Kino-Highlights der Woche: "Du bist ein Superheld, Cabron!"
"Kannawoniwasein!", "Die letzte Fahrt der Demeter" und "Blue Beetle", das neueste Superhelden-Spektakel aus dem Hause DC: Das sind die Kino-Neustarts am 17. August.
Ein Junge wird von seiner verarmten Mutter zum Markt geschickt, um eine Kuh zu verkaufen. Aber statt Geld bringt er nur ein paar angebliche Zauberbohnen nach Hause. Erinnert sich noch jemand an das Märchen "Hans und die Bohnenranke"? Ganz ähnlich wie diesem Hans geht es auch dem Helden aus "Blue Beetle", allerdings heißt der nicht Hans (oder Jack), sondern Jaime Reyes – ein auf den ersten Blick ganz gewöhnlicher junger Mann aus der fiktiven Latino-Stadt Palmera City. Ihm steht ein großes Abenteuer bevor. Und seine Gegner in der neuesten DC-Comic-Verfilmung sind viel schlimmer als irgendwelche menschenfressenden Riesen.
Außerdem neu im Kino: "Kannawoniwasein!" erzählt von zwei jungen Ausreißern, und in "Die letzte Fahrt der Demeter" wird ein einzelnes Kapitel aus Bram Stokers "Dracula" mit einem eigenen Film gewürdigt.
Blue Beetle
Jaime (Xolo Maridueña, "Cobra Kai") hält sich und seine ganze Familie mit Aushilfsjobs über Wasser, ein Vorstellungsgespräch bei einem großen Konzern verspricht endlich mal etwas mehr Geld und Sicherheit. Es kommt anders. Statt eines frisch unterzeichneten Arbeitsvertrags hat Jaime nur eine alte Hamburgerschachtel im Gepäck, als er nach Hause kommt.
In der unscheinbaren Box: ein seltsamer blau leuchtender Käfer. Der Skarabäus springt Jaime ins Gesicht, schleudert ihn durch die Gegend, die Funken fliegen. "Mit dem Wirt verbunden. Systemcheck in drei, zwei, eins ..." – und dann rauscht Jaime in einem blauen Hightech-Käfer-Kampfanzug ab durch die Decke.
Was ist da los, was soll das alles? Jemand erklärt es. Dieser Skarabäus, der sich da an Jaimes Wirbelsäule festgesetzt hat, ist ein antikes außerirdisches Relikt. Der Käfer bildet um Jaime herum einen Panzer und, je nach Bedarf, alle möglichen Waffen. Ziemlich cooles Zeug. Nach dem ersten Schrecken begreift man im Hause Reyes langsam, was da passiert. "Du bist ein Superheld, Cabron!"
Was gut ist: Der Skarabäus "schützt seinen Wirt", durch ihn wird Jaime beinahe unverwundbar. Nicht so gut: Er ist auch "eine Art Weltvernichtungswaffe", der im 15. Kinofilm aus dem DC Universe ein paar richtig fiese Gestalten hinterherjagen. Da ist zum Beispiel ein anderer Kerl in einem ähnlichen Kampfanzug, Conrad Carapax (Raoul Max Trujillo). Und Victoria Kord (Susan Sarandon), die durchtriebene Chefin von Kord Industries (die Firma, bei der Jaime sich anfangs beworben hatte). Sie möchte den Käfer unbedingt zurückhaben. "Wir werden die Welt mit der Macht des Skarabäus verändern. Er gehört mir ..."
Der blaue Käfer in einer Reihe mit Superman, Batman und Aquaman? Sicher, im direkten Vergleich mit den ganz großen Comic-Ikonen aus dem Hause DC fehlt es dem weniger bekannten Blue Beetle etwas an Renommee. Aber Heldenmut bringt der Protagonist in dieser Inszenierung von Angel Manuel Soto (Drehbuch: Gareth Dunnet-Alcocer) mehr als genug mit. Und es soll hoch hinausgehen für Jaime und den Skarabäus, viel höher als damals bei Hans und seiner Bohnenranke. Trotz ernüchternder erster Erfolgsprognosen in der Marktforschung war zuletzt schon von einer möglichen "Blue Beetle"-Trilogie die Rede.
Kannawoniwasein!
Die Paddeltour mit dem Papa fällt ins Wasser. Im Zug nach Berlin wird Finn (Miran Selcuk) dann beklaut. Der Rucksack weg inklusive Fahrkarte, die Polizei glaubt dem zehnjährigen Jungen kein Wort. Was für ein Ärger – "Kannawoniwasein!" Noch einmal, ganz ruhig bitte: Kann ja wohl nicht wahr sein. Dafür, sich mal ganz in Ruhe zu sammeln und die Lage zu checken, bleibt in der turbulenten Kinderbuchverfilmung von Stefan Westerwelle ("Into the Beat") aber kaum Zeit.
Die Polizei hat den vermeintlichen Schwarzfahrer Finn schon in den Streifenwagen verfrachtet, gleich geht's aufs Revier. Oder auch nicht. Aus dem Nichts steht da plötzlich Jola (Lotte Engels), ein echter Wildfang. Sie hilft Finn beim Ausbüchsen. Und jetzt? Erst einmal kapern die beiden einen alten Traktor, dann geht's für Finn und Jola auf große Reise. Wenn alles klappt, bis ans Meer ...
Martin Muser lieferte die literarische Vorlage zu "Kannawoniwasein!", hinter der Kino-Adaptionen stehen die Macher von Leinwandhits wie "Rico, Oskar und die Tieferschatten" und "Mein Lotta-Leben". Freundschaft, Abenteuer, Mut, Selbstvertrauen und ein bisschen Erwachsenwerden, darum geht es in "Kannawoniwasein!" Ein großer Spaß für kleine Frechdachse, bei dem aber auch die Eltern auf ihre Kosten kommen – unter anderem sind Mirja Boes, Eko Fresh, Gisa Flake und Ades Zabel in Gastrollen zu sehen.
Die letzte Fahrt der Demeter
Ein Schiff fährt in Rumänien aus einem Hafen ab, das Ziel ist England. An der Küste, in sicherer Entfernung, stehen ein paar Einheimische, die mit einigem Unbehagen auf die Szene blicken und sich bekreuzigen. Sie hatten sich geweigert, beim Beladen des Schiffes zu helfen. Warum? Es erschließt sich der Besatzung der Demeter anfangs nicht. Literaturfans werden aber sofort wissen, worum es geht: Für "Die letzte Fahrt der Demeter" wurde eines der eindrucksvollsten und gruseligsten Kapitel aus Bram Stokers "Dracula" verfilmt.
Ein Eintrag im Logbuch von Kapitän Elliot (Liam Cunningham, "Game of Thrones"): "Die Demeter, auf Fahrt von Rumänien nach London. Die Ladung: private Kisten, Inhalt unbekannt." Ein weiterer Auszug, etwas später: "Auf hoher See, kein Land in Sicht." Und dann beginnt es. Erst verschwinden ein paar Tiere auf der Demeter, dann die ersten Menschen. Ein höllischer Sturm zieht auf, wie ihn die Crew des Schiffes, darunter viele gestandene Seebären, noch nie gesehen hat.
Irgendwann wird klar, dass sich in diesen 24 Holzkisten mehr als nur der Sand befindet, den man auf den ersten Blick sieht. "Das Böse ist an Bord", stellt jemand fest, und das Böse, das ist Dracula (Javier Botet). Die Einheimischen in Rumänien wussten schon ganz genau, warum sie mit diesem Schiff nichts zu tun haben wollten.
Später, weit draußen auf hoher See, beginnt auch Kapitän Elliot zu beten. "Möge Gott uns allen gnädig sein." Aber da ist es in diesem neuen Dracula-Film womöglich schon zu spät für irgendwelche Gebete. Regie führte der norwegische Horror-Spezialist André Øvredal ("Trollhunter", "Scary Stories to Tell in the Dark"), das Drehbuch zu "Die letzte Fahrt der Demeter" schrieb Bragi F. Schut.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH