Mads Mikkelsen als Rächer

"Polar": Die Netflix-Antwort auf John Wick

von Markus Schu

53 und kein bisschen müde: Dänemarks Filmstar Mads Mikkelsen zeigt in Netflix' stylischer Comicverfilmung "Polar", wo der Action-Hammer hängt.

Duncan Vizla (Mads Mikkelsen) gehört zu einer Gruppe von Auftragsmördern, die unter dem vielsagenden Namen "Damocles" firmiert. Ebenjenes sprichwörtliche Schwert droht nun auf ihn hinabzufallen, denn Duncan, dessen Codename "Black Kaiser" lautet, soll sterben. Weil der womöglich beste Profikiller aller Zeiten demnächst das 50. Lebensjahr vollendet und damit in das offizielle Killer-Rentenalter eintritt, müsste er eigentlich eine stattliche Pension in Höhe von acht Millionen Dollar kassieren. Sein schmieriger Chef kann und will die Summe allerdings nicht entbehren, weswegen er ein Killerkommando auf seinen besten Mann ansetzt. Stirbt Duncan, muss auch kein Geld gezahlt werden. Doch der "Black Kaiser" lässt sich den Verrat nicht gefallen und setzt sich mit allen Mitteln zur Wehr – vor allem dann, als seine Nachbarin (Vanessa Anne Hudgens) in die Sache hineingezogen wird. Ab Freitag, 25. Januar, darf Mads Mikkelsen als obercooler Killer seine Actionqualitäten im Netflix-Film "Polar" unter Beweis stellen.

"Polar" ist laut, bunt, stylisch und brutal. Kein Wunder, zeichnet doch der renommierte Musikvideoregisseur Jonas Akerlund für die filmische Umsetzung der gleichnamigen (Web-)Comicreihe von Victor Santos verantwortlich. Der schwedische Filmemacher hat in der Vergangenheit mit Musikgrößen wie Lady Gaga und Rammstein zusammengearbeitet – zu Weltruhm verhalf ihm bereits vor über 20 Jahren sein enorm innovativer Ego-Perspektiven-Clip zu "Smack My Bitch Up" von The Prodigy.

Dass dieser Mann mit einem Faible für verrückte audiovisuelle Spielereien nun für die Regie von "Polar" verantwortlich zeichnet, scheint wie die Faust aufs Auge zu passen. In Akerlunds artifiziellem Bilderrausch, der mit knalligen Farben und krawalliger Action punktet, finden sich allerdings auch einige Ideen, die sich durchaus hart an der Grenze zum Sexismus oder zur Geschmacklosigkeit bewegen. Entweder man liebt diesen Stil oder man hasst ihn. Musikalische Unterstützung erhält der Regisseur übrigens vom kanadischen Musikproduzenten Deadmau5, seines Zeichens Experte für knackige House-Tracks. Bereits im Trailer zum Film konnte man einen Vorgeschmack auf seinen Song mit dem Titel "Drama Free feat. Lights" erhaschen.

Im Internet wurde die vom Dänen Mads Mikkelsen verkörperte Figur des Killers bereits als Mix aus Keanu Reeves' John Wick und Kurt Russells Snake Plissken bezeichnet – aufgrund von Duncans Effizienz und seiner (im späteren Verlauf erworbenen) Augenklappe liegt der Vergleich auf der Hand. Wenn der vor allem durch "Casino Royale" und die TV-Serie "Hannibal" bekanntgewordene Schauspieler irgendwann oberkörperfrei und blutüberströmt gegen seine Widersacher zu Felde zieht, freuen sich auch die Freunde des europäischen Autorenkinos: Man fühlt sich an Mikkelsens Performance in Nicolas Winding Refns Wikinger-Kunstfilm "Walhalla Rising" erinnert – auch hier massakrierte sich der Star aus Kopenhagen durch die Reihen seiner Gegner, wenngleich in anderer Form.

Produziert wird "Polar", die Over-the-Top-Action mit Film-Noir-Anleihen, unter anderem von der deutschen Constantin Film. So verwundert es nicht, dass mit dem Shootingstar Ruby O. Fee (vor allem bekannt durch ihre bisherigen Gastrollen in "Tatort") auch eine deutsche Aktrice in einer (kleinen) Nebenrolle zu sehen ist. Schauspielerisch wird allerdings nicht viel von ihr gefordert: So räkelt sich die 22-Jährige gleich zu Beginn erst mal genüsslich vor der Kamera. Im Endeffekt muss dann jeder selbst für sich entscheiden, ob Akerlund dank solcher Szenen mit "Polar" lediglich pseudo-cooler Schund oder tatsächlich stilsichere Actionkost gelungen ist.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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