Darsteller im Interview

Serie "Das Boot" läuft im ZDF: "Viel breiter angelegt"

03.01.2020, 13.23 Uhr
von Stephan Braun

Wolfgang Petersens Film "Das Boot" hat nahezu Kultstatus. Sky erzählte die Geschichte des Boots 2018 in einem Achtteiler völlig anders. Die Erfolgsserie läuft jetzt auch im ZDF.

"Das Boot" im ZDF

Fr, 3.1., ab 20.15 Uhr

Sa, 4.1., ab 22 Uhr

So, 5.1., ab 22.15 Uhr, inkl. der langen U-Boot-Nacht

Mo, 6.1., ab 22.15 Uhr

Ob sie alle das Petersen-Boot aus dem Jahr 1981 gesehen hätten, wollte ich von den drei Hauptdarstellern Tom Wlaschiha, August Wittgenstein und Stefan Konarske wissen. "Ja, klar", antworteten sie zeitgleich. Vergleichen lassen wollten sie sich mit den damaligen Figuren aber nicht.

Simone Strasser (Vicky Knieps) fragt Oberfunkmaat Frank Strasser (Leonard Scheicher) in Folge 1: „Wie ist es denn in so´nem U-Boot tief unten im Meer?“ Ihr Bruder antwortet: "40 Kerle, eine Dusche, ein Scheißhaus." - Wie ist es also in so einem U-Boot zu drehen? Also in so einem beengten Drehort?

Tom Wlaschiha: (lacht) Mir ist das zum Glück erspart geblieben, denn ich spiele ja nicht auf dem U-Boot. Da war ich auch überhaupt nicht böse. Ich habe nur die Landszenen.

August Wittgenstein: Der Innenraum des U-Boots war ja exakt nachgebaut. Natürlich war es da drin ganz schön eng. Luxus war es für uns, dass wir die Szenen in einem großen Studio in Prag gedreht haben. Zwischen den Takes konnten wir immer wieder mal raus aus dem Boot. Insgesamt war es unfassbar, wie detailversessen das Boot im Innern nachgebaut war. Das hat uns beim Spielen der Szenen schon sehr geholfen.

Die Sprache unter der Besatzung an Bord ist derb. Wie schalten Sie dafür um? Verstand aus und einfach drauflos?

August Wittgenstein: Das waren ja die Jungs im Maschinenraum! Wir Offiziere sind ganz gepflegt miteinander umgegangen.

Stefan Konarske: Also ich hatte eher Schwierigkeiten mit diesen ganzen Fachbegriffen im Boot. Vorne, hinten, oben, unten, und was es da so alles gab. Das habe ich inzwischen wieder alles vergessen.

Ok, jetzt aber von Anfang an: Die Serie basiert auf den Romanen "Das Boot" und "Die Festung" von Prof. Lothar-Günther Buchheim. Da hatten Sie also ordentlich Lesestoff. Dazu noch das dicke Drehbuch. Erzählen Sie mal von Ihren Vorbereitungen auf den Dreh!

Stefan Konarske: Für das Wesentliche, also zum Beispiel das ganze Militärwissen, gab es jemanden vor Ort, der uns immer die nötigen Informationen geben konnte. Wenn es zum Beispiel darum ging, etwas auf einer Karte zu zeigen, dann konnte wir ihn fragen, was denn 40 Grad bedeuten. Wo ist das auf der Karte genau? Wo muss ich hinzeigen? Wo muss ich das Geodreieck hinschieben?

August Wittgenstein: Ich habe an einem Bootcamp-Training teilgenommen mit Jürgen Weber, unserem militärischen Fachberater. Er hat uns eingewiesen, wie wir auf dem Boot agieren sollten. Und dazu hatten wir auch eine Stunt Crew, die uns darauf gedrillt hat, wie man zum Beispiel elegant durch diese Schotten in einem U-Boot durchschwingt oder wie man oben auf den Turm klettert. Da hatten wir echt eine sehr gute, gründliche und lange Vorbereitungszeit.

Stefan Konarske: Es ist ja auch logisch so eine gute Vorbereitung zu bekommen, denn wir waren ja beim Dreh mehrere Wochen für viele Stunden auf so einem engen Raum beisammen. Insgesamt haben wir 105 Tage gedreht.

August Wittgenstein: Genau, und durch das Boot Camp gab es auch einen super Zusammenhalt unter uns Schauspielern. Wir haben uns von Anfang an alle sehr gut verstanden.

Als "Das Boot" von Wolfgang Petersen 1981 lief, waren Sie alle Drei noch klein. Sie, Tom Wlaschiha waren 8 Jahre, Stefan Konarske war 1 Jahr und August Wittgenstein war gerade erst geboren. Haben Sie den Film schon vor Ihren Engagements für die neue Boot-Serie gesehen?

Alle: Ja, klar.

Tom Wlaschiha: Ich habe ihn 1990 zum ersten Mal gesehen. Dieser Film von Wolfgang Petersen ist ikonisch. Und deshalb war es auch eine sehr gute Entscheidung von Sky, kein Remake zu versuchen, sondern die Geschichte jetzt etwas anders zu erzählen: mit einem Erzählstrang an Land und mit breiteren Zusammenhängen.

Wie oft haben Sie sich während Ihrer Drehs mit den 81er Größen wie Jürgen Prochnow, Martin Semmelrogge, Klaus Wennemann oder Herbert Grönemeyer verglichen?

August Wittgenstein: Gar nicht, damit tut man sich keinen Gefallen. Denn ich finde im Ursprungsfilm haben alle Schauspieler eine bombastische Leistung abgeliefert. Wenn man da anfängt draufzuschauen und sich denkt, ich will das jetzt so machen wie der Prochnow damals – das geht sofort in die Hose. Und vor allem hätte unser Regisseur Andreas Prochaska das sowieso nicht durchgehen lassen, weil er so präzise auf uns schaut. Er hätte das sofort unterbrochen.

Was bedeutet Ihre Rolle im "Boot" ganz persönlich für Sie?

Tom Wlaschiha: Zunächst einmal waren es richtig gute Drehbücher, denn darauf kommt es immer an. Alle Figuren machen eine Reise durch, sind vielschichtig, sind nicht leicht einzuordnen, sind Menschen mit Stärken und Schwächen. Das machte das Drehbuch so spannend.

Stefan Konarske: Für mich war es ein Geschenk, so eine Rolle spielen zu dürfen, auch, weil ich meine Figur so gerne mag (Korvettenkapitän Ulrich Wrangel, die Red.). Schlussendlich habe ich sie lieben gelernt.

August Wittgenstein: Für mich war meine Rolle etwas sehr Besonderes. Überhaupt beim Casting dabei sein zu dürfen und dann glücklicherweise auch noch diese Rolle zu bekommen. Mein erster Drehtag für unser Boot war in meiner bisherigen Schauspielkarriere für mich das Größte!

Auf der einen Seite das 81er Boot von Wolfgang Petersen, das so viele Zuschauer geliebt haben, auf der anderen Seite jetzt Ihre neue achtteilige Serie. Was macht sie so besonders?

Tom Wlaschiha: Die Geschichte ist viel breiter angelegt. Das 1981er Boot war ja eine Art Kammerspiel: Alles spielt auf dem U-Boot und es geht im Grunde um die Intensität und die Dynamik, die innerhalb dieses geschlossenen Raumes stattfindet. Bei uns ist die Geschichte in jeder Hinsicht viel offener. Wir haben ja alleine schon einen etwa 50-prozentigen Landerzählstrang und zeigen somit ein viel breiteres Panorama der damaligen Geschehnisse.

Die Fortsetzung ist ja bereits in vollem Gange, die nächsten Folgen wurden bereits für Sky gedreht. Jetzt, wo der Dreh im Kasten ist, können Sie doch verraten: Worauf dürfen wir uns in der Fortsetzung freuen?

Tom Wlaschiha: Ohne das Ende der ersten Staffel vorwegnehmen zu wollen: Die Geschichte wird natürlich weitererzählt. Was meine Figur Hagen Forster anbelangt kann ich sagen, dass es für ihn in der zweiten Staffel ein wenig dunkler werden wird.

Stefan Konarske: Meine Figur wird aktiver, sagt auch plötzlich mehr und ich werde einen Spezialauftrag bekommen. Mehr können wir aber jetzt noch nicht sagen.

Ihre aktuelle Produktion wurde ja zunächst exklusiv für Sky gedreht, also für ein reines Pay-TV-Angebot. Dann war "Das Boot" sehr stark On Demand erfolgreich. Demnächst kann es auch in der ZDF-Mediathek über längere Zeit auf Abruf gesehen werden. Beschäftigen Sie diese unterschiedlichen Ausspielungstermine bei Ihren Engagements?

Tom Wlaschiha: Nein, mir ist das völlig egal. Mich interessiert zunächst nur eins: ein gutes Drehbuch - und damit natürlich eine gute Rolle für mich. Allerdings beobachte ich seit den letzten fünf bis zehn Jahren, dass die Palette der Geschichten, die im Fernsehen erzählt werden, durch die vielen neuen Player breiter geworden ist. Es ist eine ganz andere Dynamik am Markt entstanden, weil mehr Anbieter versuchen, gute Serien und Filme zu machen. Ich finde, das ist eine positive Entwicklung.

Ohnehin sind momentan sehr viele Serien im Angebot. Wie beurteilen Sie das?

August Wittgenstein: Ein bisschen schade an diesen Entwicklungen finde ich ganz persönlich, dass der Film manchmal ein Stück weit in Vergessenheit gerät. Denn eine Geschichte richtig gut in kompakten 90 Minuten oder in zwei Stunden zu erzählen, das ist ein bisschen vom Aussterben bedroht. Im Moment werden ja überwiegend Serien produziert und wir werden alle daran gewöhnt, eine Geschichte über mehrere Folgen und mehrere Staffeln erzählt zu bekommen. Ich finde, es ist eine große Kunst, etwas zu komprimieren und bündig zu erzählen. Deshalb hoffe ich, dass es wieder mehr Filme geben wird.

Wann und wie schauen Sie denn Filme?

August Wittgenstein: Ich bin ein Freund von den neuen Plattformen, weil es dort einfach keine Werbeunterbrechungen gibt. Grundsätzlich ist es für mich beim linearen Fernsehen toll, wenn man mit anderen zu einer festen Uhrzeit ein gemeinsames Filmerlebnis haben kann, das man vorher und nachher auch mit anderen besprechen kann. Aber das gibt es zu selten, eigentlich fast nur noch bei Live-Sportevents.

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