Meteorologe Donald Bäcker erklärt, warum Regenradar manchmal lügt


Für viele ist der Blick in die Wetter-App schon eine Art Ritual: Bevor es zum Joggen geht, der Grill angezündet wird oder man überhaupt einen Fuß vor die Tür setzt, wird das Regenradar gecheckt. Doch wie zuverlässig ist dieses Tool wirklich? Und wie funktioniert es überhaupt? Antworten lieferte Meteorologe Donald Bäcker jetzt im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau.
Seit fast 20 Jahren ist der Brandenburger der "Wettermann" beim ARD-Morgenmagazin. Gegenüber teleschau stellte er nun klar:Ö Was viele für eine klassische Vorhersage halten, ist in Wirklichkeit etwas anderes. Im Interview erklärt Donald Bäcker: "Streng genommen ist Regenradar keine Wettervorhersage, sondern ein Messwert". Der 57-Jährige präzisiert: "Elektromagnetische Wellen werden an 17 Radarstationen des Deutschen Wetterdienstes ausgesendet und von Niederschlägen reflektiert. Die Bilder aller Standorte werden zu einem fast flächendeckenden Gesamtbild für Deutschland zusammengesetzt. Vorhandene Niederschlagsechos und ihre Zugrichtung können bis zu zwei Stunden in die Zukunft extrapoliert, also vorhergesagt werden."
Warum lügt das aktuelle Regenradar?
Doch das ist noch nicht alles, wie Bäcker in dem Gespräch betont: "Satelliten machen ständig Bilder unserer Erde und können mittlerweile schon in die Atmosphäre hinein messen. Das heißt: Sie erstellen Temperaturprofile, wo man früher noch einen Wetterballon mit Messgeräten steigen lassen musste. Die Vorhersagen der Computermodelle werden dann bis zu mehreren Tagen angezeigt."
Trotz dieser technischen Möglichkeiten fragen sich viele Nutzer: Warum zeigt das Radar manchmal Regen an, obwohl es gar nicht regnet? Auch dafür hat der Wetterexperte eine Erklärung. "Durch die Erdkrümmung zeigt der Radarstrahl etwas in die Höhe, sodass Niederschlag, der zum Beispiel in 2.000 Metern aus der Wolke fällt, erfasst und angezeigt wird, aber den Boden gar nicht erreicht, weil er vorher verdunstet ist. Daher kommt das Phänomen, dass der aktuelle Regenradar scheinbar lügt. Es tritt vor allem im Sommer bei sehr trockener Luft auf."
"Die hundertprozentige Wettervorhersage gibt es nach wie vor nicht"
Grundsätzlich, so Bäcker, seien die Wettermodelle über die letzten Jahre genauer geworden: "Wir sind in der Lage, für noch kleinere und spezifischere Regionen Vorhersagen zu treffen. Im aktuellen Modell des Deutschen Wetterdienstes lässt sich alle 2,1 Kilometer eine Aussage darüber treffen, wie sich das Wetter in diesem Gebiet weiterentwickelt. Das waren früher, bei älteren Wettermodellen, noch über 30 Kilometer Abstand."
Könne man also noch genauer als früher vorhersagen, ob das Grillfest ins Wasser fällt? "Ja, mit gewissen Wahrscheinlichkeit", antwortet der ARD-Wettermann. "Man nennt das Gitternetz-Abstand. Je enger dieses Gitternetz ist, desto besser kann man kleine lokale Ereignisse wie Gewitter oder Nebelfelder erfassen. Trotzdem herrscht in der Atmosphäre immer noch Chaos. Was bedeutet: Die hundertprozentige Wettervorhersage gibt es nach wie vor nicht. Und es wird sie wahrscheinlich auch nie geben."
Du willst alle Sender live im Stream verfolgen? waipu.tv bietet alle top TV-Sender in HD, über 69 Pay-TV-Sender und mehr als 30.000 Filme, Serien und Shows auf Abruf. Jetzt abonnieren!*
*Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, erhält prisma eine Provision. Für dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo, wann und wie du ein Produkt kaufst, bleibt natürlich dir überlassen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH