"Wer weiß denn sowas"-Moderator

"Kai Pflaume: Wir brauchen wirklich gute falsche Antworten"

von Eric Leimann

"Wer weiß denn sowas XXL" ist die Straßenfeger-Quizshow des deutschen Fernsehens. Seit vier Jahren ist das gerne mal dreistündige Format auf Sendung. Auf dem Papier klingt es langweilig. Warum machen trotzdem so viele wirklich Prominente mit? Moderator Kai Pflaume erklärt das Geheimnis.

Ja, Quizshows sind schon seit etlichen Jahren aus der Gruft der Fernsehunterhaltung auferstanden. Doch eine von ihnen ist besonders erfolgreich: "Wer weiß denn sowas XXL" mit Kai Pflaume. Zwischen viereinhalb und sechseinhalb Millionen Menschen schalten ein, wenn das 52-jährige Show-Schlachtross skurrile Multiple-Coice-Fragen über drei Stunden von seinen Kadidaten diskutieren lässt. In der 18. Ausgabe des Formats sind am Samstag, 27. Juli (20.15 Uhr, ARD) die Schauspieler Ulrich Tukur und Caroline Peters, die Schlagerstars Semino Rossi und Jan Smit sowie die Satiriker und ZDF "heute-show"-Stars Oliver Welke und Hans-Joachim Heist ("Gernot Hassknecht") zu Gast. Was macht den Reiz einer Show aus, die eigentlich ziemlich langweilig klingt?

prisma: Herr Pflaume, das Risiko, sich als Prominenter in einer Quiz-Sendung zu blamieren, ist gewaltig. Warum machen trotzdem so viele Promis bei Ihnen mit?

Kai Pflaume: Der Grund, warum viele bekannte Menschen, die sonst nie in solchen TV-Formaten zu Gast sein würden, zu "Wer weiß denn sowas?" kommen, liegt in der Showidee selbst. Das Potenzial, sich zu blamieren, geht bei uns gegen Null.

prisma: Warum ist das so?

Pflaume: Der Weg zur möglichen Antwort ist viel entscheidender als die Antwort selbst. Wir hatten schon Sendungen, in denen es viele falsche Antworten gab, die aber für alle Beteiligten sensationell lustig waren – und die wir als großen Erfolg erlebten.

prisma: Weil die Menschen es gut finden, wenn Prominente scheitern?

Pflaume: Nein, weil die Zuschauer dabei sind, wenn in einem bestenfalls sehr unterhaltsamen Dialog nach der richtigen Antwort geforscht wird. Ein Scheitern findet so quasi nicht statt. Der Zuschauer kann selbst mitraten, und es gibt auch einen Erkenntnisgewinn – durch die kleinen Filme, in denen die richtige Antwort erklärt wird.

prisma: Sind es bestimmte Spielregeln, die Ihre prominenten Gäste anlocken?

Pflaume: Ich bin mir sicher, es ist die Art der Fragen und der fehlende Zeitdruck beim Antworten. Zum einen stellen wir vor allem skurrile Fragen, deren Antwort man nun wirklich nicht wissen muss. Dazu gibt es immer zwei sehr gute falsche Antworten, auch das ist eine Qualität der Show.

prisma: Dass fehlendes Tempo mal zum Erfolgsrezept eines Quiz-Formats wird, hätten Sie das gedacht?

Pflaume: Ich habe es gehofft. Eine klassische Quizshow basiert auf den Elementen Spannung und Zeitdruck. Darauf hatte ich persönlich keine Lust. Die Idee zu "Wer weiß denn sowas?" stammt ja in Teilen von mir. Als wir mit der ARD über diese Show sprachen, die am Vorabend laufen sollte, war es uns wichtig, dass wir mit einer entspannten, unterhaltsamen Suche nach Antworten eine neue Farbe bespielen.

prisma: Warum haben Sie keine Lust auf den "klassischen" Quizmaster?

Pflaume: Weil ich mich nicht als strengen Spielleiter sehe. Außerdem lasse ich nicht gerne Leute über die Klinge springen. Wenn ich ein klassisches Quiz anschaue, will ich immer, dass jeder gewinnt. Das wäre dann aber keine spannende Sendung mehr. Daher mussten wir uns etwas Besonderes ausdenken.

prisma: "Wer weiß denn sowas?" ist ja noch einmal ein Stück erfolgreicher als die meisten anderen Quizhows – die ebenfalls gut laufen. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?

Pflaume: Ein Erfolgsfaktor sind die Team-Kapitäne Bernhard Hoëcker und Elton. Beide schaffen es, in ihren Gesprächen mit den Mitspielern eine besondere Atmosphäre zu erzeugen. Außerdem denke ich, dass es wichtig ist, bei jeder Frage nur zwei Leuten beim Nachdenken und Forschen zuzusehen. Mehr Diskutierende wären zu unübersichtlich. Es entstünde ein Chaos, das nerven kann. Ich war zudem immer ein großer Fan von "Jeopardy!" und habe mich gefragt, wo diese einprägsamen Spielwände in TV-Shows geblieben sind. Ich glaube, die Leute freuen sich über eine solche Wand mit Kategorien, die abgearbeitet werden können.

prisma: Gibt es in den Show-Spielregeln wirklich keinerlei Zeit-Limit bei der Suche nach Antworten?

Pflaume: Wenn es zu lange dauert, übe ich als Moderator sehr sanft ein wenig Druck aus. Andererseits sind lange Suchen nach Antworten oft Show-Highlights. Ich erinnere mich an eine Folge mit Jürgen von der Lippe und Marijke Amado. Sie hatte in der Aufzeichnung fast die doppelte Länge einer normalen Show. Leider war sie einen Ticken zu kurz für eine Doppelfolge (lacht). Jede Frage, jede Antwortsuche war echt ein großer Spaß. Es wurde viel gelacht. Es ist einfach so: Zeit ist mir egal. Die Atmosphäre und nur die Atmosphäre macht eine gute Show aus.

prisma: Welcher prominente Gast überraschte Sie am meisten?

Pflaume: Oh, da muss ich natürlich aufpassen. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, von wem ich viel weniger erwartet habe (lacht).

prisma: In Ihrer nächsten XXL-Ausgabe sitzt Ulrich Tukur. War der überhaupt schon mal in einer Quizshow?

Pflaume: Ich glaube, Ulrich Tukur war tatsächlich noch nie in seinem Leben in einer solchen Fernsehshow. Das Gleiche gilt für Caroline Peters, die ebenfalls in dieser Ausgabe dabei ist. Aber Sie kannten die Sendung – und sie hatten Lust zu kommen.

prisma: Weil Sie sie gefragt haben, was sich vorher niemand traute ... ?

Pflaume: Ach, es gibt unterschiedlichste Wege, wie Prominente in eine Show kommen. Manchmal kennt jemand eine Person, die diesen Kandidaten in spe nahesteht. Manchmal habe ich selbst Kontakte. Wichtig ist immer, dass die Show von den Gästen gemocht wird, die sich sehr genau überlegen, ob sie in Quizformaten mitmachen. Da liegen wir ganz gut im Rennen.

prisma: Unterschätzt man jene Menschen, die sich die Fragen ausdenken? Braucht es auch da eine besondere Klasse?

Pflaume: Diese Menschen brauchen auf jeden Fall ein besonderes Talent und bestimmte Eigenschaften. Die wichtigste davon ist Neugier. Die Fragen, beziehungsweise die richtige und zwei falsche Antworten, sind ein entscheidender Erfolgsfaktor von "Wer weiß denn sowas?". Das Salz in der Suppe. Und wir brauchen wirklich gute falsche Antworten (lacht).

prisma: Wer steckt hinter den Fragen und Antworten?

Pflaume: Unsere Redaktion. Ein großes Team aus sehr gewitzten Leuten, teilweise befinden die sich sogar noch im Studium. Man muss schon clever sein, um vor allem unsere Team-Kapitäne zu überlisten, die ja die das Prinzip der Show aus dem Effeff kennen. Insofern benötigt man neben Neugier viel Gespür und natürlich Recherche-Qualitäten. Allein unsere Antwortfilme sind eine Klasse für sich. So etwas gab es noch nie in einer Quizshow.

prisma: Quizshows sind seit einigen Jahren wieder sehr angesagt, nachdem sie zuvor als Fernsehen von gestern betrachtet wurden. Wie passiert so etwas? Sind das einfach zyklische Modebewegungen?

Pflaume: Vielleicht ist das ein bisschen so. Ich glaube, Quizshows waren auch deshalb lange "out", weil sie immer nach dem gleichen Prinzip abliefen. Die neuen, erfolgreichen Formate haben alle einen besonderen Kniff zu bieten. Das ist auch beim "Quizduell" oder bei "Gefragt – Gejagt" der Fall. Uns schauen viele Menschen, die sich normalerweise kein Quiz anschauen würden. Auch darauf kann man ja ein bisschen stolz sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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