Zwischen Himmel und Hölle
30.10.2017 • 20:15 - 23:00 Uhr
Spielfilm, Historienfilm
Lesermeinung
Martin Luther (Maximilian Brückner, l.) trifft auf dem Wormser Reichstag auf seinen Kontrahenten Erzbischof Albrecht (Joachim Król, r.).
Vergrößern
Der Hilfsprediger Thomas Müntzer (Jan Krauter, r. ) und sein Novize Hieronymus (Maximilian Ehrenreich, l.) treten eine neue Stelle im Kloster an.
Vergrößern
Martin Luther (Maximilian Brückner) und Katharina von Bora (Frida-Lovisa Hamann) versuchen, ein letztes Mal mit Thomas Müntzer zu reden.
Vergrößern
Georg Spalatin (Fabian Hinrichs, l.) feiert Martin Luther (Maximilian Brückner, r.) nach dem Wormser Reichstag.
Vergrößern
Martin Luther (Maximilian Brückner) begrüßt entlaufene Nonnen in Wittenberg, darunter Katharina von Bora (Frida-Lovisa Hamann).
Vergrößern
Martin Luther (Maximilian Brückner) übersetzt das Neue Testament.
Vergrößern
Martin Luther (Maximilian Brückner, r.) und Andreas Bodenstein (Johannes Klaußner, l.) bahnen sich in Worms ihren Weg durch die Menge.
Vergrößern
Im Streit wirft Thomas Müntzer (Jan Krauter, r.) Martin Luther (Maximilian Brückner, l.) Verrat vor. Andreas Bodenstein (Johannes Klaußner, M.) versucht zu schlichten.
Vergrößern
Jakob Fugger (Peter Lerchbaumer, M.) erhöht den Kredit für Erzbischof Albrecht (Joachim Król, r.) nur gegen eine saftige Gebühr.
Vergrößern
Thomas Müntzer (Jan Krauter) führt die Bauern in die Schlacht.
Vergrößern
Thomas Müntzer (Jan Krauter) und die entlaufene Nonne Ottilie von Gersen (Aylin Tezel).
Vergrößern
Erzbischof Albrecht (Joachim Król, l.) beschuldigt Luther (Maximilian Brückner, r.) der Ketzerei.
Vergrößern
Martin Luther (Maximilian Brückner) betet.
Vergrößern
Nach der Flucht aus dem Kloster spricht Katharina von Bora (Frida-Lovisa Hamann, l.) ihrer Mitschwester Anna (Franziska Sloboda, r.) Mut zu.
Vergrößern
Noch sind Martin Luther (Maximilian Brückner, 2.v.l.), Andreas Bodenstein (Johannes Klaußner, l.), Thomas Müntzer (Jan Krauter, 2.v.r.) und Ottilie (Aylin Tezel) guten Mutes.
Vergrößern
Hint
Audiodeskription
Produktionsland
Tschechische Republik
Produktionsdatum
2017
Spielfilm, Historienfilm

160 Minuten Düsternis

Von Wilfried Geldner

Martin Luther – diesmal vom Anschlag der 95 Thesen bis zum Ende des Bauernkriegs. Fast so etwas wie ein richtiges Drama.

Noch ein Lutherfilm – gefühlt der 20. des Genres. Unvergessen natürlich, wie sich 2003 ein Joseph Fiennes redlich mühte, die Vita des Reformators anschaulich auf die Leinwand zu bringen. Doch wieder einmal bemängelten die Kritiker seinerzeit, es habe eine rechte Story, ein roter Faden gefehlt. Alles sei zu sehr am Abhaken der Fakten hängengeblieben. Erweckung, Thesenanschlag, Reichstag zu Worms, Wirken auf der Wartburg, und so fort. Jetzt wird die Causa in einem neuen ZDF-Film mit Maximilian Brückner in der Hauptrolle noch einmal ganz anders, von den Rändern her erzählt. Denn: Luther war nicht allein, und die brennende Frage war: Reformation oder Revolution? – Das sind die griffigen Thesen des Lutherfilms "Zwischen Himmel und Hölle", der zwischen den Jahren des Thesenanschlags von 1517 und der blutigen Niederschlagung des Bauernkriegs 1525 spielt und nun als einer der zentralen Beiträge des ZDF zum "Lutherjahr" ausgestrahlt wird.

Glaubt man dem Film, der mit vielen Fakten künstlerisch freizügig umgeht, um zum Kern seiner Thesen vorzustoßen, dann war Luther nicht nur indirekt an der grausamen Niederschlagung des Bauernkriegs beteiligt, sondern befeuerte sie geradezu durch sein Ansinnen an den Fürsten. Merkwürdig ausführlich wird der Aufständler und anfängliche Reformator Thomas Müntzer, allgemein immer noch als "Wiedertäufer" bekannt, auf den Schild gehoben. Jan Krauter spielt ihn, und man hört zu Beginn des Films seine einführende Stimme aus dem Off.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Als Wanderprediger tingelt er mit seinem Mönchslehrling (Maximilian Ehrenreich), um ausgerechnet in jenem Kloster anzudocken, von dem aus der Ablasshandel und damit die Geldschneiderei der Kirche die ärgsten Blüten trieb. Armin Rohde macht in einer drastischen Szene den After-Tetzel, bei dem hier zwar die Seele "in den Himmel springt", statt "aus dem Fegefeuer", wenn "das Geld im Kasten klingt". Doch er ist ein feister Schreckensmann unter Feuer und Dampf, fiese Ratten im Gefolge. Der Mann gibt mehr als nur eine Ahnung davon ab, wie finster die Zeiten damals waren.

Überhaupt geht's nicht sehr zimperlich zu in diesem angemessen düsteren Film, der offensichtlich viel mehr als nur braves Begleitmaterial zum Konfirmantenunterricht sein will. Nur wenig später wird einer Nonne im Kloster der Teufel ausgetrieben und ihr von der Äbtissin ein glühendes Kreuz auf die Brust gepresst. Nicht ganz so stark haben sich dagegen die Szenen zwischen dem mächtigen Geldgeber Fugger (Peter Lerchbaumer) und seinem Schuldner, dem zum Kurfürsten ernannten Herrn Erzbischof (Joachim Król) eingeprägt. Geldräuber und marodierende Revoluzzer gehen um, da kann der Zins gar nicht hoch genug sein für den von seiner Buhlschaft umhegten geistlichen Herrn, der später Martin Luther auf dem Reichstag in Worms dazu bringen will, seinen Thesen abzuschwören.

Dort gähnt der junge Kaiser in seinem Sessel gelangweilt ob der theologisch-moralischen Ablass-Querelen. Ein Niederländer, wie der naturgetreue Akzent verrät. Fast hätte es ihm der Zuschauer gleichgetan – wäre da nicht wieder der fiese Erzbischof gewesen. Król macht aus der Rolle einen wahren advocatus diaboli, einen gefährlichen Inquisitor, der denn auch Luthers Ächtung durch den Reichstag erreicht.

Von Anfang an werden Luther die gelehrten Wittenberger Kollegen Bodenstein (Johannes Klaußner) und Spalatin (Fabian Hinrichs) beigegeben. Doch mehr als Stichwortgeber sind sie bei der Wortfindung der 95 Thesen nicht, wobei auch der Maler Lukas Cranach (Christoph Maria Herbst) als Druckleger der Schrift eine Randrolle spielt, um Farbe zu geben. So richtig in Schwung kommt der Film erst durch die Frauen, durch Katharina von Bora (Frida-Lovisa Hamann) und vor allem Müntzers Frau Ottilie von Gersen (Aylin Tezel). Bei ihnen geht deutlich mehr über das Herz als über den Verstand – ein Glück, da sich die Losungen und Dispute merklich um sich selber zu drehen beginnen. Wenn Luther dann auch noch eine ganze Ladung entlaufener Nonnen zum Blind-Date mit alleinstehenden Pfarrern zwingt, bekommt die etwas anämische Geschichte noch einmal modernen Drive – oha.

Und wie schlägt sich Maximilian Brückner eigentlich als Luther? – Er gibt dem Reformator durchaus Kraft und Frische. Man glaubt ihm die Gedanken von Freiheit, Gottesfurcht und -liebe, die er, mehr skrupulös als von Selbstsicherheit beseelt, unter die Leute bringt. So richtig kraftvoll zeigt er sich erst, als er auf Müntzer und seine umstürzlerischen Banden schrecklich wütend ist. Da wird auch der sonst so brave Bayer vom Furor gepackt. Umso eindrucksvoller dann die schreckliche Stille des Schlachtfelds von Frankenhausen, wo tausende Bauern umgekommen sind. Überall die Schatten des Todes und ein Baum, in dem die Gehenkten baumeln.

Luther aber, der den schrecklichen Untergang des Gerechtigkeitsfanatikers Müntzer eifrig mitbefördert hat, wird seine Katharina heiraten. Schlechten Gewissens zieht er hinter sich und ihr die Türe der Schlosskirche von Wittenberg zu. Ein stimmiges Bild zum Schluss.

Doch am Ende der langen 160 Minuten wird man den Eindruck nicht los, es habe gegolten, sich vom Mainstream zwanghaft abzusetzen und keinen weiteren Luther-Durchschlag abzuliefern. Entstanden ist ein breites Gemälde, vom Regisseur Uwe Janson an kargen Schauplätzen geschickt in Szene gesetzt. Es poltert und luthert glücklicherweise nicht im Drehbuch (Stefan Dähnert und Marianne Wendt), das schon. Doch auch hier fehlt wieder einmal der berühmte rote Faden. Im Dienste der Idee bleibt häufig das Erzählerische, bleibt zu häufig die Spannung auf der Strecke.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Beliebt und etabliert: Joachim Król
Joachim Król
Lesermeinung
Schauspieler Armin Rohde bei der Berlinale 2015.
Armin Rohde
Lesermeinung
Als Polizeioberkommissarin Nora Dalay im Dortmunder "Tatort" im Einsatz: Aylin Tezel.
Aylin Tezel
Lesermeinung
Fabian Hinrichs
Lesermeinung
Anna Schudt
Lesermeinung
Rüdiger Vogler in "Die Nonne und der Kommissar".
Rüdiger Vogler
Lesermeinung

Top stars

Marco Girnth in Leipzig.
Marco Girnth
Lesermeinung
Schauspielerin Marisa Tomei bei der Premiere des Films "Spider-Man: No Way Home" in Los Angeles.
Marisa Tomei
Lesermeinung
Sportmoderatorin Laura Papendick am Spielfeldrand.
Laura Papendick
Lesermeinung
Kate Mara nicht Max Mara.
Kate Mara
Lesermeinung
Caroline Peters 2022 bei der Premiere von "Der Nachname".
Caroline Peters
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung
Dietmar Bär ist Hauptkommissar Freddy Schenk im Kölner "Tatort".
Dietmar Bär
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.