Skandal-Regisseur Klaus Lemke hat wieder mal einen Film gedreht. Er spielt in der Maxvorstadt, dort, wo Lemke sehr lange daheim war.
Wenn Klaus Lemke über den deutschen Film spricht, klingt das zumeist nicht besonders charmant. Nicht umsonst trägt der inzwischen 78-Jährige bereits seit Jahrzehnten den Ruf des Skandal-Regisseurs durchaus mit Stolz und gewisser Freude mit sich herum. "Ohne Weiteres kann man drei von zwei deutschen Filmregisseuren durch Frauen ersetzen. Aber nichts würde sich ändern. Noch nicht einmal vielleicht. Das System ist kaputt. Zu Tode subventionierter Kaffeeklatsch. Brav, banal und frigide", wütete er unlängst im Interview mit der Agentur teleschau über das System der Filmförderung. Noch drastischer urteilte Lemke erst kürzlich in der "Bild"-Zeitung über den Zustand des deutschen Films: "German Cinema ist bis zur Hilflosigkeit verhätscheltes Staatskino. Meine Kollegen sind Totengräber des deutschen Films. Sie haben sich einkaufen lassen."
Sich einkaufen lassen? Das lässt ein Lemke auch weiterhin nicht mit sich machen. "Man braucht kein Geld für Film. Es genügt, dass man sein Handy bezahlen kann. Ganz egal, wie teuer ein Film ist – es geht immer nur um fehlendes Geld. Und das sollte man nicht durch Rumgeheule, sondern durch erhöhten Kampfgeist ersetzen. Nur dann kann das Erzählen zum eigentlichen Abenteuer eines Films werden", erklärt er seine Art des Filmedrehens. Auch bei "Neue Götter in der Maxvorstadt" ist er wieder so vorgegangen. Die Groteske entstand in Lemkes Münchner Stadtteil Maxvorstadt zwischen Schleißheimer und Ludwigstraße. Wie bei Lemke üblich wurde die Low-Budget-Produktion mit Laiendarstellern besetzt, und es wurde ohne Drehbuch gefilmt.
Inhaltlich bleibt Lemke aber eben auch Lemke. Ja, es geht wieder um ein schönes Mädchen, ihre Freunde, unter denen auch ein Penner sein darf, sowie wie immer auch irgendwie um Sexgeschichten. Das schöne Mädchen, sicherlich die Entdeckung des neuen Klaus-Lemke-Werkes, heißt diesmal Judith Paus. Der Regisseur will die 27-Jährige im Münchner Nachtleben ausfindig gemacht haben. Treffsicher "nach Mitternacht", wie Lemke betont.
In ihrer Hauptrolle als "Judith" hat Paus zunächst die Aufgabe, sich in der Toilette der Kunstakademie am Siegestor zu verstecken. Irgendwie ist sie auf der Flucht vor ihrem Ex-Freund. Gleichzeitig beschließt sie aber, die verheulte Kunstszene mit einem Skandalvideo abzuschießen. Zwischendurch verliebt sie sich noch in einen Penner und wird letztendlich zu einem Callgirl für Geister.
Auf dem Filmfest München war "Neue Götter in der Maxvorstadt" erst Anfang Juli als Weltpremiere zu sehen. Das ZDF, Lemkes nicht ganz so heimlicher Förderer, zeigt den Film nur kurz darauf folgend. Offen ist, wie oft Lemke noch in seinem Münchner Stadtteil drehen wird. Wie es heißt, habe er seine Wohnung in der Amalienstraße "verloren", in der er immerhin 40 Jahre lang lebte. Der Vermieter soll Eigenbedarf geltend gemacht haben. Über seine Alternative sprach der 78-Jährige bereits. Hamburg und Berlin will der Filmemacher beglücken: "Es muss mal was Neues für mich sein. Ich brauche einen Hafen, möchte die Reeperbahn sehen. Und danach das neue Berlin mitbekommen. Das erlebt man nur, wenn man dort arbeitet", sagte Lemke zu "Bild". In diesem Sinne darf man auf die nächsten "Lemkes" durchaus schon gespannt sein.
Quelle: teleschau – der Mediendienst