ARD wehrt sich gegen Kritik an Berichterstattung über Notre-Dame

Der verheerende Brand hat am Montag Teile der Kathedrale Notre-Dame in Paris zerstört. Dass die ARD auf einen Brennpunkt verzichtete und den Brand als dritte Nachricht in der Tageschau hatte, ärgerte viele Zuschauer. Nun hat der Sender zur Kritik Stellung bezogen.
Die Bilder von der brennenden Kirche gingen um die Welt. Nicht nur in Frankreich sorgte man sich um eines der Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Die ARD berichtete am Montagabend zwar in der Tagesschau, allerdings kam die Meldung erst an dritter Stelle. Viele Kritiker forderten, dass der Sender kurzfristig mit einer Sondersendung auf die Katastrophe hätte reagieren müssen.
Selbst Ulrich Deppendorf, früherer Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Berlin und ehemaliger Chefredakteur von ARD-Aktuell meldete sich auf Twitter zu Wort. "Warum gab es keinen ARD-Brennpunkt zum Brand von Notre-Dame, neben dem Eiffelturm das Symbol Frankreichs? Schwer nachzuvollziehen", so der bekannte TV-Journalist.
Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kritisierte die Berichterstattung. "Millionen Menschen fiebern mit der Kirche Notre-Dame in Paris, einem der bedeutendsten kulturellen Orte in Europa. Warum muss man CNN einschalten während die ARD Tierfilme zeigt?" Das Erste hatte wie geplant eine Folge aus der Doku-Reihe "Wilde Dynastien" gezeigt.
Am Dienstag reagierten die Verantwortlichen auf die Kritik. "Ein 'Brennpunkt' im Ersten wäre wünschenswert gewesen, war aber zu diesem Zeitpunkt logistisch nicht darstellbar, da unser ARD-Reporter in diesem Moment unterwegs zum Ort des Geschehens war, um als erster deutscher Korrespondent direkt vor Ort zu berichten", erklärte ARD-Chefredakteur Rainald Becker in einer Mitteilung.
Er stellte die Geschehnisse des Abends wie folgt dar: "Nur 55 Minuten nach der ersten Eilmeldung gab es in der 20.00-Uhr-Ausgabe der 'Tagesschau' bereits einen Korrespondentenbericht aus dem ARD-Studio Paris. Der Beitrag wurde aufgrund der Zeitknappheit vom Korrespondenten live vertont. Parallel war ein Korrespondent auf dem Weg zur Kathedrale Notre-Dame, um die Live-Berichterstattung zu gewährleisten, die dann bei Tagesschau24 und auf tagesschau.de erfolgte."
Auch Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-Aktuell, rechtfertigte die Berichterstattung. "Das Erste blendete über den Abend drei Crawls mit aktuellen Informationen zu den Ereignissen in Paris ein. Die 'Tagesthemen'-Ausgabe um 22.15 Uhr wurde verlängert und um 23.35 Uhr gab es ein 'Tagesthemen extra'. Das lineare Informationsangebot wurde mit einem Live-Stream auf tagesschau.de ergänzt und verzeichnete 5,0 Millionen Visits", so Gniffke.
Am Dienstag will die ARD ab 21.45 Uhr in einem "Weltspiegel Extra" eine erste Bilanz nach dem Brand ziehen.