ARD-Komödie

"Servus, Schwiegersohn!" – Culture Clash trifft Heimatfilm

von Wilfried Geldner

Der in Bayern heimisch gewordene Deutschtürke Toni Freitag (Adnan Maral) will nicht, dass seine Tochter Franzi einen türkischen Studenten aus Berlin heiratet. Dpch all seine Versuche, die Beziehung der beiden zu torpedieren, sind zum Scheitern verurteilt.

ARD
Servus, Schwiegersohn!
Komödie • 11.10.2019 • 20:15 Uhr

Mehr Freitag war nie. Nicht nur, dass die Degeto-Feierabendreihe "Freitag im Ersten" heißt. Auch die Protagonisten in der Culture-Clash-Komödie "Servus, Schwiegersohn!" heißen alle Freitag: Toni, der Vater (Adnan Maral), Anne, die Mutter, und Tochter Franzi ebenso. Die Namensgebung ist natürlich eine Referenz an die Marke. Und ein Zeichen, dass man es mit dem Tiefgang vielleicht nicht allzu genau nehmen sollte. Hier prallen teils heimische Flachköpfe und brav assimilierte Deutschtürken vor Alpenkulisse auf einander. Wenn in alten Heimatfilmen noch die Tochter des Großbauern mit dem Knecht oder gar Wilderer nichts haben durfte, so ist es jetzt der türkische IT-Student aus Berlin, der dem Garmischer Wolljanker-Träger, Inhaber eines Installateurgeschäfts immerhin, missfällt. Das Küchenmesser, das er bereithält, wird allerdings gottseidank nur in den Apfel auf dem Küchentisch gerammt.

Dass in Wahrheit alles gut werden wird, kündigt sich von Beginn an in den stahlenden Augen von Mutter Anne (Jule Ronstedt) und Tochter Franzi (Lena Meckel) an. Unbeugsamer Glückswille macht sich da breit. Toni, der Jankerträger, fühlt sich in seiner bayerischen Bergheimat längst verwurzelt. Und wie sich im späteren Verlauf des Films "Servus, Schwiegersohn!" zeigen wird, sogar zu Recht. Er selbst ist noch ein bisschen angepasster, als es sein müsste. Schützenkönig will er werden, dann wäre sein Traum der Zugehörigkeit perfekt. Zur Hochzeit vor 24 Jahren hat er den Namen seiner Ehefrau angenommen. Freitag, nicht länger Büyüktürk, heißt er also jetzt. So deutsch ist er, der Toni, dass er aus allen Wolken fällt, als die Tochter Franzi aus dem Surf-Urlaub in Bodrum den feschen Türken Osman Göker (Aram Arami) mit nach Hause bringt. Beim Strenschuppenfall in Bodrum hat sich das Paar bereits das Jawort gegeben. Müsste davor nicht erst der Brautvater den Segen geben? Und dann auch gleich noch vor der Hochzeit zusammen in die Kiste?

Verhindern lässt es sich so was nicht, da mag der Toni beim Kuss des Liebespaars im Autofond auch noch so plötzlich am Steuer drehen. "Yalla Productions" heißt die Produktionsfirma des Produzenten und zugleich Hauptdarstellers Adnan Maral übrigens, was auf Deutsch so viel wie "Auf geht's", "Los geht's" heißt. Der Film selbst bleibt in der Regie von Mike Marzuk dieser Aufforderung nichts schuldig: Widrigkeiten werden im Sekundentakt annonciert. Doch wenn Vater Toni allzu sehr im Traditionellen verwurzelt erscheint, so ist Anne, die Mutter, ein Ausbund an liberaler Fortschrittlichkeit. Irgendwann liest sie sogar dem bösen Bauunternehmer Seidel (Michael A. Grimm), der seinen Sohn Bene, einen Polizisten übrigens, gegen Kohle an den Insolvenz-bedrohten Installateur verschachern will, sehr bayrisch die Leviten, indem sie ihn kurzerhand ein "Arschloch" nennt.

So was kann Folgen haben. Aber weil die Bayern auch in Lederhosen doch nicht so fremdenfeindlich sind wie man glauben könnte, und weil der IT-ler aus Berlin eine brauchbare plötzliche Geschäftsidee hat, sitzen zuletzt alle vor dem schönsten Alpen-Panorama, das sich denken lässt, auf der Almwiese zusammen und feiern mit dem Nachbarn ein Versöhnungsfest.

Insgesamt wird man hier nicht an freche Culture-Clash-Komödien denken dürfen, wie etwa das ProSieben-Movie "Meine verrückte türkische Hochzeit" von 2006. Hier geht alles, nahezu heimatfilmmäßig, seinen brav geordneten Gang. Immerhin: Die vorurteilsbesessenen Dumpfbacken bekommen ihr Fett sehr deutlich weg. Vorurteile werden inzwischen als ziemlich rassistische Waffen zielgerichtet eingesetzt. Und die einst so gern gemochte Kanaksprak hört man in der längst assimilierten dritten Einwanderergeneration leider auch nicht mehr.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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