Bei Markus Lanz

Christian Wulff gibt zu: "Habe alles verloren"

Er war der jüngste Bundespräsident Deutschlands und immer wieder Thema in der Klatschpresse. Doch dann folgte für Christian Wulff der tiefe Fall. Nun hat er bei Markus Lanz darüber gesprochen.

Selbstkritisch und offen zeigte sich der frühere Bundespräsident Christian Wulff in der ersten "Markus Lanz"-Sendung des neuen Jahres im ZDF. "Ich habe alles verloren. Frau weg, Amt weg", habe er damals gesagt – und dennoch versucht, mit diesem Bruch im Leben weiterzumachen: "Darüber wird noch immer zu wenig gesprochen, wie man aus dem Dilemma wieder herauskommt."

Er selbst habe es mit der Unterstützung einiger weniger Freunde, die ihm geblieben sind, der Hilfe eines Therapeuten und neuen Zielen im Leben aus der Krise herausgeschafft. Zugleich räumte er aber auch Fehler ein – die Nachricht auf der Mailbox des damaligen "Bild"-Chefredakteurs beispielsweise, die Übernachtung auf dem spanischen Anwesen des Unternehmers und heutigen "Höhle der Löwen"-Jurors Carsten Maschmeyer und die vielen privaten Details, die damals noch während seiner Amtszeit ans Licht gekommen waren. "Ich war naiv zu meinen, es ist gut, wenn die Bevölkerung ein bisschen mehr weiß über den Politiker, auch im Privaten". Er rät Politikern heute, das Familienleben komplett geschlossen zu halten und sich drei Worte einzuprägen: "Privat ist privat!"

Vieles von damals sei inzwischen juristisch aufgearbeitet und geklärt worden, erklärte er weiter. "Ich hatte ein Grundvertrauen in die Justiz." Er habe gewusst, dass "am Ende des Tages ein Freispruch herauskommt". Das sei auch der Grund gewesen, warum er damals den Deal nicht angenommen habe, das Verfahren gegen eine Zahlung von 20.000 Euro einzustellen, sondern das Ganze bis zum Ende durchzuziehen.

Bei dem Prozess ging es um die Hotel-und Bewirtungskosten während eines Oktoberfestbesuchs noch zu seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident. Am Ende sprach ihn das Gericht 2014 von allen Vorwürfen frei. Bei ZDF-Talker Markus Lanz sagte er darüber: "Ich bin der am besten durchgescreente Politik der Bundesrepublik und daher heute auch so frei." Er habe vor allem Gelassenheit gewonnen ("das schönste deutsche Wort überhaupt") und sei mit sich selbst im Reinen. "Ich habe eine Mission, die ich für wichtig halte und für die ich kämpfe, das hat mir mit am meisten geholfen." Er sei viel in der Welt unterwegs, sagte er, halte Vorträge und setze sich mit interessanten Menschen auseinander.

Der frühere niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff wurde 2010 mit damals 51 Jahren der jüngste Bundespräsident in der Geschichte der Bundesrepublik. Zwei Jahre später musste er zurücktreten, weil immer mehr private Details an die Öffentlichkeit gelangten, die sein Ansehen kompromittierten. Im Zuge der sogenannten "Wulff-Affäre" wurden aber auch die berichtenden Medien kritisiert. Der spätere Gerichtsprozess gegen Wulff endete mit einem Freispruch.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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