Opfer oder Eindringlinge? Sky-Serie thematisiert die Flüchtlingsfrage
In "Unwanted" nimmt ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff gekenterte Flüchtlinge auf. Während manche Gäste Verständnis für die Situation haben, setzen andere alles daran, die "Eindringlinge" so schnell wie möglich loszuwerden.
Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich die "Orrizonte" mit ihren Terrassendecks ins Bild schiebt. Das Kreuzfahrtschiff pflügt majestätisch durch das Mittelmeer, ein schwimmender Palast, in dem Luxus völlig in Ordnung ist und in dem die Welt ausgeblendet werden kann. Dafür bezahlen die Gäste schließlich. Doch die Sky-Serie "Unwanted" mit Jessica Schwarz holt ab 3. November (Sky Atlantic, Sky Q und Wow) die Realität an Bord: Die "Orrizonte" nimmt 28 geflüchtete Menschen auf, die auf dem Mittelmeer mit ihrem Boot Schiffbruch erlitten haben.
15 Restaurants, Pools, Bars, Shopping Malls, Casinos, Spielhallen: All die schöne Ablenkung ist futsch, als die Migranten an Bord kommen. Inszeniert von Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang") zeigt die deutsche Produktion die Gesellschaft in einem Mikrokosmos auf dem Meer: Niemand kann in den acht etwa einstündigen Episoden vor den Problemen weglaufen.
Während die meisten der 5.000 Passagiere auf dem Mittelmeer weiterhin feiern und schlemmen, nimmt das Schiff auf Geheiß von Politik und Reederei Kurs auf Nordafrika, um die Geflüchteten zurückzubringen. Für ihre Probleme ist man nicht zuständig. Doch in ihrer Verzweiflung wehren sich die Menschen und kapern das Schiff.
Meinungen an Bord der "Orrizonte" gehen weit auseinander
Wie in der großen Gesellschaft bilden sich auch auf der "Orrizonte" schnell Lager. In dem Mikrokosmos weiß ein Polizist, der jeden Tag mit "denen" zu tun hat, dass sie ohnehin nur Dealer und Kriminelle werden. Der Kapitän (Marco Bocci) folgt den Anweisungen von oben und will die Geflüchteten nach Tunis zurückbringen. Die erste Offizierin Edith (Jessica Schwarz) appelliert auf der anderen Seite an die Verantwortung und Menschlichkeit.
Edith organisiert sogar ein "Kennenlern"-Event mit den Migranten. Die Anregung dazu kam von einem Passagier, der etwas mehr über die Lebensgeschichte der Geflüchteten erfahren wollte: Für eine kostenlose Zahnbehandlung wollen sie jedenfalls nicht nach Europa.
Serie basiert auf Buch eines Investigativjournalisten
Sie haben schmerzvolle Erfahrungen gemacht auf der Flucht. Ihre Geschichten basieren auf dem Buch "Bilal" des Investigativ-Journalisten Fabrizio Gatti, der darin seine Erfahrungen auf seiner Reise entlang der Sahararouten beschreibt. In Rückblenden erzählt fügen sie sich wie Puzzleteile zusammen: Die abertausenden Migranten sind nicht mehr nur Zahlen, sie bekommen ein Gesicht. Es sind vergewaltigte Frauen, gefolterte Männer, zwangsrekrutierte Söldner – geschundene, gequälte Menschen, und sie müssen schnell erkennen, dass sie auf der "Orrizonte" nicht willkommen sind.
Aber da ist auch noch Elvis (Samuel Kalambayi): Ein junger Albino, der mit großen Augen und kindlicher Unbekümmertheit vor allem die Hoffnung sieht. "Was passiert jetzt?", fragt ihn seine neu gefundene Freundin Mary (Nuala Peberdy) am Ende. Elvis hat die Träume für sich und die anderen Geflüchteten noch nicht aufgegeben. Aber erstmal sitzen sie alle in einem Bus und fahren in ein Auffanglager.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH