ARD-Film

"Kein Herz für Inder": Lohnende Culture-Clash-Komödie

von Amelie Heinz

"Kein Herz für Inder" ist ein wilder Mix aus Culture-Clash-Komödie und Familiendrama. Auch wenn der ARD-Freitagsfilm von Regisseurin Viviane Andereggen etwas holprig beginnt, lohnt es sich nicht nur aufgrund des sympathischen Ensembles, bis zum Ende dabeizubleiben.

ARD
Kein Herz für Inder
27.10.2017 • 20:15 Uhr

"Man hat sieben Milliarden Leute um sich herum – und ist trotzdem ganz allein." Jemand, der solche Sätze sagt, wirkt ganz schön einsam. Ja, Fiona Neufund (Lena Urzendowsky) wird von ihrer Lehrerin Frau Silber (Anna Stieblich) gar als "einsamster Mensch der Welt" bezeichnet. Und deshalb gedenkt Frau Silber, gemeinsam mit Fionas Eltern Charlotte (Aglaia Szyszkowitz) und Erik (Martin Brambach), etwas dagegen zu unternehmen. Das Gespann meldet den Teenager bei einem Schüleraustausch an. Aus London soll die zukünftige beste Freundin von Fiona kommen. Und wenn die auch noch Sandy McCartney heißt, kann nach Ansicht von Beatles-Fan Erik auch wirklich gar nichts mehr schief gehen. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Sandy alias Sacchidananda 

Als Sandy schließlich am Flughafen ankommt, ist Familie Neufund entsetzt. Vor ihnen steht kein hippes britisches Mädchen, sondern ein kleiner, merkwürdig gekleideter Junge indischer Abstammung. Sein eigentlicher Name: Sacchidananda (Zayn Baig). Und noch entsetzter sind die Neufunds, als sie herausfinden, dass das Ganze kein Zufall war. Sandys Lehrerin hat den aufgeweckten Jungen unter ihrem Nachnamen beim Schüleraustausch angemeldet, da Sandy zwei Jahre lang der Einzige war, der nicht ausgewählt wurde. Und das, obwohl Sandy ein sehr cleveres Kerlchen ist, gerne "Tagesschau" anguckt und bereits zwei Klassen übersprungen hat. In der Schule zitiert er fröhlich Mephisto aus Goethes "Faust", und Frau Silber schiebt süffisant hinterher: "Der Einzige, der in meiner Klasse den 'Faust' gelesen hat, ist unser Gastschüler aus England."

Doch trotzdem wollen die Neufunds Sandy wieder loswerden. Rassisten, nein, das sind die anderen. Aber es passt im Moment eben nicht so gut. Papa hat mit der Steuerbehörde zu kämpfen, Mama mit ihrer Affäre. Die großartigste Szene ist wohl die, als Sandy sich mit der Familie im Garten zu einem indischen Gebet versammelt und die grantige Nachbarin herüberruft: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Ja, die Rassisten, das sind immer die anderen. Oder wie die zweite Tochter der Neufundlands trocken anmerkt, als die Eltern überlegen, wie sie Sandy wieder loswerden können: "Viel Spaß bei der Abschiebung!"

Eine Überraschung zum Schluss

Zwar hätte es dem Film ganz gutgetan, wenn Sandy ein bisschen weniger auf seine indische Herkunft reduziert worden wäre und ein bisschen mehr Engländer hätte sein dürfen, doch irgendwann ab der Mitte gibt sich auch das. Und wenn man "Kein Herz für Inder" bis zum Ende anschaut, bekommt man zudem noch eine Überraschung serviert – eine, die großartig zeigt, wie falsch man mit seinen Vorurteilen zumeist liegt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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