Film im Ersten

"Mein Sohn, der Klugscheißer": Das Leid des Hochbegabten

von Amelie Heinz

Pia Strietmann inszenierte "Mein Sohn, der Klugscheißer" ein tiefgründiges und berührendes Sozialmärchen, bei dem auch das Lachen nicht zu kurz kommt. 5,45 Millionen Zuschauer sahen den Film 2016 zur Erstausstrahlung, jetzt wird er im Ersten wiederholt.

ARD
Mein Sohn, der Klugscheißer
Komödie

"Wenn jemand schaut, bleib besser still, wenn jemand fragt, bleib besser stumm, auch wenn man es nicht glauben will, fragen macht einsam, frag nicht, warum." Jerôme (Maximilian Ehrenreich) weiß, wovon er spricht, er ist nämlich kein gewöhnlicher Junge. Jerôme ist besonders, er kann gewisse Dinge viel besser als andere Kinder in seinem Alter. Doch leider macht er die Erfahrung, dass das bei seinen Klassenkameraden nicht so gut ankommt. Deshalb ist Jerôme lieber still und zieht ungern Aufmerksamkeit auf sich. Er ist ein Außenseiter, der beim Sport nicht mitmacht, sondern lieber daneben sitzt und die Flugbahnen der Bälle berechnet.

Andere Szene: Jerôme steht an der Supermarktkasse. Der Kassierer betrachtet ihn fragend, und nach kurzer Zeit nennt der Junge den richtigen Betrag. Seine Mutter Debbie (Alwara Höfels) gibt dem Kassierer das Geld und packt die Einkäufe ein. Sie beachtet die Szene nicht weiter. Für Debbie ist dieses Prozedere inzwischen völlig normal. Später im Film gesteht sie, einst heimlich einen DNA-Test gemacht zu haben – sie hatte geglaubt, ihr Sohn wäre im Krankenhaus mit einem anderen Kind vertauscht worden. Doch das Ergebnis war eindeutig: Jerôme ist wirklich Debbies Kind.

"Nicht jedes schwierige Kind ist ja gleich hochbegabt"

Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, die Prollmutter und der Hochbegabtensohn, aber die beiden sind ein eingespieltes Team. Eines Tages aber hat Jerôme genug von den Hänseleien der anderen Kinder in der Schule und wehrt sich. Er bricht dabei einem der anderen Jungs das Nasenbein. Die Aufregung ist groß, Debbie wird in die Schule gerufen, Jerôme zu einer Kinderpsychologin (Barbara Philipp) geschickt, die ihm helfen soll, seine Aggressionen in den Griff zu bekommen.

Doch Jerôme ist nicht aggressiv. Die Psychologin vermutet, dass der Junge hochbegabt ist und schlägt seiner Mutter vor, ihn auf ein Internat zu schicken. Debbie jedoch ist ganz und gar nicht begeistert von der Idee: "Nicht jedes schwierige Kind ist ja gleich hochbegabt." Die Psychologin antwortet: "Sie sind gut, die meisten Eltern, die hier bei mir sitzen, versuchen, mich genau davon zu überzeugen."

Mit Einfühlsamkeit, aber auch viel Witz inszenierte Regisseurin Pia Strietmann die Familienkomödie "Mein Sohn der Klugscheißer". "Tatort"-Darstellerin Alwara Höfels überzeugt als zwiegespaltene Mutter eines hochbegabten Kindes, das so ganz anders ist als sie selbst.

Schön fürs Herz und für den Kopf

Höfels harmoniert vor der Kamera wunderbar mit dem damals 13-jährigen Maximilian Ehrenreich, der eindringlich diesen besonderen Jungen spielt, der mit sich und seiner Begabung zu kämpfen hat. Es entstand ein Film, der genauso schön fürs Herz wie für den Kopf ist. Die Dialoge und der perfekte Soundtrack machen die Komödie zu etwas Besonderem – genauso besonders, wie eben auch Jerôme ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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