RTL-Entdeckung im Interview

Mandy Neidig: Vom Kaufhaus ins Fernsehen

von Max Trompeter

Noch vor wenigen Monaten verkaufte Mandy Neidig Parfüm in einem Kaufhaus. Nun spielte sie die Hauptrolle in der neuen RTL-Serie "Herz über Kopf". Wie kam es dazu?

"Eine Senkrechtstarterin" – das Attribut wird in der Medienwelt gerne bemüht. So richtig zutreffend ist es aber selten, müssen sich doch die meisten Akteure der Branche peu à peu und oft unbeachtet nach oben arbeiten. Als Schauspielerin etwa gelingt das über kleine Nebenrollen in ebenso kleinen Produktionen. Mandy Neidig, das neue Gesicht des RTL-Vorabends in der Crime-Soap "Herz über Kopf" (ab Montag, 26. August, werktags, 17 Uhr), war in den vergangenen Monaten jedoch nicht als Kurzzeitaffäre oder Leiche in Telenovelas und Fernsehfilmen zu sehen. Vielmehr arbeitete sie – glücklich – in einer Kaufhaus-Parfümerie als Verkäuferin. Mehr Senkrechtstart geht also gar nicht. Wie es bei der 38-jährigen Berlinerin zu diesem "aufregenden, neuen Glück" kam, erzählt sie am besten selbst.

prisma: Gestern noch Kaufhaus-Parfümerie, heute Vorabendprogramm bei RTL. Wie geht das?

Mandy Neidig: Verrückt, ja. Aber ganz so aus dem heiteren Himmel kam es nicht. Irgendwann, 2011 oder 2012, las ich von einem Straßencasting am Alexanderplatz in der Zeitung. Oft steht da ja viel Mist drin. Aber dann habe ich gegoogelt und dachte mir: "Geil. Weßte was: Du hast heute frei, rufste mal an und fragst, wie das so abläuft."

prisma: Wie lautete die Antwort?

Neidig: "Alles kein Problem, kann jeder kommen." Also bin ich da hin. Vor der Kamera sollte ich dann alles mal spielen. Mach dies, das, et cetera pp. Dass sich danach aber jemand melden würde, habe ich nie gedacht.

prisma: Warum nicht?

Neidig: Ich habe natürlich voll übertrieben. Die anderen waren viel ruhiger. Aber ich wollte halt so machen, wie ich es eben mache. Und dann bekam ich tatsächlich ein paar Tage später einen Anruf, ob ich bei kleineren Sachen mitmachen würde.

prisma: Die da wären?

Neidig: Bei "Verdachtsfälle" war ich zum Beispiel zweimal, halt eine der Nachbarn, die sich in der Wolle haben. Und bei der Gameshow "The Cube" mit Nazan Eckes. Vor ein paar Monaten dann fragte man mich, ob ich auch bei etwas Größerem dabei wäre. Ich überlegte erst, war mir aber schnell sicher: Wann hat man schon die Chance zu so etwas völlig anderem?

prisma: Und raus aus dem Kaufhaus.

Neidig: Ja. Der alte Job liegt jetzt erst mal auf Eis. Wenn wir erfolgreich sind, und es noch lange andauert, ist alles super. Wenn nicht, gehe ich eben wieder zurück in den Einzelhandel. Da findet man immer irgendwas. Und Spaß hatte ich auch daran, sonst hätte ich es ja nicht so lange schon gemacht.

prisma: Gleichzeitig gärte in Ihnen aber der Wunsch, Schauspielerin zu werden. Wann fing das an?

Neidig: Das war ganz typisch: In der Schule meinte die Deutschlehrerin, wir machen ein Theaterstück. Nächste Station: Theaterkurs, ditte, ditte, ditte. Dann machte ich im Chor mit, wo man auch auf Mimik und Gestik achtet – ist ja alles irgendwie eins. Auf der Oberschule ging's weiter. Da meinte eine Lehrerin: "Du bist so herrlich bekloppt, du musst ins Fernsehen oder auf die Bühne."

prisma: Hätten Sie doch gleich auf sie gehört.

Neidig: Ach, das wollen so viele, wenn sie jung sind. Ich nahm lieber erst mal den sicheren Weg, machte eine Ausbildung. Dann will man sich eine Wohnung leisten können, also ging ich Tag für Tag arbeiten. So kommt man rein in einen Alltag und denkt nicht mehr an alte Träume. Bis man dann eben in der Zeitung von einem offenen Casting liest und mal guckt, ob da nicht doch noch was möglich ist.

prisma: Ein ungewöhnlicher Weg ...

Neidig: So in die Schauspielerei aus dem Nichts zu kommen, ist natürlich mega. Das ist eine Erfahrung – wer wünscht sich das nicht? Vor allem, weil es wirklich viel Spaß macht. Jeder, der was anderes behauptet, der lügt. Klar, man muss Text lernen, sich vorbereiten und in die Rolle reinversetzen. Aber im Großen und Ganzen ist Schauspielerei ein sensationeller Beruf. Für mich ist das wie ... Wenn ich ehrlich bin, realisiere ich das noch gar nicht. Von heute auf morgen in eine so andere Welt zu treten: Ich verstehe das glaube ich erst, wenn ich mich dann selbst im TV sehe.

prisma: Sind Sie ein großer TV-Fan?

Neidig: Klar, ich schau sehr gerne Fernsehen. Vor allem Horrorfilme. Soweit sind wir bei "Herz über Kopf" noch nicht, aber vielleicht führt es ja da hin (lacht). Spannend ist es schon mal. Ich will immer selbst wissen, wie es weitergeht. Wir werden allerdings auch nur mit Häppchen gefüttert.

prisma: Wie reagierten die professionellen Kollegen auf die Newcomerin?

Neidig: Die wussten anfangs gar nichts davon und wollten mit auch nicht glauben, dass ich totaler Neuling bin: "Du? Niemals", sagten sie. Das ist natürlich eine richtige Ehre, wenn ausgebildete Schauspieler das nicht mal ansatzweise merken.

prisma: Keine Unsicherheiten?

Neidig: Gar nicht, da sind die Leute einfach viel zu nett. Wenn dort jetzt ganz strenge Menschen vor mir stehen würden, käme ich mir bestimmt schön dumm vor. Aber so – nee, gar kein Druck. Außerdem: Wenn man da einmal drin ist, kriegt man einfach nur Lust auf mehr, mehr, mehr.

prisma: Was könnte "mehr" sein?

Neidig: Eine zweite Staffel "Herz über Kopf" natürlich. Und worauf ich auch noch richtig Lust hätte: Moderatorin einer Neuausgabe der "Mini Playback Show". Schon als Kind stellte ich mir das immer vor. Das wäre genau mein Ding.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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