Arthur Penn

Artbur Hiller Penn
Lesermeinung
Geboren
27.09.1922 in Philadelphia, Pennsylvanien, USA
Gestorben
28.09.2010 in Manhattan, Nex York City, USA
Sternzeichen
Beruf
Regisseur, Produzent
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Biografie von Arthur Penn
Arthur Penns Filme weisen immer eine eigene Note vor, lassen die Gestaltung eines Mannes mit eigener Handschrift erkennen. Das liegt sicher an seiner unkonventionellen Arbeitsweise: Fast immer laufen am Set mehrere Kameras, und welches Bild schließlich das Richtige ist, entscheidet Penn am Schneidetisch. Das gilt schon für Arthur Penns ersten Spielfilm, der Billy the Kid-Variante "Einer muss dran glauben" (1958) nach Gore Vidals Bühnenstück. Meist wird Billy the Kid als tragischer Held dargestellt, der wie die Brüder Jesse und Frank James zu den Lieblingsgestalten des Western zählt. Paul Newman führt diesen William Bonney zwar auch als einen vor, der durch die Verhältnisse zum Outlaw geworden ist, zeichnet ihn aber schon als Verbrecher und Penns Regie nimmt der Figur den falschen Glorienschein, den die Legende um sie wob.

Penn, Sohn eines Uhrmachers russischer Herkunft, besucht die Olney High School, das Black Mountain College, studiert zwischendurch in Perugia und Florenz und geht schließlich ans Actor's Studio in Los Angeles. Europäisch geschult fühlt er sich auch immer zu Europäern hingezogen, so vor allem zu Ingmar Bergman. Seinen Filme spürt man davon nichts an, es sei denn, dass sie sich nie dem Hollywoodsystem unterworfen haben. Dass man ihn in Amerika einen Truffaut des amerikanischen Films nannte, hat nicht zuletzt dazu geführt, dass er, der selbst im Schneideraum eines jeden seiner Filme den Ton angab, von seinen Produzenten im nachhinein veramerikanisiert wurde.

In seiner Jugend spürt er Kreativität, sein Gefühl für Poesie und dramatische Kunst. Mit Erfolg beginnt er die Arbeit am Rundfunk, doch seine Karriere wird jäh durch den Einberufungsbescheid aufgeschoben. Das ist 1943, doch zwei Jahre später gelingt es dem Sergeanten Penn durch einen Trick, seiner künstlerischen Neigung auch hier nachgehen zu können: Er lässt sich zum GI degradieren und kann jetzt als gemeiner Soldat beim Fronttheater mitwirken, das von Joshua Logan geleitet wird. Hier macht er seine ersten Bühnenerfahrung, spürt seine Ausdruckskraft. Vor allem lernt er von Anfang an, mit Schauspielern umzugehen, Neigung und Fähigkeit eines jeden herauszufinden und zu unterstützen. Das zahlt sich schließlich auch aus, als er 1951 beim Fernsehen beginnt, wo er bis 1958 ein vielbeschäftigter Regisseur ist.

Penn beginnt als dritter 'floor manager' für "Colgate Comedy Hour". Fred Coe, ein Freund aus der Militärzeit, engagiert ihn später, das serielle Live-Drama "Gulf Playhouse: First Person" zu inszenieren und ist später auch Produzent seines ersten Kinofilms. Penn ist mit seiner Fernseharbeit sehr erfolgreich, zu den bekanntesten Programmen gehören "Philco Playhouse" und "Playhouse 90,", dazu gesellen sich Broadway-Erfolge wie "Blue Denim" (1954) and "Two for the Seesaw" (1957). Schon früh lässt sich erkennen, dass er nicht der reine Handwerker ist, sondern dass er seine Arbeiten auch als Autor prägt, wenngleich er selbst kaum Drehbücher geschrieben hat. Nach dem Kinodebüt "Einer muss dran glauben" arbeitet Penn wieder am Broadway und hat mit der Helen-Keller-Story "Licht im Dunkel" Erfolg. Die Lebensgeschichte des Mädchens, das im Alter von 19 Jahren blind und taub wird, bewegt das Publikum, Penn dreht eine Fernseh- und anschließend eine Kinoversion (1961).

Ganz und gar nicht erfolgreich ist sein folgender Film "Mickey One" (1964), in dem Warren Beatty eindringlich den stetigen Niedergang eines unter Erfolgswahn leidenden Showstars verkörpert, der mit einem Nervenzusammenbruch endet. Das ist ein schöner, schwieriger Film, eine fast kafkaeske Geschichte vor der Kulisse Chicagos. Im gleichen Jahr entsteht nach einem Drehbuch von Lillian Hellman "Ein Mann wird gejagt", der die Presse in zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite erkennt man in dem aufregenden Action-Film alle Klischeevorstellungen aus dem Alltag im Süden der USA. Da sind die perversen Reichen, die verkannten Guten, da gibt es die wilde Jugend und den Rassenhass. Doch Penns Regie macht die Zerrissenheit zwischen Rationalität und Gewalt, Kontrolle und Institution, Selbstbeherrschung und Impulsivität, Ordung und Destruktion spürbar. Vielleicht aber rührt die letztlich vorhandene Unsicherheit gegenüber dem Film aus der Tatsache, dass Produzent Sam Spiegel Arthur Penns Opus total zerschnippeln ließ. Jedenfalls lassen die Schauspieler Marlon Brando, E. G. Marshall und James Fox eine gewaltige Kraft erkennen.

1967 schließlich kommt "Bonnie und Clyde", der Film, der nicht nur für Warren Beatty und Faye Dunaway, sondern auch für Arthur Penn zum Erfolg wird: Die historische Geschichte des unauffälligen Serviermädchens Bonnie Parker und des neurotischen Farmersohns Clyde Barrow, die in den Depressionsjahren mit ihren linkisch ausgeführten Raubmorden als Rächer der Rechtlosen missverstanden und von den kleinen Leuten liebevoll geschützt werden, bis man ihrem Treiben ein Ende macht. Arthur Penn hat das traurige Drama durch Besetzung und dramatisches Lifting zum actionreichen Thriller aufgebaut. Zudem ist der Film eine kritische Reflektion einer Zeit und ihrer Moral.

In "Alice's Restaurant" (1969) stehen Arlo Guthrie und seine Musik im Mittelpunkt. Ein Stück amerikanischer Lebensgeschichte am Beispiel der Biographie des beliebten Countrysängers. Der Film ist bei uns anfangs nicht so erfolgreich, erlangt aber später fast Kultstatus. Dem quasi kleinen Film folgt im gleichen Jahr ein großer: "Little Big Man" ist eine aufregende Attacke gegeb den General-Custer-Mythos Hollywoods. Dudelsack-Pfeifer marschieren dem 7. US-Kavallerieregiment voran. In leuchtendem Weiß reitet General Custer mit seinen Männern zum Little Big Horn. Sie wollen die Lakota-Indianer besiegen, doch die können sich in einem letzten großen Aufbäumen der Gegner entledigen. Die schottische Volksmusik begleitet ein grausames Gemetzel von Indianerkindern, Frauen und Greisen - und dann folgt die Rache ...

"Vor einhundert Jahren, als ich zehn Jahre alt war" beginnt der greise Jack Crabb seine ungewöhnliche Geschichte. Er selbst ist der letzte Überlebende vom Little Big Horn. Der Krieger der Cheyenne-Indianer dient bei der US-Kavallerie und die geschichtlichen Ereignisse werden aus seiner Sicht gezeigt. Dustin Hoffman spielt den jungen Krieger, den Soldaten und den Greis, er ist der gelehrige Schüler, der Mitläufer, der nie selbst denkt, sondern Befehle ausführt, der sich lenken und leiten - und verleiten lässt. Freilich, wie in den anderen Filmen Penns ist neben der Kritik immer auch die Lust an der Legende, am Mythos spürbar. Und wenn im amerikanischen Kino Gewalt allzu imposant attackiert wird, ist sie zugleich auch immer etwas konsumierbar.

Konsumierbar ist auch der Western "Duell am Missouri" (1975) mit Marlon Brando und Jack Nicholson: Der Anführer einer Bande von Pferdedieben wird von einem ebenso bösartigen wie hinterlistigen Killer gejagt, den ihm ein reicher Farmer auf den Hals hetzt. Der sehr eigenwillig inszenierte Film gibt vor allem den beiden Stars Gelegenheit, ihre Spielfreude auszutoben. Dabei gerät die psychologisch differenzierte Geschichte manchmal ins Hintertreffen, was aber der Unterhaltsamkeit des Ganzen keinen Abbruch tut. Das gilt auch für den Gangsterfilm "Die heiße Spur" (1975). Da spielt Gene Hackman einen Detektiv, der von einer attraktiven Frau angeheuert wird und in unzählige gefährliche Abenteuer gerät. Viele Fragen werden gestellt, vieles bleibt offen - wie in allen guten Krimis.

Eher handwerklich bieder ist ein späterer Krimi "Target - Zielscheibe" (1985), ebenfalls mit Gene Hackman: Als die Frau eines ehemaligen Agenten entführt wird, machen sich er und sein Sohn (Gene Hackman und Matt Dilon) quer durch Europa auf die Suche. Diese Notgemeinschaft hat ihren Sinn, denn Filius wird endlich sein wahres Vaterbild erkennen. Davor aber entsteht noch einmal ein Pennsches Meisterwerk. Ein zynisch böses Melodram, das keineswegs von Kraftlosigkeit zeugt, wie manche Kritiker kolportieren, ist "Vier Freunde" von 1981. Wie bei "Bonnie und Clyde" und "Little Big Man" geht es auch hier Penn nicht so sehr darum, authentische Personen zu beschreiben, sie müssen nur psychologisch in ihre Umgebung und zu ihrer Handlungsweise passen. Die Lebensgeschichte eines jungen jugoslawisch-stämmigen Amerikaners wird zur Zeit- und Sittenchronik Amerikas. Der Held endet noch vielen Lebenserfahrungen und Wirren im Stillstand, fühlt sich am Ende glücklich in der Erfüllung seines Lebenstraums und erkennt nicht, wie traurig, seicht und zukunftslos die späte Erfüllung seiner Lebensträume ist.

Arthur Penn war dreimal als Regisseur für den Oscar nominiert: 1962 für "Licht im Dunkel", 1967 für "Bonnie und Clyde" und 1969 für "Alice's Restaurant". Weitere Filme von Penn: "Der Zug" (1963, hier wurde Penn gefeuert und durch Frankenheimer ersetzt), "Flesh and Blood" (TV, 1968), eine Episode aus "Visions of Eight", "München 1972" (beide 1973), "Tod im Winter" (1986), "Penn & Teller Get Killed" (1989), "Das Portrait" (1992), eine Episode aus "Lumière et compagnie" (1995) und "Eingesperrt" (1996).

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