Als Bing Crosby sich 1975 in Bremen dem südafrikanischen Profi Dale Hayes zum Golf-Duell stellt, sind die Zuschauer von der Fiitness des 74jährigen fasziniert und überrascht. "Golf hält mich fit, und so werde ich hundert Jahre alt." Das hat er nicht geschafft, der alte Schelm, der Sänger, Clown und Komiker mit dem schrägen Charme: Ausgerechnet auf einem Golfplatz in Madrid bricht er - zwei Jahre später - zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt.
Bing, der Weltenbummler, Sportsmann und Lebenskünstler, wurde vor allem als Schlagersänger weltberühmt: 300 Millionen Platten verkauft er zu seinen Lebzeiten. Darunter sind Hits wie "High Society", "Joobala!", "I'm Dreaming of a White Christmas". Deshalb wohl auch gehört er lange Jahre zu den meistverdienenden Schauspielern.
Ende der Dreißigerjahre treten in Del Mar, Kalifornien zwei Komiker zusammen vor das Mikrophon und ziehen eine Show ab, die Aufmerksamkeit erregt. Hollywoods Talentsucher biegen sich vor Lachen. Obwohl Bing Crosby und Bob Hope ihre ersten Filmauftritte bereits hinter sich haben, werden sie nun neu entdeckt. Die amerikanische Paramount, damals einer der größten Konzerne, zieht sich die beiden an Land. Harlan Thomas, ein Produzent mit Fingerspitzengefühl, nimmt Bob und Bing unter Vertrag und versteht es, sie in einer Filmserie herauszubringen und populär zu machen. Und er gesellt ihnen als dritte im Bund die attraktive Partnerin Dorothy Lamour zu.
In den "Weg"-Filmen sind Bing, Bob und Dottie 13 Jahre lang die Zwerchfell-Akrobaten des amerikanischen Films. Bekannte Drehbuchautoren wie das Tandem Norman Panama und Frank Lloyd, die oft auch für Produktion und Regie ihrer Filme verantwortlich zeichnen, Frank Butler und Hal Kanter, Don Hartman und Jack Rose schreiben die kauzigen Drehbücher. Crosby und Hope tragen eine Reihe von eigenen Ideen am Set bei. Diese "Weg"-Filme sind so populär, dass sich die Paramount nach Ende der Serie Gedanken macht, wie man an dem Erfolg weiterbasteln kann. Da kommt ihnen das Duo Dean Martin und Jerry Lewis gerade recht - und der hochbegabte Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schauspieler Jerry Lewis verdankt der alten Paramount-Tradition seine Erfolge. Die Dean Martin/Jerry Lewis-Grotesken nehmen zu Beginn die Tradition von Bing, Bob und Dotty ein.
Eines der markantesten Kennzeichen der "Weg"-Filme ist die für Hollywood zu der Zeit ungewöhnliche Selbstironie einer mächtigen Produktionsfirma. In jedem dieser Filme gibt es eine Reihe satirisch-ironischer Anspielungen einerseits auf das Filmgeschäft selbst und seine oft burlesken Tricks, andererseits spezifisch auf die Firma und ihre Eigenarten. Da wetterleuchtet in der Wüste plötzlich über dem Berg das Paramount-Firmenzeichen (wie später auch in einigen Jerry-Lewis-Filmen), und als Bob Hope einmal seinem Partner Bing eine sehr erstaunte Frage darüber vorlegt, warum plötzlich mitten in der Wüste aus einer Negerhütte ein Herr im Frack heraustritt, die Leinwand überquert und hinter einem Busch verschwindet, antwortet Crosby leichthin, das sei ein guter Freund, dem er eine Rolle versprochen habe.
Ein andermal lehnt sich Bing an einen Baum, ganz schräg, ein Bein hoch. Auf der anderen Seite sägt gerade jemand, der Baum fällt um, Bing bleibt in der völlig grotesken, irrealen Haltung schweben, worauf ihm Bob verärgert sagt, er könne ihm doch nicht die Szene vermasseln, warum er nicht umfalle. Darauf sagt Crosby seelenruhig, ohne eine Miene zu verziehen: Das könne ja die Paramount nicht zahlen, wenn er sich dabei den Arm breche. Singapur, Sansibar, Alaska, Marokko, Rio und Bali sind die Stationen der Reisen von Harry und Chester, den beiden abenteuerlichen Spaßvögeln, bei denen ständig Glück und Pech wechselt. Nach den "Weg"-Erfolgen gehen die beiden Komiker getrennte Wege. Crosby wird ein markanter Charakterdarsteller, Bob Hope bleibt der Groteskclown neben Danny Kaye und Red Skelton. Erst macht sich Crosby 1961 noch einmal mit Bob Hope auf den "Weg nach Hongkong", während Hope zwischenzeitlich mit Jane Russell in den "Paleface"-Filmen und mit Anita Eckberg in turbulenten Sexkomödien immer top war.
Einem verrückten Drehbuch voller utopischer Gags folgend, können die Publikumslieblinge - diesmal ohne Dorothy Lamour - jedoch nicht mehr die Zuschauer begeistern. Längst sind die alten "Weg"-Filme zu Archivbeständen geworden, und Jerry Lewis und Frank Tashlin haben das Genre 1949 okkupiert und mit besseren und moderneren Ideen aufgewertet. Die Autobiographien der Komiker, Biographien und Drehberichte aus jener Zeit widersprechen sich darin, wer letztlich die meisten und besten Ideen zu den "Weg"-Filmen beigetragen hat und wem der Löwenanteil des Erfolgs zukam. Sicher ist jedoch, dass Bing Crosby die musikalische Seite unter Kontrolle hat und gleichermaßen den intellektuellen Witz beisteuert, während Bob Hope vor allem die Gags liefert.
So sehr die beiden Schauspieler Bing und Bob ein Filmpaar von erstaunlicher Harmonie sind (ihr Geburtsdatum liegt übrigens nur 24 Tage auseinander), so unterschiedlich sind die beiden Menschen Bing Crosby und Bob Hope. Bereits in der "Weg"-Serie ist Crosby als Typ des Durchschnittsamerikaners in den Vierzigerjahren einer der großen Publikumslieblinge. Er begeistert als Sänger wie als Schauspieler, sowie durch seine zurückhaltende, charmante Art. Darüber hinaus gibt Bing Crosby zwischen seinen Rollen Gesangsunterricht und trainiert den Nachwuchs an der Schauspielschule. Mit Vornamen heißt er eigentlich Harry Lillis, doch alle nennen ihn Bing. Seine Karriere nährt die unverwüstliche Legende vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Bing beginnt als Zeitungsjunge, Obstverkäufer, Jurastudent, Lehrling in einer Anwaltskanzlei und Berufssportler, dann schließt er sich einer zweitrangigen Kapelle, den "Rhythm Boys" an. Als er das aufstrebende Starlet Dixi Lee heiratet, verdrießt er damit das Studio, das ihr einen prominenteren Partner wünschte - noch können sie nicht ahnen, daß sie sich gehörig verschätzen.
1944 erhält Bing Crosby für Leo McCareys "Weg zum Glück" den Oscar, ein Jahr später wird er, ebenfalls für einen Film von McCarey, "Die Glocken von St. Marien", für den Oscar nominiert. Weitere Filme mit Crosby sind "Ich küsse ihre Hand, Madame" (1948), "Weiße Weihnachten" (1954) von Michael Curtiz und "Ein Mädchen vom Lande" (1954) von George Seaton, für den er noch einmal für den Oscar nominiert wurde.