Roman-Verfilmung

"Die Freibadclique": Ein wenig zu sehr aufgeräumt

von Eric Leimann

Oliver Storz, 2011 verstorbener Drehbuchautor und Regisseur ("Drei Tage im April"), arbeitete sich ein Leben lang daran ab, dass er die aufregendsten Dinge des Lebens – Mädchen, Musik, Mannwerden – ausgerechnet dann kennenlernte, als die Welt zu Bruch ging. Storz' letzte Arbeit war der Roman "Die Freibadclique", aus dem Friedemann Fromm nun einen Film machte. Er erzählt von fünf 16-Jährigen, die den Sommer 1944 in der Badeanstalt Schwäbisch-Halls verbringen. Vom Zehnmeter-Sprungturm beobachten sie Schönheiten im Badeanzug, träumen von Liebe und Abenteuern oder philosophieren über das Leben. Dass die Freunde bald in den sehr nahe gekommenen Krieg ziehen sollen, verdrängen sie. Nur drei von ihnen kehren – verändert – einen Sommer später ins Freibad zurück.

ARD
Die Freibadclique
Drama • 28.03.2018 • 20:15 Uhr

Fünf Jungs sitzen auf einem Sprungturm. Wie in einem Roman Erich Kästners tragen sie teils sprechende Namen wie Onkel (Jonathan Berlin), Knuffke (Theo Trebs), Bubu (Andreas Warmbrunn), Hosenmacher (Laurenz Lerch) oder Zungenkuss (Joscha Eißen). Alle reden sie Schwäbisch – bis auf den aus Berlin zugereisten Knuffke.

Viel interessanter als das Finale des Krieges findet die Freibadclique Phänomene wie Luftwaffenhelferin Lore (Lily Epply) in ihrem roten Badeanzug. Auch wenn jene Schönheit natürlich – wie es Jungs jeder Generation immer wieder neu erfahren müssen – lieber mit Älteren anbandelt, die mehr hermachen. Da hilft auch der schönste Synchronsprung vom Zehner nichts. Bald jedoch werden Onkel und Co. aus ihren Träumen gerissen. Die fünf Freunde müssen mit dem "Volkssturm" in den Kreig ziehen.

Etwas hölzern geraten

Friedemann Fromms Film lässt sich in drei Kapitel gliedern: Dem fast unbeschwerten Coming-of-Age-Sommer 1944 folgt ein Abschnitt über den Krieg, um in Teil drei Wunden und Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse abzubilden. Natürlich auch den Versuch, zu den alten Dingen zurückzukehren. So, als wäre nichts gewesen. Oliver Storz, über dessen Leben und Sterben Dominik Graf den sehr sehenswerten Dokumentarfilm "Lawinen der Erinnerung" (2012) drehte, schaffte es in seinem literarischen Vermächtnis, so etwas wie die Wucht und Zeitlosigkeit des Erwachsenwerden-Zaubers herauszuarbeiten – und das in einer sehr schönen Sprache.

Der ARD-Film "Die Freibadclique", in dem fünf begabte Nachwuchsschauspieler für authentisches Flair sorgen, ist Drehbuchautor und Regisseur Friedemann Fromm hingegen etwas hölzern geraten. Gerade wenn man bedenkt, wie sehr es im Buch um das Lustvolle, Irrationale und Extreme der Jugend geht, sehen Fromms Bilder (Kamera: Anton Klima, "Böse Wetter") und Szenen ein wenig zu sehr nach aufgeräumtem deutschen Fernsehspiel mit historischem (Nazi-)Kontext aus.

Vielleicht sollte man bei echtem Interesse für Storz' Stoff lieber zum Buch greifen oder sich den Dokumentarfilm "Lawinen der Erinnerung" ansehen, der nebenbei auch eines der bewegendsten Zeugnisse über den Abschied vom Leben ist: Der schwer kranke Oliver Storz starb wenige Wochen nach Abschluss der Dreharbeiten zu Dominik Grafs Film.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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