Krimi-Reihe

"München Mord: Die Unterirdischen" – der Club der Superreichen

von Wilfried Geldner

Der Betreiber eines geheimen Clubs der Schickeria wird tot in einer Mülltonne gefunden. Auch eine junge Journalistin wird vermisst, die einen Artikel über den Club "für Superreiche" schrieb. Mordkommissar Schaller und sein Team ermitteln wieder auf ihre Weise in der bayerischen Landeshauptstadt.

ZDF
München Mord: Die Unterirdischen
Krimi • 21.09.2019 • 20:15 Uhr

Es schlug dem Schickeria-Fass den Boden aus, als 2017 in Münchner Zeitungen über die Eröffnung eines geheimen Clubs zu lesen stand: "Zutritt nur für superreiche Männer – Zum Kobe-Rind werden Champagner und Frauen gereicht". Zutritt zum "Contenance Club" bekam Mann nur unter strengster Geheimhaltung. Zehn- bis fünfzigtausend sollte die Mitgliedschaft kosten, wurde komplortiert, Frauen standen zum Gespräch schweigend bereit, während die Herren aßen und rauchten. Wenige Monate später hieß es dann: "Die Location der Superreichen ist gefloppt." – Eine bessere Steilvorlage für einen satirischen Krimi wie "München Mord" hätte es kaum geben können. Prompt wurde die Vorlage unter dem Titel "Die Unterirdischen" nun zum Mordfall gewandelt. Es ist der neunte Film aus der feinen ZDF-Krimireihe am Samstagabend.

"Der Kini geht immer", weiß Harald (Marcus Mittermeier), als er undercover mit Ludwig Schaller (Alexander Held) den geheimen Edelkeller betritt. Aus der Ludwig-Büste der Real-Vorlage ist jetzt ein Wandgemälde geworden. Und der belesene Schaller zitiert gleich den Namensvetter: "Es ist notwendig, sich Paradiese zu schaffen, poetische Zufluchtsorte." Der Polizeidirektor Zangel (Christoph Süß) ist selbstredend auch schon da und bittet für sich und seinen Freund, den Herrn Staatssekretär, um Verschwiegenheit. Die allgemein propagierte Seriosität wird allerdings beim Defilee der Goldlamé-Hostessen gestört. Unter ihnen findet Harald gar die eigene Freundin wieder, eine Spielerfrau, die er einem Fußballer entrungen hatte.

Das alles bietet Anlass zu vielerlei Reflexionen. Gleich eingangs steht Bernadette Heerwagen als Kriminalistin Flierl auf dem Glockenspielturm und sinniert über die "Stadt der Reichen und Schönen" und darüber, dass München "immer größer" und sie "immer kleiner" werde. Bald aber liegt nächtens eine Leiche im Kofferraum, sie wird in der Tonne eines Münchner Friedhofs entsorgt. Schaller, der Chef, schält sich am anderen Morgen bereits aus der Tonne, als die jüngeren Kollegen gerade eingetroffen sind. Er hat erste Intuitiv-Analysen betrieben und äugt dann versonnen einer schwarzen Witwe hinterher, der später eine besondere Bedeutung zukommen wird.

Mit den Mustern von Arm und Reich, von Alt und Jung betreiben die Macher des komischen Krimis (Buch: Friedrich Ani, Ina Jung, Regie: Jan Fehse) ein gewitztes Spiel. Mag sein, der Mordkrimi kommt dabei ein wenig zu kurz, was Plot und Spannung betrifft. Ein geplanter Ausstieg aus dem Geschäft, das ist die eine Geschichte. Ein Medien-Mord die andere – eine junge Praktikantin hatte, noch unveröffentlicht, über den Club geschrieben, sie hatte dort als Hostess gedient. Baby Schimmerlos aus "Kir Royal" grüßt aus der Ferne, und eigentlich müsste jetzt gleich Mario Adorf als Fabrikant Haffenloher um die Ecke biegen. Doch wir leben in anderen Zeiten.

Auf Geheimbundglamour und -erotik wird hier weitgehend verzichtet, dafür darf man einen Wolfgang Fierek als bajuwarischen Club-Geschäftsführer in Hochform erleben, der "eine Menge Nuggets" machen will und dabei fast von der Straßenbahn überfahren wird. Sein von "Leben und leben lassen" zum hedonistischen "Leben und gelebt haben" gewendeter Bayern-Spruch hat schon fast die Schimmerlos-Reife.

Bei aller Witzigkeit sollte man aber nicht vergessen, wie trocken und klar sich dieser Krimi von den voyeuristischen Berichten von damals unterscheidet. Er zeigt die Münchner Zustände komisch, abschreckend und banal. So wie sie sind.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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