Neue "Star Wars"-Serie bei Disney+

"The Mandalorian": Sternenkrieg mit einem Hauch Sergio Leone

von Sven Hauberg

Ab Dienstag, 24. März, ist der neue Streaming-Anbieter Disney+ auch in Deutschland verfügbar. Die Serie "The Mandalorian" ist eines der Highlights. Mit "Star Wars" wie man es kennt, hat "The Mandalorian" allerdings nicht viel zu tun.

Das Coronavirus ist schuld, wie an so vielem in diesen Tagen. Eigentlich hätten sie noch im März in den Regalen stehen sollen, all die Merchandisingprodukte zu "The Mandalorian", pünktlich zum Deutschlandstart der Serie und des neuen Streamingdienstes Disney+. Doch daraus wird nichts, verkündete Spielzeughersteller Hasbro unlängst – in China stehen viele Bänder still. Und so müssen die Fans noch ein bisschen länger warten, bevor sie die liebevoll "Baby-Yoda" getaufte Kreatur, die in den USA bereits zum Zuschauer- und Medienliebling aus "The Mandalorian" wurde, in Plüschform knuddeln können.

"The Mandalorian" spielt im "Star Wars"-Universum, und seit jeher waren die Merchandisingprodukte rund um die einst von George Lucas erdachte Sternensaga fast so wichtig wie die Filme selbst. Zumindest in kommerzieller Hinsicht, weswegen sich Lucas einst, wie hinlänglich bekannt ist, die Rechte an all den Plastikfiguren und Schlüsselanhängern sicherte und so zum Milliardär wurde. Heute gehört "Star Wars" längst zu Disney, einem Großkonzern, der nicht weniger kommerziell denken dürfte wie einst Lucas. "The Mandalorian" ist nun nicht nur die erste Realserie rund um "Star Wars"-Figuren und das Flaggschiff von Disney+ (ab 24. März steht jeweils im Wochenrhythmus eine Folge zum Abruf bereit), sondern auch Vorzeichen dessen, was der Konzern aus Kalifornien mit der Milliardenmarke vorhaben könnte. Denn mit "Star Wars" wie man es kennt, hat "The Mandalorian" nicht viel zu tun.

Klar, es geht zu Welten, die man aus den bislang elf "Star Wars"-Kinofilmen kennt. Und auch sonst spielt "The Mandalorian" in einem sehr vertrauten Universum. Doch der Sternenkrieg, er ist hier denkbar weit weg. Vielmehr erinnert die Serie an einen Western. Da ist die Musik, die Themen aufgreift, wie man sie aus Filmen von Sergio Leone kennt. Und da sind all die Duelle, die zwar nicht mit Revolvern, sondern mit Laserwaffen ausgefochten werden, die so aber auch vor einem Saloon im Wilden Westen spielen könnten. Unweigerlich fragt man sich da: Wenn die erste "echte" Serie aus dem "Star Wars"-Universum ein Western ist – was kommt als nächstes? "Star Wars" als Horrorserie? Als Sitcom? Disney würde man vieles zutrauen.

Staffel 2 ist bereits in Arbeit

Das bedeutet freilich nicht, dass "The Mandalorian" schlecht wäre, im Gegenteil. Jon Favreau, der für Disney zuletzt den Milliardenerfolg "Der König der Löwen" inszenierte, hat sich eine durchaus unterhaltsame und spannende Serie ausgedacht und eine Welt geschaffen, die Platz genug bietet für mehr als nur eine Staffel (Season zwei ist übrigens bereits in Arbeit).

Es geht um den Kopfgeldjäger Din Djarin, einen Mandalorianer, einen Angehörigen eines Geheimkults also, der auf dem Planeten Mandalor seine Wurzeln hat. Die Serie spielt zwischen den Episoden VI und VII, also nach dem Ende der klassischen Trilogie (1977-1983) und vor "Das Erwachen der Macht" aus dem Jahr 2015. Die Mandalorianer – ihr bekanntester Vertreter war Boba Fett, der seinen ersten Auftritt in "Das Imperium schlägt zurück" hatte – sind über die ganze Galaxie verbreitet, ihr Orden nur noch rudimentär vorhanden. "Mando", so der Spitzname der Titelfigur, zieht von einem Planeten zum anderen, er ist ein Getriebener ohne Heimat, der jeden Auftrag ausführt, den man ihm gut bezahlt.

Gespielt wird der Mandalorianer von Pedro Pascal ( "Game of Thrones"), der allerdings den etwas undankbaren Job hat, stets mit Ganzkörperrüstung und Helm vor der Kamera stehen zu müssen. Nur zweimal nimmt er seinen Helm ab in den acht Folgen der ersten Staffel – einmal davon sieht man ihn allerdings nur von hinten. Dennoch schafft es Pascal, der Figur einen Charakter und eine Persönlichkeit zu geben, was naturgemäß vor allem über Gesten und die Stimme funktionieren muss.

Schnell lernt man so, dass unter der dicken Rüstung des Mandalorianers ein Herz schlägt. Der Kopfgeldjäger wird im Auftrag eines namenlosen Fieslings (gespielt von der deutschen Regielegende Werner Herzog) zu einem unwirtlichen Planeten geschickt, um ihm eine ebenfalls namenlose Kreatur zu bringen. Dort angekommen, stellt er fest, dass es sich bei der "Beute" um ein Baby von jener schrumpligen, langohrigen Rasse handelt, zu der auch Meister Yoda gehörte. Und weil der kleine graue Geselle nicht nur niedliche Glupschaugen hat, sondern ihm auch dank seiner magischen Fähigkeiten das Leben rettet, schlägt sich der Mandalorianer auf seine Seite – und wird vom Jäger zum Gejagten.

All das ist allerdings kaum mehr als eine Rahmenhandlung, um die einzelnen, bisweilen auch stilistisch sehr unterschiedlichen Episoden miteinander zu verbinden. Da gibt es Folgen, die die Handlung rasant vorantreiben, und andere, die für sich alleine stehen. Etwa jene Episode, in der der Mandalorianer auf einem Waldplaneten einem Naturvolk im Kampf gegen düstere Eindringlinge zur Seite steht. Ein bisschen erinnert "The Mandalorian" da an Fernsehen aus jener Zeit, bevor das sogenannte "horizontale Erzählen" in Mode kam – jede Woche ein neues Abenteuer, das in sich, zumindest teilweise, geschlossen ist. So schaffen es die Regisseure der einzelnen Folgen auch, der Serie immer wieder ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Taika Waititi ("Jojo Rabbit") etwa lässt in der letzten und besten Folge von "The Mandalorian" zwei imperiale Strumtruppler in einem großartigen, minutenlangen Dialog lakonisch über die Grausamkeit ihres Anführers plaudern. "Star Wars" als Comedy also – warum nicht?


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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