Absagen und Sendungen ohne Zuschauer

So reagieren deutsche TV-Sender auf die Corona-Krise

von Julian Weinberger, Elisa Eberle, Christopher Schmitt

Die "Fernsehgarten on Tour"-Show wurde abgesagt, Live-Shows wie "Let's Dance" finden ohne Zuschauer im Studio statt. Die Corona-Krise hat auch die TV-Welt erfasst.

Wie "Bild" berichtet, hat das ZDF die geplante "Fernsehgarten on Tour"-Show abgesagt. Betroffen sind drei geplante Sendungen auf der Kanareninsel Fuerteventura, die den glamourösen Auftakt der Freiluftsaison bilden sollten. Die Shows seien "mit Blick auf die momentanen Einschränkungen durch das Coronavirus und die dadurch entstehenden logistischen Schwierigkeiten bei der Realisierung einer solchen Auslandsproduktion" abgesagt worden, bestätigte am Mittwochnachmittag ein Sprecher des ZDF auf Nachfrage. Gleichzeitig räumte er ein, die Lage werde "täglich evaluiert". Heißt im Umkehrschluss: Weitere Absagen von TV-Shows sind möglich. Vergangene Woche war bereits die ebenfalls beim ZDF eingeplante "Goldene Kamera" gecancelt worden – die Gala soll nun nicht am 21. März stattfinden, sondern im November.

Die Auswirkungen der sich stetig erhöhenden Coronafälle spüren nun auch die Besucher des ZDF-Sendezentrums. Wie der Sender am Mittwochnachmittag verlauten ließ, werden Führungen in Mainz und im Berliner ZDF-Hauptstadtstudio eingestellt. Zudem werde es bei Sendungen, die normalerweise vor Publikum aufgezeichnet werden, vorläufig keine Zuschauer mehr geben. Betroffen ist unter anderem "das aktuelle sportstudio" am Samstag, 14. März, sowie die Polit-Talkshow "maybrit illner" und das "ZDF-Morgenmagazin". Weiterhin entfällt die am 20. März geplante Sitzung des ZDF-Fernsehrates. "Schon der Entfall entsprechender An- und Abreisen kann in diesen Tagen ein sinnvoller präventiver Beitrag sein", kommentierte die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Marlehn Thieme.

Auch bei den anderen TV-Sendern beschäftigt man sich mit der Frage nach dem richtigen Umgang mit der weiterhin rapiden Ausbreitung des Coronavirus. Christoph Körfer, Sendersprecher von ProSieben, betonte, man orientiere sich an den "Vorgaben der jeweiligen Gesundheitsministerien". Mitarbeiter wie Zuschauer seien aufgerufen, hygienische Vorschriften zu erfüllen, Desinfektionsmittel stünden für Team und Zuschauer zu Verfügung. Die gerade erst gestartete Musikshow "The Masked Singer" wird ohne Studiopublikum gesendet.

"Let's Dance" und "DSDS" nun doch ohne Publikum

Bei der RTL-Mediengruppe wollte man sich zunächst nach den Vorgaben der NRW-Landesregierung richten, nach der Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern untersagt sind und das Studiopublikum bei Shows wie "Let's Dance" und "DSDS" wenn nötig reduzieren. Am Donnerstag teilte der Sender aber mit, dass diese beiden Sendugen nun ohne Publikum produziert werden. 

"Damit kommt die Sendergruppe auch ohne konkretes Verbot ihrer Verantwortung nach, Publikum und Mitwirkende vor einer möglichen Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen", heißt es in einer Pressemitteilung. "Ausgenommen davon sind Freunde und Familie der Protagonisten."

rbb sagt alle Veranstaltungen mit Publikum ab

Von Natur aus etwas komplizierter ist es hingegen bei der ARD mit ihren diversen Sendeanstalten, wie die Sprecherin Svenja Siegert herausstellte: "Es gibt keine einheitlichen Regelungen für alle in der ARD, auch nicht was Produktionen angeht." Gleichzeitig versicherte sie, dass ein "regelmäßiger Austausch zwischen den Landesrundfunkanstalten zum Thema Corona" bestehe. Der rbb hat bereits reagiert und sämtliche Veranstaltungen mit Publikum bis Ende März abgesagt. Der reguläre Sendebetrieb solle hingegen aufrechterhalten werden, wie rbb-Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter betont: "Für uns steht an erster Stelle, unseren Programmbetrieb sicherzustellen und insbesondere unserem Informationsauftrag gerecht zu werden."

Der NDR kündigte an, dass Sendungen, die auf dem NDR-Gelände produziert werden, bis auf Weiteres ohne Studiopublikum stattfinden. Dazu gehören die "NDR Talk Show" und "extra 3". Gleiches gelte für Auftragsproduktionen wie "Anne Will" und "Gefragt, Gejagt".

Beim Bayerischen Rundfunk hieß es auf Anfrage, man habe eine Task Force einberufen, "die sich regelmäßig austauscht, die aktuellen Entwicklungen zum Thema Corona beobachtet und – ausgehend von den Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts und der zuständigen Behörden – die präventiven Empfehlungen und Regelungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus täglich anpasst."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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