Serie bei Amazon Prime

"Die Discounter": Stromberg im Supermarkt?

von Julian Weinberger

Als Produzent der Amazon-Serie "Die Discounter" überlässt Christian Ulmen die Arbeit vor der Kamera anderen. Im Supermarkt wandeln die Darsteller auf "Strombergs" Spuren. Ob das gutgeht?

Nicht immer mögen Filmschaffende und ihre Kritiker einer Meinung sein, doch in einem Punkt sind sie sich meist einig: Eine gute Komödie, das ist die Königsdisziplin der Filmkunst. Eine Träne überzeugend eine Wange hinunterkullern zu lassen, sei um einiges leichter – so die einhellige Meinung -, als einen Witz mit der richtigen Attitüde zünden zu lassen. Bei Komödien kommt es bekanntlich aufs richtige Timing an – jeder Schauspieler weiß um dieser Herausforderung.

Einer, der sich auf Letzteres mit viel Verve und Talent spezialisiert hat, ist Christian Ulmen. Bis vor kurzem bildete er mit Nora Tschirner ein ulkiges Ermittlerduo im ARD-"Tatort". Und neben seinem kongenialen Kumpel und Schauspielkollegen Fahri Yardim brillierte der 46-Jährige in vier Staffeln der unfassbar lustigen und politisch massiv inkorrekten Anarcho-Comedy "jerks." – als Hauptdarsteller und zuletzt auch als Produzent. In seiner neuen Serie "Die Discounter" (ab 17. Dezember, Amazon Prime Video) zieht sich Ulmen nun komplett aus dem Rampenlicht zurück.

Stattdessen überlässt er als Produzent in der Workplace-Comedy einer Riege verheißungsvoller Nachwuchsdarsteller die Bühne respektive den Supermarkt. Genau dort, im Hamburger Feinkostladen Kolinski, schauspielern und improvisieren sich "Dark"-Star Ludger Bökelmann, Rapperin Nura, David Ali Rashed ("Tribes of Europa") und "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"-Darsteller Bruno Alexander durch ihren mitunter kuriosen Arbeitsalltag.

Gefilmt ist die zehnteilige Supermarkt-Comedy im Mockumentary-Stil, will heißen: Ein Kamerateam bannt pseudo-dokumentarisch die kleineren und größeren Pannen im Feinkostladen von Filialleiter Thorsten (Marc Hosemann, "4 Blocks") auf Film, zwischendrin dürfen sich die Beteiligten in kurzen Interviewsequenzen äußern. All das hat man so ähnlich und doch viel besser schon einmal gesehen: im bislang unerreichten Gag- und Sprüchefeuerwerk von Ralf Husmann, "Stromberg".

Diese Fußstapfen erweisen sich in "Die Discounter" als zu groß, obwohl sich Christian Ulmen und sein Produzentenpartner Carsten Kelber einiger Erfolgsbausteine aus "Stromberg" zu bedienen versuchen. Chef Thorsten sieht sich wie Bernd Stromberg als großer Macher, mit einem ebenso bahnbrechenden Einfluss auf das weibliche Geschlecht. Dabei hat er weder im Job noch im Privaten sein Leben im Griff, übertüncht dies aber mit pseudocoolem Gehabe gegenüber seinen jungen Mitarbeitern.

Fahri Yardim mit Gastrolle

Die tanzen dem Chef auf der Nase rum, vergnügen sich wie Flora (Nura) mit wechselnden Partnern im Kühlraum oder lassen wie Draufgänger Peter (Bökelmann) nach Herzenslaune Lebensmittel mitgehen. Wirklich lustig ist das leider selten – mit einer Ausnahme. Heimlicher Held in "Die Discounter" ist der schmalbrüstige Securitymann Jonas (Merlin Sandmeyer).

Sozial ähnlich schwerfällig wie einst Berthold "Ernie" Heisterkamp in "Stromberg" fängt er Gaststar Fahri Yardim ab, um nach einem Selfie mit ihm stolz zu prahlen: "Das bin ich und Elyas M'Barek." Auch ansonsten sorgt der strebsame Sicherheitsmann für einige Lacher in den etwa 15-minütigen Episoden. Um als ernstzunehmender Nachfolger von "Stromberg" durchzugehen, fehlt der Amazon-Comedy "Die Discounter" dann aber doch einiges. Übrigens: Wer auf der Suche nach launiger Supermarkt-Comedy ist, dem sei die US-amerikanische Sitcom "Superstore" (bei Netflix und Sky) ans Herz gelegt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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