Quo vadis, CDU/CSU und SPD? Dieser Frage widmet sich eine ZDF-Doku, die die neue politische Wirklichkeit in der deutschen Politik thematisiert.
Die Zeit der großen Blöcke – CDU/CSU auf der einen, die SPD auf der anderen Seite, beide mit teilweise über 40 Prozent der Wähler – ist lange vorbei. In der neuen ZDF-Dokumentation "ZDFZeit: Volksparteien ohne Volk?" analysiert Filmemacher Steffen Haug die Erosion der alten Kräfte, die bislang die Geschicke der Bundesrepublik leiteten. Außerdem beschäftigt er sich mit den vielen Wechselwählern, die sich oft lange nicht entscheiden können. Was bewegt die Menschen im Lande vor der Wahl im September?
Umfragen können dabei immer nur Stimmungsbilder sein, gerade in Zeiten der Einflussnahme über digitale, vor allem soziale Medien dreht sich der Wind in der Republik gelegentlich überraschend schnell. Das liegt auch an der Auflösung der herkömmlichen Milieus – etwa der klassischen, meist solidarisch gesinnten Arbeiterschaft oder der Bildungsbürger-Mittelschicht. Zudem radikalisiert sich die Debatte im Angesichts vieler Krisen.
Gerade Jüngere werden heftig umworben. So kommt in der Doku der ehemalige CSU-Vorsitzende Theo Waigel zu Wort, der auch die eigene Jugendorganisation kritisiert. "Ich höre von der Jungen Union viel zu wenig, wünschte mir hier wirklich mehr Aktivität, mehr Ideen, Kraft und, ja, mehr Einfluss", sagt Waigel. Sein Kollege Gregor Gysi von der Partei Die Linke teilt mit Waigel nur sehr wenige politische Ansichten, aber auch er warnt vor Entwicklungen, die den demokratischen Prozess im Lande nicht leichter machen werden. "Ich denke, dass wir ein Parlament werden, das zwischen fünf und sieben Parteien schwankt und wechselt", so Gysi.
Die alte Übersichtlichkeit, die die Politik-Granden vermissen, lässt sich nicht mehr so einfach zurückholen. So sagt der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering im Film: "Wenn wichtige Politiker ins Ruhrgebiet kamen, dann kamen hunderttausend und hörten sich das an. Das ist alles nicht mehr." CDU-Urgestein Bernhard Vogel traut mittlerweile sogar den Grünen zu, neben der Union "zweite Volkspartei" zu werden.
ZDFzeit: Volksparteien ohne Volk? – Di. 24.08. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH