"Spiele zur Feier der XI. Olympiade"

Deutschland 1936: Die olympische Propaganda-Lüge

von Eric Leimann

Zwei Tage nach Erlöschen des olympischen Feuers in Pyeongchang werden Experten rätseln, ob diese Spiele das Verhältnis Südkoreas und der Welt zum diktatorischen Bruderstaat Nordkorea entspannt haben. Da liegt es nahe, auf 82 Jahre alte Spiele zurückzublicken, die freilich in einer Diktatur selbst stattfanden. Wenn man heute die Bilder der Berliner Spiele von 1936 sieht, ist es erstaunlich, wie modern sie wirken. Viel moderner als jenes Deutschland, dass man von jenen Filmaufnahmen zwischen Kriegsausbruch und Nachkriegszeit kennt. Doch genau darum ging es den Nazis. Der faszinierende Dokumentarfilm "Spiele zur Feier der XI. Olympiade" von 2015 entlarvt die Bilder und Strategien der Nazi-Propaganda mit einer Fülle von unbekanntem Filmmaterial.

ARTE
"Spiele zur Feier der XI. Olympiade"
Dokumentarfilm • 27.02.2018 • 20:15 Uhr

Er hatte die Spiele von der Weimarer Republik geerbt, doch Hitler konnte mit Sport wenig anfangen. Der "Führer" betrieb keinerlei Leibesübungen, noch nicht einmal schwimmen konnte er, lernt der Zuschauer im Dokumentarfilm "Spiele zur Feier der XI. Olympiade" von Jérôme Prieur. Der nationalsozialistische Propaganda-Apparat erkannte aber bald, welch gigantische PR-Steilvorlage das größte Sportfest der Welt bot.

Deutschland 1936, das sollte ein sportbegeistertes, friedfertiges und leistungsstarkes Land sein. Ein moderner, guter Gastgeber für die Welt. Vier Goldmedaillen des schwarzen US-Ausnahmeathleten Jesse Owens (100 Meter, 200 Meter, 4x100 Meter und Weitsprung) passten gut in diese große, olympische Propaganda-Lüge über Deutschland hinein, auch wenn sie den Nazis sicher nicht gefallen haben.

Jérôme Prieurs Dokumentarfilm zeigt fast ausschließlich Originalaufnahmen aus den Tagen der Spiele. Es sind offizielle Bilder und Ausschnitte aus Leni Riefenstahls auch heute noch beeindruckend modernem Film "Olympia" (1938) – es wurden aber auch zahlreiche Amateuraufnahmen zusammengetragen.

Prieurs Bildermontagen nehmen sich viel Zeit, die Gefühle und Lebensenergien hinter der Inszenierung herausarbeiten. Fast hat man den Eindruck, am Alltag des 82 Jahre zurückliegenden Sportfestes teilzunehmen. Dazu hört man Originaltexte von Journalisten und anderen Autoren jener Zeit, die über Olympia 1936 berichteten. Ein wenig pädagogisch getextet ist der Film, aufgrund seines faszinierenden Bildmaterials jedoch unbedingt sehenswert.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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