Moderator im Interview

Geld oder Liebe? Guido Cantz über seine neue Show "Flieg mit mir!"

von Eric Leimann

Würde man als Single mit jemandem in den Urlaub fahren, den man gerade erst bei einem Vorabend-Quiz für Alleinstehende kennengelernt hat? Klingt zugegeben ein wenig obskur. Man könnte es aber auch "mainstreamiger" formulieren: "Flieg mit mir!" (ab 18. August, freitags, 18.50 Uhr, im Ersten), das neue Liebes- und Wissensspiel der ARD, kombiniert traumhafte Urlaubsziele mit der Idee, dass Singles sich die gemeinsame Reise dorthin "erspielen".

Die Show erinnert ein wenig an Rudi Carrells Kultformat "Herzblatt", kombiniert mit zeitgemäß inszenierten Fernwehbildern. Moderator und Comedian Guido Cantz ("Verstehen Sie Spaß?") gibt den Reiseleiter. Im Interview spricht der 45-Jährige über eigene Urlaubsträume und No-Gos.

prisma: Ist "Flieg mit mir!" mehr Kuppel-Show oder Quiz?

Guido Cantz: Es ist eine Reisequiz mit Flirt-Faktor. Die Fragen, die pro Show monothematisch zu einem Land gestellt werden, und die Reise, die man dann eventuell antritt, stehen im Vordergrund.

prisma: Ist es nicht belastend für die Singles, dass sie nicht nur ihr Wissen unter Beweis stellen müssen, sondern sich dabei noch ihrem möglichen Reisepartner präsentieren?

Cantz: Nein, ich habe meine Kandidaten bisher relativ locker erlebt. Das liegt vielleicht daran, dass wir nicht so viele knallharte Wissensfragen stellen, nach dem Motto: Wie heißt die Hauptstadt von Ruanda? Bei uns geht es oft um Eigentümlichkeiten des Landes, die man nicht unbedingt kennen muss.

prisma: Aber man möchte sich doch gut darstellen! Vor einem attraktiven Single, mit dem man vielleicht in den Urlaub fahren will ...

Cantz: Man spürt in der Show, dass es spannend ist, mit jemandem zu spielen, den man noch nicht so gut kennt. Jemand, von dem man weiß, dass man vielleicht bald sehr viel mehr mit ihm oder ihr zu tun hat. Es entsteht eine besondere Chemie im Raum, das stimmt. Ich würde aber nicht sagen, dass die Kandidaten angespannt wirken. Natürlich steht am Ende immer die Frage im Raum: Will ich mit jemandem, den ich gerade mal 45 Minuten kennen, für zehn Tage wegfahren.

prisma: Spüren Sie während der Show, ob ein Kandidatenpaar am Ende in den gemeinsamen Urlaub aufbricht?

Cantz: Ich hätte vorher gedacht, dass es mir leicht fällt, vorherzusehen, ob sie zusammen die Reise antreten. Dass ich in dieser Beziehung eine gute Menschenkenntnis besitze. Nur hat mich die Show eines Besseren belehrt. Ich lag öfter mit meiner Prognose daneben. Einmal war ich mir sicher, dass der Mann auf jeden Fall fliegen möchte und die Frau eventuell "nein" sagen würde. Am Ende war es genau andersherum.

prisma: Würden nicht die meisten Leute eher das Geld wählen?

Cantz: Die Summe ist mit 1500 Euro pro Teilnehmer geringer als der Gegenwert der Reise. Ein bisschen Motivation zugunsten von Abenteuer und Liebe muss ja sein.

prisma: Sie haben bisher 15 Shows aufgezeichnet. Wie ging es aus?

Cantz: Die Kandidaten haben sich insgesamt zehnmal für die Reise und fünfmal für das Geld entschieden.

prisma: Ist es nicht ein peinlicher Fernsehmoment, wenn man sagt: "Nee, mit dem möchte ich nicht so gerne fahren?"

Cantz: Vielleicht ist das ein kurzer, peinlicher Moment. Vor allem dann, wenn einer gerne möchte, eine Abfuhr erhält, und man dann die Enttäuschung sieht. Andererseits ist es total nachvollziehbar, dass man eine solche Risikoreise vielleicht lieber nicht antreten will.

prisma: Würden Sie so was machen?

Cantz: Ich bin verheiratet. Wäre ich jedoch Single, könnte es sein, dass mich ein tolles Reiseziel überzeugt.

prisma: Im Kern geht es ja darum, ob Sie mit jemandem in den Urlaub fahren würden, den Sie nicht kennen?

Cantz: Ich habe so was schon gemacht. Zum Beispiel mit einer Freundin, die mittlerweile meine Frau ist. Wir kannten uns noch nicht besonders lange, als wir beschlossen, zusammen eine Woche wegzufahren.

prisma: Sie sind also Experte für Ihr eigenes Format ...

Cantz: Wenn man so will, ja. In einem Urlaub merkt man sehr schnell, ob es miteinander klappt, finde ich.

prisma: Sind Sie jemand, der gern unterwegs ist?

Cantz: Ich bin viel und gerne unterwegs. Beruflich vor allem in Deutschland. Das andere Reisen, also das in die Ferne, ist für mich eines der größten Luxusgüter, die das Leben bereithält. Ich liebe es, neue Länder und Menschen kennenzulernen. Es gibt kaum etwas Besseres, um den eigenen Horizont zu erweitern.

prisma: Was begeistert Sie am meisten – Aktivurlaub, Bildungsreisen oder das Abhängen am Strand?

Cantz: Unterschiedlich. Ich fahre gerne in den Winterurlaub, weil ich begeisterter Skiläufer bin. Ich kann durchaus auch mal gar nichts tun für eine Woche. Also: Wellness, Abhängen, vielleicht ein, zwei Bücher lesen. Meistens mache ich natürlich Familienurlaub. Da finde ich es zum Beispiel toll, mit dem Wohnmobil durch ein neues Land zu reisen. Kann ich nur empfehlen.

prisma: Sie sind ein Medienmensch mit entsprechend viel Sozialstress. Wie verschaffen Sie sich im Urlaub Ruhe? Wie lange können Sie mit ausgeschaltetem Handy leben?

Cantz: Meine Regel ist, am Anfang des Urlaubs zwei Tage totale Ruhe einzuhalten. Da bleibt das Handy komplett aus. Danach fange ich an, etwas Körperliches zu machen. Laufen gehen oder Wassersport. Später höre ich alle paar Tage meine Mailbox ab. Man muss eine gewisse Disziplin üben, um nicht von der Dauerkommunikation überrollt zu werden. Ich finde, mir gelingt das Aussteigen aus diesem Lebensstil recht gut. Im Urlaub spüre ich jedenfalls keine Entzugserscheinungen. Ich laufe sicher nicht mit Mikrofon und Headset am Strand entlang, weil ich das dringend brauche.

prisma: Mit Ihren Comedy-Programmen sind Sie alleine unterwegs, als TV-Moderator hingegen Teil eines großen Teams. Welchen Job empfinden Sie als stressiger?

Cantz: Die beiden Situationen sind einfach unterschiedlich. Ich bin Fußballer, insofern liegt mir das Arbeiten im Team. Ich mag aber auch die Abwechslung und bin sehr gerne mit meinem Programm auf Tour.

prisma: Was tun Sie, wenn Sie nach einer Soloshow alleine auf Ihrem Hotelzimmer angekommen sind?

Cantz: Da ist vielleicht noch ein bisschen Adrenalin von der Show, irgendwann kommt die Müdigkeit. Ich tue normale Dinge, um runterzukommen – so wie andere Menschen auch. Ein bisschen Fernsehen, am nächsten Morgen vielleicht Sport, und dann geht es wieder los in die nächste Stadt, zur nächsten Show. Ich kann gut zwischen dem Alleinsein und hektischem Miteinander wechseln, ohne schlecht drauf zu kommen. Wenn man allerdings nach zwei oder drei Wochen Show-Aufzeichnung daheim ist und plötzlich morgens wieder selbst entscheiden muss, was man anzieht, ist das anfangs ein bisschen komisch (lacht).

prisma: Kommen wir noch mal aufs Reisen zurück. Welche Ziele müssen Sie unbedingt noch in Ihren Leben sehen?

Cantz: Ich will unbedingt noch mal im Winter nach Kanada. Chile reizt mich. Auch Südafrika, wo ich ebenfalls noch nicht war. Dann gibt es eine karibische Inselgruppe, Turks and Caicos, die steht seit 20 Jahren auf meiner Fernwehliste. Die Südsee mit Bora Bora wäre dort auch weit oben. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ich Länder wie Kanada oder USA mal mit dem Wohnmobil bereise. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde ...

prisma: Weil Wohnmobile spießig sind?

Cantz: Zelten hat mir nie Spaß gemacht, auch wenn ich als Fußballer mit Gemeinschaftsduschen und öffentlichen Toiletten kein Problem hatte. Aber Zelten waren nie mein Ding und ich habe das wahrscheinlich auf Wohnmobile übertragen. Aber es ist schon cool, wenn man sein eigenes Heim dabei hat und es einfach irgendwo hinstellen kann. Da habe ich in Sachen Urlaubsgefühl durchaus dazugelernt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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