Kritik zum ZDF-Film

Liebe bis in den Mord – Ein Alpenthriller

von Amelie Heinz

Der ZDF-Thriller "Liebe bis in den Mord" trägt über weite Strecken zu dick auf. Doch immerhin Spannung ist geboten. Denn was wie ein harmloser Heimatfilm beginnt, entwickelt sich zu einem düsteren Dorf-Drama.

ZDF
Liebe bis in den Mord – Ein Alpenthriller
Thriller • 20.08.2018 • 20:15 Uhr

Alles beginnt mit einer fröhlichen Feier, einem Spaziergang durch den düsteren Wald und einer anschließenden brutalen Vergewaltigung: 15 Jahre später kehrt der Täter, inzwischen ein erfolgreicher Geschäftsmann, in die Dorfgemeinschaft des Alpenvorlands zurück und bringt das Leben des Opfers durcheinander. Geschichten dieser Art gab es schon zuhauf, und "Liebe bis in den Mord – Ein Alpenthriller" (2016), jetzt erneut im ZDF zu sehen, schaffte es leider nicht, dem Ganzen etwas Neues abzugewinnen. Das Alpendrama, das so gerne Thriller wäre, verkommt zu einer nervtötenden Aneinanderreihung von unglaubwürdigen Dialogen und kitschigen Bildern, unterlegt mit aufdringlicher Musik. Das geht eindeutig besser.

Auf dem Heimweg von einer Geburtstagsfeier im bayerischen Voralpenland wird Sonja (Felicitas Woll) vergewaltigt. Auf Anraten ihrer Schwester Birgit (Nina Kronjäger), die sich vor allem darum sorgt, "was wohl die Leute sagen", zeigt Sonja das Verbrechen nicht an. Erst 15 Jahre später bricht sie ihr Schweigen, nachdem ihr Vergewaltiger Adrian (Gabriel Raab) in das Dorf zurückgekehrt ist und das Leben, das sie sich mit ihrem Mann Thomas (Thomas Unger) und ihrer Tochter Anna (Paulina Hobratschk) aufgebaut hat, bedroht. Unter anderem behauptet er, Annas leiblicher Vater zu sein.

Sonja verliert den Boden unter den Füßen. Die Leute beginnen, ihr zu misstrauen und wollen ihr die Vergewaltigung nicht glauben, da sie 15 Jahre geschwiegen hat. Das Problem an dieser Stelle: Auch der Zuschauer kann den Grund für ihr Schweigen nie wirklich nachvollziehen. Sonja bleibt bis zum Schluss unnahbar. Nach einem heimlich durchgeführten Vaterschaftstest kommt schließlich heraus, dass Thomas in der Tat nicht Annas leiblicher Vater ist. Ab da geht alles bergab.

Was wie ein harmloser Heimatfilm beginnt, entwickelt sich von Szene zu Szene zu einem düsteren Dorf-Drama. Gabriel Raab gibt sich als aalglatter, Anzug-tragender Ryan-Gosling-Verschnitt, der vor absolut nichts zurückschreckt, um an sein Ziel zu kommen. Doch obwohl er als Unhold des Films eigentlich Angst einflößen sollte, wirkt das alles ziemlich aufgesetzt.

Auch den anderen Schauspielern sieht man die Mühen an, die zu einfach gestrickten Figuren mit Leben zu füllen: Felicitas Woll gibt sich allzu leidend, Thomas Unger ist sauer, Paulina Hobratschk pubertierend. Einzig Gisela Schneeberger, die die grantige Schwiegermutter verkörpern darf, wirkt so, als würde ihr die Rolle wirklich Freude machen. Doch ihre Anklagen an die verhasste Schwiegertochter wirken oftmals zu dick aufgetragen, ebenso wie die Musik, die in vielen Szenen zu bombastisch daherkommt. Weniger wäre hier in jeder Hinsicht mehr gewesen. Trotz allem ist die Story so aufgebaut, dass man fast nicht wegschauen kann und gebannt verfolgt, wie die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Bis zum Ende hofft der Zuschauer auf Gerechtigkeit.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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