Tatort "Schlangengrube"

Ein Pinguin auf dem Seziertisch

25.05.2018, 15.14 Uhr
von Florian Blaschke
Ungewöhnliche Leiche: Thiel und Boerne mit dem toten Pinguin.
BILDERGALERIE
Ungewöhnliche Leiche: Thiel und Boerne mit dem toten Pinguin.  Fotoquelle: Thomas Kost/WDR

Als die lungenkrebskranke Patrizia Merkens (Lilia Lehner) eines Abends tot in ihrer Wohnung liegt, ist die erste Verdächtige ausgerechnet Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) – ihre Nachbarin. Denn sie lag im Dauerclinch mit der Katzenbesitzerin, deren "Kinderchen" immer wieder in die Wohnung der Staatsanwältin gepinkelt hatten. Und während sich Kommissar Thiel (Axel Prahl) eher schwer damit tut, sich das Motiv seiner Vorgesetzten einzugestehen, haben sowohl Boerne (Jan Josef Liefers) als auch die mit Klemm verfeindete Staatsanwältin Ungewitter (Tessa Mittelstaedt) eine diebische Freude daran, die Ermittlungen in diese Richtung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Die ersten Spuren dieses Falls führen Thiel und Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) auch in den Münsteraner Zoo. Hier war Merkens offensichtlich Dauergast, ein etwas seltsamer allerdings. Sagen zumindest die Mitarbeiter. Und Thiel wittert schnell, dass hier mehr stinkt als nur die Hinterlassenschaften der Tiere. Dann aber, kurz nachdem er sich selbst als Pfleger in den Zoo hat einschleusen lassen, gehen bei ihm und Boerne eine ganze Menge Dinge schief. Und die führen nicht nur dazu, dass in der Münsteraner Gerichtsmedizin bald die nächste Leiche auf dem Seziertisch liegt – sondern daneben auch noch ein toter Pinguin. Es werden nicht die letzten Toten bleiben.

Boerne hat währenddessen mehr als genug selbst zu tun. Er versucht verzweifelt, den Gourmet und TV-Produzenten Dr. Richard Stockmann (Robert Hunger-Bühler) davon zu überzeugen, dem Rechtsmediziner die Chance zu einer eigenen Fernsehshow zu geben: "Boerne kocht". Und Thiel? Der wollte eigentlich mit "Vaddern" Herbert (Claus D. Clausnitzer) auf große Fahrradtour nach Amsterdam. Doch daraus wird vorerst nichts.

Nicht nur aufgrund des sympathischen Settings: "Schlangengrube" gehört seit längerem mal wieder zu den überzeugenden und gut getimten Tatorten aus Münster. Nein, den Slapstick hat Drehbuchautor Jan Hinter dem Duo Thiel/Boerne nicht vom Leib geschrieben, doch die Dialoge haben wieder mehr Biss, die Pointen sitzen – und Boernes doppelte Herausforderung als Veterinärmediziner und Koch hat durchaus ihren Reiz. Da verzeiht man diesem Tatort auch, dass er die Langen-Foundation, ein Museum in der Nähe von Neuss, nach Münster verlegt und in ein mondänes Wohnhaus verwandelt. Der Bau bietet sich als Drehort aber auch geradezu an.

Der Rest ist: vor allem ein gut besetzter Sonntagabendkrimi. Robert Hunger-Bühler, Tessa Mittelstaedt oder Felix Vörtler als Zoo-Direktor Dr. Schönweis machen Spaß – und das Duo Klemm/Ungewitter – zwei Frauen mit der gleichen Frisur einmal in Blond und einmal in Brunette – bietet eine willkommene Abwechslung zu den doch etwas eingefahrenen Konstellationen. Der Star am Ende aber ist – ob tot oder nicht – Brillenpinguin-Weibchen Sandy. Und eines können wir jetzt schon verraten: Sie ist nicht der Mörder.

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