"Das Lehrerzimmer" geht für Deutschland ins Oscar-Rennen
Holt "Das Lehrerzimmer" nach "Im Westen nichts Neues" den nächsten Oscar für einen deutschen Film? So stehen die Chancen für das Werk, bei dessen Geschichte niemand ohne Schaden herausgeht.
Aller guten Dinge sind vier – zumindest im Fall von "Im Westen nichts Neues": 2023 avancierte das Anti-Kriegsdrama zum größten deutschen Oscar-Abräumer seit Jahren. Insgesamt vier der renommierten Preise durften die Verantwortlichen mit nach Hause nehmen, unter anderem den für den besten internationalen Film. Entsprechend groß sind die Fußstapfen für den Beitrag, den Deutschland im kommenden Jahr ins Rennen schickt. Jetzt hat German Films, die Auslandsvertretung des Deutschen Films, bekannt gegeben, welcher der 13 Kandidaten der Shortlist ausgewählt wurde: das Drama "Das Lehrerzimmer" von Regisseur Ilker Çatak.
Mikrokosmos Schule als Bühne der Gesellschaft
Der Film, der im Mai dieses Jahres in den Kinos startete, geht mit großen Vorschusslorbeeren ins Rennen. Unter anderem wurde "Das Lehrerzimmer" beim Deutschen Filmpreis mit fünf Lolas prämiert und gewann den Arthouse Cinema Award der CICAE. Die Fachjury von German Films erklärte die Auswahl des "hochaktuellen, universellen Kinofilms, dem man sich nicht entziehen kann" für das Oscar-Rennen wie folgt: "Ilker Çatak nimmt den Mikrokosmos Schule als Bühne gesellschaftlicher Erosionsprozesse im postfaktischen Zeitalter."
Noch stehen einem erneuten deutschen Oscar-Triumph aber einige Hürden im Weg. Zunächst schrumpfen im Dezember die eingereichten Filme aus aller Welt auf eine Shortlist von 15 Beiträgen zusammen. Die tatsächlichen fünf nominierten Filme legt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences dann wenige Woche vor der Verleihung in Los Angeles am 10. März 2024 fest.
Darum geht's in "Das Lehrerzimmer"
Carla Nowak (Leonie Benesch, "Der Schwarm") ist ganz neu am Gymnasium, unterrichtet dort Sport und Mathematik. Turnübungen und Rechenaufgaben rücken für sie aber bald in den Hintergrund. Es kommt zu einer Serie von Diebstählen, und weil einer ihrer Schüler verdächtigt wird, beschließt sie der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Nur mit besten Absichten ausgestattet und voller Elan rennt sie voll gegen die Wand. Da sind Eltern, die Dinge sagen wie "Wenn mein Junge klaut, breche ich ihm die Beine", da sind Schüler, die sich nicht anders als mit Gewalt zu behaupten wissen, und dann eben die Lehrer, die ihre pädagogische Verantwortung im verkrusteten System Schule längst vergessen haben. Am Ende droht Carla an ihren eigenen Idealen zu zerbrechen.
"Das Lehrerzimmer" ist eine dieser Geschichten, aus der am Ende eigentlich niemand ohne Schaden herausgeht. Hinter dem Film steckt einer, der weiß, wie's geht. Regisseur Ilker Çatak inszenierte zuletzt unter anderem den gefeierten "Tatort: Borowski und der gute Mensch" (2021, mit Lars Eidinger), davor gewann er mit dem Drama "Es gilt das gesprochene Wort" (2019) den Deutschen Filmpreis. Das Drehbuch zu "Das Lehrerzimmer", bei der Berlinale im Februar uraufgeführt, erarbeitete Çatak zusammen mit Johannes Duncker.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH