Bei "Mälzer und Henssler liefern ab!"

Tim Mälzer wird von "Tagesschau"-Sprecher und "Tchibo-Unterhosenmodel" Constantin Schreiber überrascht

20.11.2023, 09.59 Uhr
von Jürgen Winzer

Im neunten Duell von Steffen Henssler und Tim Mälzer ging es gewohnt ruppig umher. Der eine TV-Koch rastete wegen "dekonstruierter Tortilla" aus und sein Kollege ging beim Salzen von Speck hoch wie ein Zäpfchen.

"Wir sind wie eine chemische Verbindung. Jeder für sich relativ harmlos, aber treffen sie aufeinander – dann geht die Hütte hoch." Also sprach Tim Mälzer (52) vor der neuesten Folge von "Mälzer und Henssler liefern ab!" (VOX) mit seinem ewigen Widersacher Steffen Henssler (51). Treffender kann man den Zauber der Show eigentlich nicht auf den Punkt bringen.

Koch-Comedy und kulinarische Tricks

Das bewies auch das neunte Duell, denn die beiden Koch-Gladiatoren mit kulminiert über 60 Jahren Kocherfahrung zeigten sowohl am Herd wie auch bei der Häme einmal mehr eine Meisterleistung. Woran es liegt? Mälzer hatte da eine Vermutung: "Wir haben beide eine komplett gestörte Selbstwahrnehmung, weil wir wirklich denken, dass wir die Einzigen und die Größten sind."

"Je länger wir das machen, desto mehr merken wir, dass wir uns verflucht ähnlich sind", konstatierte auch Steffen Henssler vor der neuen Lieferaufgabe. Nach acht Duellen lag Henssler knapp 4:3 in Führung, zuletzt gab es ein Remis. Mälzer forsch: "Wir müssen ein für allemal klären, wer weiß, wo der Frosch kulinarisch die Locken hat."

"Mälzer und Henssler liefern ab!" ist keine herkömmliche TV-Kochshow. Es ist vielmehr Koch-Comedy. Die Sprüche, die sich die beiden Herd-Kombattanten drücken, sind so saftig wie die Steaks oder Schollenfilets, die sie bruzzeln. Die gegenseitige Häme so scharf wie die Soßen und das ständige Gegiftel so irre wie die kulinarischen Tricks, die beide unter enormem Zeitdruck aus dem Hut zaubern, um ein Menü in letzter Minute noch entscheidend zu pimpen. Dabei kommt die reine Kochklasse der beiden beinahe ein bisschen zu kurz. Gibt es eigentlich schon ein "Mälzer und Henssler liefern ab!"-Kochbuch?

"Mr. Tagesschau" Constantin Schreiber hat Hunger mitgebracht

Noch bevor es mit der ersten von fünf Lieferungen an anonyme Kunden, die erst nach und nach durch Tipps per Bon, Bilder oder Sprachnachrichten durchblicken lassen, um wen es sich handelt und welche Speisen sie wünschen, richtig losging, gab es Gelegenheit, etwas Außergewöhnliches zu sehen. "Mr. Tagesschau", Constantin Schreiber, betrat als Gast die Küche. Während Henssler den ARD-Journalisten persönlich kennt, glaubte Mälzer den Augen nicht zu trauen: "Der sieht ja eher wie ein Tchibo-Unterhosenmodel aus, als wie ein Nachrichtensprecher."

Constantin Schreiber hatte indes etwas mitgebracht: "Hunger auf Aasiatisch". Und siehe: Henssler und Mälzer arbeiteten zusammen! Mälzer: "Komm, mach dein Thunfisch-Teriyaki, und ich mach'n bisschen Maisbeilage und Avocado und gut ist."

Gesagt, getan, geschmeckt! Mälzer grinsend: "Gemeinsam machen wir uns zu besseren Menschen." Zu Freunden gar? Nein, so weit mochte Mälzer dann doch nicht gehen: "Ich mag das Wort Freundschaft nicht in Bezug auf Henssler. Ich sag Brudi. Einen Bruder kann man auch hassen. Den kannste dir nicht aussuchen. Den haben die Eltern gemacht und du musst damit klarkommen." Henssler süffisant: "Ich mag den ja wirklich, bei ihm ist das nur Fassade." Und überhaupt: "Mälzer ist wie Bud Spencer. Grimmig, weiches Herz. Nur weniger Hirn."

Verbale Attacken unterhalb der Gürtellinie

Besonders schön: Als läge eine Art automatisches "Murphy's Law" über der Küche, wird sehr oft der, der am siegessichersten ist, von den Kunden bei der Wertung abgestraft. Wobei: Mälzer sieht sich immer vorne, weil: "Ich bin, jenseits jeder Diskussion, natürlich der bessere Koch." Das Problem: Obwohl ihn Deutschland "zu 60:40" mehr liebe als den Henssler, sei "Deutschland nicht reif für Innovation". Auf gut Deutsch: Die blöden Kunden wissen halt nicht zu schätzen, was ihnen der geniale Kochkünstler Mälzer da wieder gnädigst hingezaubert hat. Einmal sagte Mälzer: "Wenn ich damit nicht punkte, versteh ich die Sendung nicht, dann muss Steffen sie künftig mit Nelson Müller machen."

So ging's gleich los. "Wenn ich das verliere, bin ich raus", tönte Mälzer vor der Lieferung an das Metzger-Trio aus der "Fleischerei Fricke", der ersten Bio-Metzgerei Hamburgs. "Ich kann mich geistig und kulinarisch nicht auf die Frittier-Wichse von Steffen runterlassen", redete er weiter sich groß und den Gegner klein. "Ich bin anders als der Hering- und Matjes-Schubser. Wenn es nicht Leute wie mich gäbe, würden wir kulinarisch wieder Neandertaler sein." Aber auf Küchen-Karma ist Verlass: Mälzer bekam sofort mit einem 4:5 mit dem Kochlöffel eins hinter die Löffel.

Mälzer ist der deutlich offensivere, redet die Fähigkeiten des Kontrahenten permanent klein, als bettle er um die Backpfeifen des Schicksals. Selbst wenn er lobt, ist es eine Vernichtung: "Ich habe Hensslers Erfolgsrezept erkannt", meinte er zwischendurch, "Sein Essen sieht zwar aus wie hingerotzt und schon einmal verdaut, aber er bringt den Geschmack ans Produkt."

Das gelang Henssler in Runde zwei, zu bedienen war ein Studenten-Quintett, das sich vorwiegend Vegetarisches wünschte, nicht so doll. Mälzer siegte 5:3,5 – unter Zuhilfenahme der Fritteuse. Henssler höhnisch: "Wenn ich das gemacht hätte, wär ich wieder Hein Doof gewesen, aber wenn er's macht, ist es plötzlich hohe Kochkunst." Sie sind einfach zu süß.

Überraschung bei der Wertung

Nach einem beiderseitigen Zwischenhoch (ein tolles 5:5 in der dritten Runde), stieß die vierte Bestellung "Dekonstruierte Tortilla mit Dessert mit Sellerie und schwarzem Pfeffer") Henssler so sauer auf, dass er sich, so Mälzer, in einen "Blutrausch" reinsteigerte: "Warum soll ich einen Klassiker kaputtmachen? Warum soll ich Sellerie in ein Dessert tun? Was ist in deinem Leben falsch gelaufen?"

Mälzer wurde quietschfidel und – natürlich – noch siegessicherer. Er habe "nicht den Hauch eines Zweifels" an seinem Sieg, meinte er bei der Lieferung, die ihn übrigens zu seiner alten Berufsschule führte, wo die Kunden, die Koch-Nationalmannschaft, für den Wettkampf "Euroskills" trainierte. Und, auch fast klar: Der höhnische Mälzer verlor den Gang gegen den mürrischen Henssler, der plötzlich wieder bester Dinge war. "Vielleicht krieg ich bald eine Anfrage, dass ich Kapitän der deutschen Koch-Nationalmannschaft werden soll", feixte er, während Mälzer beinahe vor Wut in die Herdplatte biss.

Am Ende waren zwei Damen von einer Schiffstankstelle das Zünglein an der Küchenwaage. Mit einem 17:17,5-Rückstand trabte Mälzer an – und einem schlechten Gefühl, weil die Damen "Scholle Finkenwalder Art" bestellt hatten, also Fisch. Ausgerechnet. Denn, das sieht sogar Mälzer ein: "Henssler ist der beste Fischkoch der Welt." Die Nervosität hatte sich am Herd bereits gezeigt. Henssler höhnte, weil Mälzer den salzigen Speck extra salzte. Mälzer ging hoch wie ein Zäpfchen: "Hau doch ab, du Ar...loch, du dreckiger Kackvogel. Ich könnt dir so in die Fresse hauen."

Umso überraschender für ihn die Wertung: Die Ladys gaben ihm eine Fünf, Henssler nur eine 4,5. Und plötzlich war die Welt wieder in Ordnung. Und die Beleidigungen? Halb so schlimm: "Ich bin der Einzige, bei dem Beleidigungen Ausdruck von Respekt sind." Ja, dann.

Am Ende stand's 22:22. Wieder unentschieden. "Schön, dass wir uns den ganzen Tag den Ar... aufgerissen, geschimpft, geschwitzt, die Küche zerlegt haben. Für ein Unentschieden?!" Immerhin, so Henssler: "Wir haben gezeigt, dass wir beide irgendwas können." Mälzer: "Stimmt, er ist doch nicht so dumm, wie alle anderen immer sagen." Schön.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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