Neue Comedy-Serie bei ZDFneo

"Tanken – mehr als Super": Eher platt als wirklich lustig

von Rupert Sommer

Es ist ein gottverlassener, trister Ort im Nirgendwo. Über den Vorhof mit den Zapfsäulen treiben trostlos Plastiktüten wie das aus Western-Filmen bekannte "Tumbleweed" im Abendwind dahin. Gähnende Leere allerorten. Nur die Neonlichter flackern. Für die neue zwölfteilige Sitcom "Tanken – mehr als Super" hat ZDFneo einen denkbar freudlosen Ort gewählt, um dort Pointen im Nachtprogramm zu zünden. Ab Dienstag, 31. Juli, 22.45 Uhr, dreht sich in der neuen Serie alles um das allnächtliche Chaos an einer kaum befahrenen Landstraße. Und natürlich um das Innenleben der Tanke, in der ein profilneurotischer Konsum-Diktator, gespielt von Stefan Haschke, als neuer Leiter der Nachtschicht für so etwas wie Recht und Ordnung sorgen soll.

Mit forschen Sprüchen wie "Dienstbesprechung  – zack, zack!" macht sich Georg, der Mann mit Vergangenheit, an seiner neuen Wirkungsstätte wenig Freunde. Olaf (Daniel Zillmann, "Buddy", "Ich und Kaminski"), der Möchtegern-Rockstar, der gegen die sinnlose Leere seiner Verkäuferexistenz ankämpft, und der für seinen Mini-Mini-Job hoffnungslos überqualifizierte Ex-Medizinstudent Daniel (Ludwig Trepte, "Guten Morgen, Herr Grothe"), trauen ihren Ohren nicht, als sie sich die scharfzüngigen Stegreifreferate über angeblich effiziente Management-Methoden, neue Arbeitsmodelle und den globalisierten Raubtierkapitalismus anhören müssen. Solcher Unfug ist die Spezialität des abgehalfterten Teamleiters Georg, der eigentlich von einer steilen Karriere als Konzernlenker geträumt hat, aber nach einer schmählichen Degradierung und diversen Abmahnungen nun auf den unattraktiven Nacht-Posten abgeschoben wurde.

"Der Schlendrian muss ein Ende nehmen"

Doch die Hoffnung, zumindest Georgs Hoffnung, stirbt zuletzt: Er möchte aus der "Tanke" einen Vorzeigebetrieb machen. Und deswegen schnauzt er seine phlegmatischen, unterbeschäftigten Mitarbeiter – als Karikatur eines permanent überdrehenden Hoch-Oktan-Vorgesetzten – permanent an. "Das ist ein Petrol-basiertes Dienstleistungsunternehmen und kein Räff", muss sich der begriffstutzige Metal-Fan Olaf anhören. Nur um seinen Chef vorsichtig zu verbessern: Gemeint sein muss ja wohl ein "Rave", ein ekstatisches junges Musik- und Tanzfestival. Mit derartig hedonistischen, latent wirtschaftskritischen Menschenmaterial muss Georg erst einmal klarkommen. Und dabei hat er doch ehrgeizige Ziele: Seiner Intimfeindin Jana (Christina Petersen), die auf resolut-burschikose Art die Tagesschicht leitet, möchte er den Job unbedingt wieder abnehmen und sich in der Konzernleitung für höhere Aufgaben empfehlen. Erste Etappe: "Der Schlendrian muss ein Ende nehmen", so Georg.

Dumm nur, dass tatsächlich gelegentlich auch noch Kunden in die nächtlich verwaiste Tankstelle hereinschneien, die nicht nur Georg, sondern auch der gesamten überforderten Belegschaft das Leben schwer machen. So möchte doch eine fürsorgliche Großmutter ihren unter einem sehr menschlichen Bedürfnis leidenden Enkel den Weg zur Raststätten-Toilette bahnen. Doch der führt an Georg vorbei, der der alten Frau schnarrend seine unmenschliche "You pay – you pee"-Politik entgegenschnarrt. Bis Oma endlich doch einen Schokoriegel gekauft hat, um sich das Recht auf Erleichterung zu erkaufen, ist das Malheur dann natürlich schon geschehen. "Sie Vorschriftsnazi", schnauzt sie den Nacht-Chef an – und liegt damit goldrichtig. Wenig später weht es in der ersten Folge auch noch eine kopftuchtragende Kielerin in den Verkaufsraum, was Anlass für peinlichen Alltagsrassismus, mehr blöde Sprüche und am Schluss sogar für einen SEK-Einsatz samt Nebelgranaten bietet. All das hat Georg, selbstverständlich, nicht gewollt.

Gastauftritte als Rettung?

Zunächst auf zwölf Episoden ist die neue ZDFneo-Serie angelegt, die so gerne wirklich witzig wäre und damit junge Zuschauer binden will. Ob das mit drastischen Überzeichnungen, nicht wirklich originellen Gags, platt bemühtem Alltagsbezug zu vermeintlichen "Aufregerthemen" (eine Muslima!, Kopftuch!, Terrorverdacht!) und zum Chargieren gezwungenen Schauspielern wirklich gelingen wird, darf stark angezweifelt werden. Dem Vergleich etwa mit der zynischen Schärfe der ProSieben-Kultserie "Stromberg" hält "Tanken – mehr als super" nicht Stand.

Immerhin: In den weiteren Folgen – nach der eher unlustigen ersten Folge – sind Gastauftritte von bekannten Gesichtern geplant: So schauen in den Episoden Vier, Acht und Elf der Rapper Eko Fresh, in Folge Neun der Jan-Böhmermann-Sidekick William Cohn ("Neo Magazin Royale") sowie zum Finale ZDF-Nachrichtenmoderatorin Dunja Hayali vorbei. Gut möglich aber auch, dass an der Tanke schon bald wieder die Lichter ausgehen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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