Fernsehen. Und für die, die unser VOX-Programm zeitversetzt oder vorab schauen wollen, haben wir RTL+ – so können wir also auch im Streaming viele Menschen mit unserem VOX-Programm erreichen.

    Zukünftiges Streaming-Angebot

    prisma: Wollen Sie Ihr Streaming-Angebot bei RTL+ noch weiter ausbauen?

    Kirsten Petersen: Die Kolleginnen und Kollegen von RTL+ sind ja bereits dabei, das Angebot zu erweitern. Neben dem Videoangebot, zu dem eben auch unsere VOX-Formate gehören, können die Userinnen und User inzwischen über die Musik-App auch auf über 90 Millionen Songs und Podcasts zugreifen. Das ist auch für uns und unsere Talents spannend, weil wir unseren Zuschauerinnen und Zuschauern so zum Beispiel Playlists oder Podcasts zu unseren Formaten anbieten können.

    prisma: Was ist für die nächsten 30 Jahre geplant – oder zumindest die nächsten drei?

    Marcel Amruschkewitz: Marathonläufern sagt man ja nach, dass sie erst mit 35 den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben. An diesem Beispiel orientieren wir uns gerne.

    prisma: Inwiefern?

    Marcel Amruschkewitz: Wir sind im letzten Jahr bei 14-49 und 14-59 auf Platz drei vorgerückt. Diesen Platz wollen wir natürlich verteidigen – und dafür haben wir schon viele schöne Programmideen. An dieser Stelle gilt unser Dank nochmal dem kompletten Team, das nach wie vor für unseren Sender und das Programm brennt und immer bereit ist, für das beste Ergebnis eine Extrameile zu gehen.


    Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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