Es wird Zeit, Abschied zu nehmen. Ein weiterer Film noch ("Am Abgrund"), dann verabschiedet sich die langlebige ZDF-Ermittlerin "Bella Block" nach rund 25 Jahren endgültig. Schon 2013 hatte sich Hannelore Hoger, die seit 1993 die symapthisch-knarzige Ermittlerin spielt, mit Rücktrittsgedanken getragen. So schnell konnte sich die heute 75-Jährige dann aber doch nicht von ihrer Rolle trennen, von der sie so oft wie von einem Zwilling sprach. Jetzt, kurz vor Schluss, hat ihr Regisseur Jo Baier mit "Stille Wasser" einen sympathischen Krimi geschenkt, den ganz das Thema Abschiednehmen durchweht.
Der 37. Film der Reihe funktioniert nach dem beliebten Fernsehkrimimotto "Wenn der Fall nicht zum Kommissar kommt, dann muss der Kommissar eben zum Fall kommen". Bella Block verschlägt es in die brandenburgische Provinz, wo sie nach einer Autopanne hängenbleibt.
Kommissar Zufall sorgt dann schnell dafür, dass es der pensionierten Ermittlerin nicht langweilig wird. Denn Jens Johannsen, jener Mann, der ihren VW-Käfer wieder flottmachen soll, trauert um seinen Zwillingsbruder Lars (Henrik Birch in einer Doppelrolle), wie scheinbar auch das halbe Dorf. Lars war kurz zuvor verstorben, angeblich an einem Herzinfarkt. Jens aber bezweifelt die offizielle Version – er glaubt, dass sein Bruder ermordet wurde.
Denn zur selben Zeit, als Lars angeblich daheim im Bett verstarb, an der der Seite seiner Frau Sabrina (Katja Weitzenböck), stand sein Auto noch vor dem "Chéri" – einem örtlichen Bordell, oder, wie es einer der Stadträte des brandenburgischen Dörfchens ausdrückt: vor der "Knallhütte". Das "Chéri", findet Block bald heraus, ist ein Zankapfel in der beschaulichen Gemeinde.
Als Schriftstellerin getarnt im Puff
Lars' Witwe, die örtliche Bürgermeisterin, will das Etablissement loswerden. Vielleicht auch, weil sie wusste, dass ihr toter Mann dort Stammkunde war? Bella Block jedenfalls macht sich auf in den Puff, als Schriftstellerin getarnt, die für einen neuen Roman recherchieren will. Als nur noch ehemalige Polizistin muss man sich eben immer wieder eine neue Deckung ausdenken, wie Block mehr als einmal laut stöhnend feststellt. Vor Ort erfährt sie von Bordell-Chefin Lilo (Lina Wendel), dass Lars mehr war als ein gewöhnlicher Freier ...
Wirklich spannend wird der Fall aus der Feder von Beate Langmaack dann allerdings nicht mehr – man kennt das von den letzten Filmen der Reihe, die fast alle Ermüdungserscheinungen zeigten. Resolut wie eh und je wurschtelt sich Hoger aber auch durch diesen Film, so als wolle sie trotz allem ihrer Bella Block einen schönen Abschied bereiten. Was ihr auch gelingt: Wenn die große alte Dame der Fernsehunterhaltung in ihrer unnachahmlichen Art mitten im Puff übers älteste Gewerbe der Welt philosophiert, dann ist das noch immer ein kleiner Moment für die Ewigkeit.
Quelle: teleschau – der Mediendienst