Torben Liebrecht im Interview

"Das Lied des toten Mädchens": kein klassischer Krimi

01.11.2021, 08.12 Uhr
von Sarah Schneidereit
Jan (Torben Liebrecht) und "Mütze" (Lara Mandoki) ermitteln gemeinsam.
Jan (Torben Liebrecht) und "Mütze" (Lara Mandoki) ermitteln gemeinsam.  Fotoquelle: ARD Degeto/Frank Dicks

Zwei Journalisten ermitteln in einem Mordfall. Torben Liebrecht verrät im prisma-Interview, was der ARD-Film "Das Lied des toten Mädchens" anders macht als andere TV-Krimis.

Krimis sind keine Seltenheit im deutschen Abendprogramm. Was macht für Sie "Das Lied des toten Mädchens" besonders sehenswert?

Es sind gleich mehrere Faktoren, die den Film so besonders machen. Es steht kein Polizist oder Beamter im Mittelpunkt, niemand, der den Polizeiapparat hinter sich hat und bei seiner Tätersuche auf dessen Ressourcen zurückgreifen kann. Jan Römer ist Journalist, er kommt nur durch Fragen weiter und muss kreativ vorgehen. Dabei stehen ihm seine Kollegin Stefanie "Mütze" Schneider und sein Freund Arslan zur Seite. Außerdem hat die Natur einen großen Anteil an der Geschichte. Die Landschaftsaufnahmen schaffen eine düstere, mystische Atmosphäre wie in einem Nordic-Noir-Film. Aus all diesen Bestandteilen entsteht etwas ganz Eigenes.

Wie würden Sie Ihre Filmfigur beschreiben?

Jan Römer würde ich privat auch mögen. Er ist ein unaufgeregter Typ, der sehr gut zuhören kann. Ihn umgibt eine gewisse Verbindlichkeit. Und er wirkt ein wenig anachronistisch, wie aus der Zeit gefallen, mit seinen alten Werten, die er vertritt. Außerdem ist er bei seinen Recherchen sehr kreativ, kommt mit einem gewissen Zeitdruck klar und hat den Mut, Spuren nachzugehen.

"Das Lied des toten Mädchens" ist der dritte Band der Buchreihe um den Journalisten Jan Römer. Wieso wurde nicht Band 1 zuerst verfilmt?

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Aber es handelt sich ja um eine Adaption. Und wie das immer so bei Buchverfilmungen ist, fallen bestimmte Aspekte und Figuren dem Streichen zum Opfer. Es gibt nie eine 1:1-Umsetzung der literarischen Vorlage. Wenn die Einschaltquoten stimmen und wir in Reihe gehen sollten, werden wir sicher einen Weg finden, die Geschichte entsprechend fortzusetzen.

Falls es weitergeht: Was würden Sie gerne noch an der Figur Jan Römer herausarbeiten?

Mich würde der familiäre Aspekt noch weiter interessieren. Das Verhältnis zu seinem Sohn beziehungsweise seiner Ex-Frau wird im Film bereits angerissen. Wie es mit der Sorgerechtsfrage weitergeht, wäre sicher interessant, ohne dass das zu sehr im Vordergrund stehen sollte. Ich habe sowieso das Gefühl, dass wir bei "Das Lied des toten Mädchens" nichts links oder rechts liegen gelassen haben. Auch aus Zuschauersicht finde ich den Film sehr gelungen. Man merkt, dass es einfach etwas anderes ist – und qualitativ sehr hochwertig.

Das Ende, ohne zu viel vorwegzunehmen, überrascht etwas. Gefühlt haben die Journalisten nicht so viel Handlungsspielraum.

Ich finde gerade das so spannend an dem Film und auch am Ende. Die Haupthandelnden sind eben dieses Mal keine Kommissare, die notfalls auf ihre Waffen zurückgreifen können. Sie haben die gleichen Möglichkeiten wie normale Bürger auch, deshalb müssen sie kreativ sein und innerhalb ihrer Möglichkeiten agieren. Es gibt bei Krimis diese Erwartungshaltung, dass Konflikte notfalls mit Gewalt gelöst werden, indem Türen eingetreten werden oder Menschen sterben. Das ist in "Das Lied des toten Mädchens" anders – wodurch eine besondere Spannung erzeugt wird.

Zu Beginn des Films sind Sie beim Boxen zu sehen. Trainieren Sie extra für Ihre Rollen oder sind Sie auch privat sportbegeistert?

Ich stehe mit dem Boxen noch ganz am Anfang. Aber für den Film durfte ich ein paar Zusatzstunden bei meinem Trainer nehmen, das war echt toll. Ich finde den Boxsport faszinierend, auch wenn ich ansonsten Gewalt ablehne. Boxen erfordert viel Disziplin und Körpergefühl. Und man lernt, durchzuhalten, einen langen Atem zu beweisen und wieder aufzustehen, wenn man am Boden liegt. Das sind wichtige Lektionen fürs Leben.

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