Leben als Tierfilmer

"Passion for Planet": Wie Filme die Welt verändern

von Hans Czerny

Sie klettern auf Baumwipfel und beobachten Greifvögel. Sie tanzen mit Haien Ballett und haben dabei keine Angst, sie springen in voller Montur ins Wasser, obwohl dort vielleicht die Krokodile sind. Für seinen ARD-Film "Passion for Planet" (2016) hat der Dokumentarfilmer Werner Schüssler fünf Tier- und Naturfilmer begleitet, die aus den verschiedensten Teilen der Welt kommen.

ARD
Passion for Planet – Leben als Tierfilmer
Dokumentation

Doch nicht die Faszination für die Passion der Filmer, ihre Geduld, die Tricks und Abenteuer steht im Mittelpunkt, sondern die Ernüchterung darüber, dass Lebensräume verschwinden und Arten am Aussterben oder schon ausgestorben sind. Das bedeutet nicht zuletzt, dass man weniger Verlangen nach Sensation als durchaus Geduld beim Betrachten mitbringen muss. Geduld, wie sie den porträtierten Filmern aus aller Welt zu eigen ist.

"Menschen sind weitaus gefährlicher"

"Filme können die Welt verändern", sagt der Kanadier Rob Stewart, der sich die Rettung der Haie auf die Fahne geschrieben hat. Unter anderem hat der Haifischflossen-Import deren Bestand um 90 Prozent dezimiert. Stewart findet das besonders schade, denn schon mit neun Jahren war er einem Hai begegnet: "Er hatte Angst vor mir", sagt er. "Menschen sind weitaus gefährlicher."

Auch wer da nicht sofort aus vollem Herzen beistimmen kann, versteht Stewarts Passion für die Fische – und dass er etwa 200 Tage im Jahr mit ihnen verbringt. "Seine Botschaft dürfte für alle gelten: "Ich mache keine Hochglanzfilme mehr", lautet die. Es gehe nicht mehr darum, "Bäume zu umarmen oder Pandas zu retten". Es gehe "um uns und darum, ob wir überleben oder nicht". Wir müssten unseren Lebensstil radikal ändern. Seine Aufgabe als Filmemacher sei es, diese "Revolution", wie er es nennt, anzustoßen. "Mauern niederreißen, alte Denkmuster bekämpfen."

Hart an der Grenze

Wer diesen Querschnitt über fünf verschiedene Filmemacher verfolgt, der es dem Zuschauer nicht leicht macht, weil er selbst eben kaum Hochglanzbilder präsentiert, wird zu der Erkenntnis gelangen, dass der saftige Tierfilm an sein Ende gekommen ist. Der gefakte, mit gestellten Aufnahmen arbeitende, sowieso. Die Österreicher Michael und Rita Schlamberger bewegen sich da hart an der Grenze. Selbstkritisch sind aber auch sie bei ihrer Sambesi-Tour samt Hubschrauberflug. "Nur was man kennt, kann man lieben. Und was man liebt, das schützt man", so ihre Argumentation. Alte Schule – aber immerhin.

Die Inderin Rita Banerji ist da ein schönes Stück weiter bei ihrer Aufklärung der armen Landbevölkerung, die im Urwald wildert und ihren Hunger stillt. Sie drückt schon den Kindern die Kamera selbst in die Hand, um die Tiere zu filmen und diese daraus folgend zu lieben. Am Ende singt sie mit ihnen ein Loblied auf die Mutter Erde und darauf, dass es sie zu bewahren gilt. Das ist dann doch mehr gekonnt praktizierte Volkshochschule als das spannende Tierabenteuer, das von jeher faszinierte. Im Übrigen wird die Beobachtung der Schildkröten beim beschwerlichen Eierlegen ebenso wie die Pflege kranker Seeottern den Zuschauer mehr als manche Gardinenpredigt berühren.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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