Spielfilm im Ersten

"Zur Hölle mit den anderen": Es wird gestritten, gesoffen und gestichelt

05.04.2023, 08.16 Uhr
von Jasmin Herzog

Man stellt sich das gemeinhin so schön vor, wenn man alte Bekannte nach Jahren wieder trifft: Doch so läuft das im Spielfilm "Zur Hölle mit den anderen" von Regisseur Stefan Krohmer nicht ab. Verschiedene Lebensentwürfe treffen aufeinander und sorgen für ordentlich Zündstoff.  

ARD
Zur Hölle mit den anderen
Komödie • 05.04.2023 • 20:15 Uhr

Gemeinsames Schwelgen in Erinnerungen, alte Fotos anschauen, dazu ein Glas Rotwein. Was aber, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat? Oder, noch schlimmer: wenn man feststellt, dass man sich eigentlich gar nicht mehr ausstehen kann? Die hervorragende Komödie "Zur Hölle mit den anderen" (2017), die nun im Ersten wiederholt wird, spielt dieses Szenario durch. Und das ohne Gnade.

Regisseur Stefan Krohmer lässt in seinem Film vier Paare, alle Mitte 30, Anfang 40, aufeinandertreffen. Seit neun Jahren haben sich Katrin (Britta Hammelstein) und ihre Studienfreundin Sandra (Mira Bartuschek) nicht mehr gesehen, jetzt ist Katrin mit Mann Steffen (Felix Knoop) zu Gast bei Sandra und Erik (Holger Stockhaus). Eltern sind sie alle in der Zwischenzeit geworden, sonst aber gibt es kaum Gemeinsamkeiten mehr.

Die Fronten sind schnell geklärt

Katrin hat sich zur taffen Karrierefrau gemausert, während Sandra, im Studium einst die Überfliegerin, sich in Vollzeit um Sohn Frederik kümmert. Bei den Männern ist es Erik, der erfolgreich eine Chemiefabrik leitet, während Steffen, einst Journalist und selbst erklärter Öko, ganz den modernen Papa gibt und zu Hause bleibt. Ihr Kind haben die beiden, politisch überkorrekt, ausgerechnet Fatme genannt. Trotz blonder Haare. Erik hingegen hat "zwar nichts gegen Ausländer, aber ...". Die Fronten sind also schnell klar. Zunächst sind es nur ein paar harmlose Fragen, die die Funken entzünden: "Ach, du arbeitest gar nicht?!", oder: "Du bist verheiratet?" – "Klar, du nicht?"

Dass hier die unterschiedlichsten Lebensentwürfe hart aufeinandertreffen, ist allen Beteiligten schnell klar. Und ein jeder macht sich daran, seinen eigenen als den besten zu verteidigen. Zunächst aus Überzeugung, irgendwann nur noch aus Prinzip. "Du hast Gender-Studies studiert", ereifert sich Katrin, als Sandra ihrer Tochter ausgerechnet eine rosafarbene Plastikküche schenkt. Und Erik attackiert Steffen ganz offen: "Wenn ich diese Öko-Terroristen nur sehe, könnte ich das Jagdgewehr ausm Schrank holen", erklärt er dem überzeugten Umweltschützer.

Es brodelt unter der Oberfläche

So geht das 90 vergnügliche Minuten hin und her, fast so wie in Roman Polanskis Theaterstückverfilmung "Gott des Gemetzels". Es wird geschrien und gezetert, gesoffen und irgendwann auch geprügelt. Unter der scheinbar zivilisierten Oberfläche, so die Botschaft hier und bei Polanski, lauert eben doch noch ein Tier im Selbsterhaltungsmodus. Dass sie sich irgendwann untereinander die Augen auskratzen, ist bei all dem Hass, der sich in vielen Ehejahren aufgestaut hat, unausweichlich. Das großartige Drehbuch von Nicole Armbruster brennt bei all dem ein wahres Feuerwerk an fiesen Sprüchen und klugen Äußerungen ab, die sich ein hervorragend aufgelegtes Schauspielensemble genüsslich entgegenschleudert.

Zur Hölle mit den anderen – Mi. 05.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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