"jerks.", "Pastewka" und Co.

Bei diesen deutschen Comedy-Serien lachen Sie Tränen

von Julian Weinberger

Deutsche haben keinen Humor? Von wegen! Diese Comedy-Serien beweisen das Gegenteil – ob mit zotigen Fremdschäm-Momenten oder subtilen Wortspielen.

"Ein deutscher Witz ist nichts zum Lachen": International mag das Zitat des Autors Mark Twain noch immer vielerorts Zustimmung erfahren. Wirft man jedoch einen Blick auf einige Comedy-Serien der letzten Jahre, hat sich das Abzeichen "Made in Germany" durchaus zum Gütesiegel entwickelt. Angefangen bei Kultformaten wie "Stromberg" von Humor-Mastermind Ralf Husmann über den subtilen Humor von "Pastewka" bis zur Joyn-Comedy "Frau Jordan stellt gleich", kommen Liebhaber von Schenkelklopfern ebenso auf ihre Kosten wie Fans rhetorisch geschliffener und spitzzüngiger Dialoge. Letzteres erwartet Zuschauerinnen und Zuschauer auch bei der vierten Staffel von "jerks.", die am 26. September bei JoynPLUS+ startet.

"jerks." (Joyn)

"Wir sind eine Horror-Serie. Nur ist es nicht der Schmerz des Schreckens, sondern die Qual der Scham, die unseren Horror ausmacht": Treffender als Christian Ulmen kann man "jerks." kaum beschreiben. Ob Behindertenwitze oder Flirts mit Minderjährigen: Ulmen und Fahri Yardim spielen in der Anarcho-Comedy unerträglich peinliche Versionen ihrer selbst.

In der vierten Staffel der Joyn-Serie läuft das Duo Infernale einmal mehr zu Hochform auf. Nachdem Fahri Freundin Pheline (Pheline Roggan) mit einem gefälschten Vaterschaftstest in Staffel drei böse hinters Licht geführt und das gemeinsame Kind mit ihr Christian zugeschrieben hatte, suchte Pheline das Weite. Doch die Beziehung muss gerettet werden, so sieht es zumindest Fahri, und zwar mit allen Mitteln. Dazu gehört nach bester "jerks."-Tradition auch, dass Christian nicht weit ist. Und so landen Fahri und Pheline gemeinsam mit Christian und Emily zur Paartherapie in einem Hotel – mit verhängnisvollen Folgen.

Dank des zugespitzten Drehbuchs, einer wohldosierten Prise Fäkalhumor und der skurrilen Ausgangssituation von Staffel vier, die bei Streaming-Anbieter Joyn PLUS+ zu sehen ist, können sich Zuschauerinnen und Zuschauer wieder nach Herzenslust beömmeln – sofern sie mit Fremdschämmomenten umgehen können. Wie witzig Christian Ulmen und Fahri Yardim sind, beweisen sie übrigens auch im prisma-Podcast "HALLO!": Überall, wo es Podcasts gibt oder hier.

"Pastewka" (Amazon)

Hohe Gagdichte, ausgeprägte Selbstironie und eine Vielzahl von prominenten Gaststars – "Pastewka" ist längst deutscher TV-Kult. Die vielfach ausgezeichnete Comedyserie folgt Bastian Pastewka in seinem chaotischen Alltag zwischen beruflichen Verpflichtungen und Familienstreitigkeiten.

"Pastewka" ist ein großer, tragikomischer Reigen aus der Mitte des Lebens. Jenem Tanz des Lebens zwischen Anfang 30 und Mitte, Ende 40. Darüber hinaus funktioniert die Serie als humoristischer Spiegel des Fernsehgeschäfts. Pastewkas 2005 bei SAT.1 gestartete und ab 2018 bei Amazon fortgesetzte Serie erzählt vom (fiktiven) Alltag des Komikers Bastian Pastewka und seiner Familie mit zahlreichen satirischen Exkursen in die Welt des Fernsehens.

Unzählige Prominente von Anke Engelke bis hin zu Günther Jauch spielten sich selbst und waren sich wie Bastian Pastewka nicht zu schade dafür, als eitel, narzisstisch, raffgierig oder ethisch fragwürdig rüberzukommen. "Pastewka" zeigte das Schlechte am Menschen und am Fernsehgeschäft. Und trotzdem verstand es die Serie, mit all dem warmherzig die Kurve zu kriegen. Wie Pastewka über 15 Jahre die Kehrseiten des Medien- und Promigewerbes und vor allem den inneren Schweinehund an sich spielte, war schlichtweg genial.

"Stromberg" (Netflix / MySpass)

Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst), Mitarbeiter der Capitol-Versicherung im Bereich Schadensregulierung, Buchstaben M bis Z, hält sich selbst für einen ziemlich guten Chef. Nach unten tritt er, nach oben buckelt er, und in der Durchsetzung seiner eigenen Interessen kennt er sowieso kein Halten. Verständlich, dass seine Kollegen froh sind, wenn sie den Boss nur von hinten sehen müssen.

"Stromberg" (2004 bis 2012) greift das Bild des tyrannischen Vorgesetzten auf und zeigt den Alltag in einer Versicherungsfirma. Seine Kollegen werden von Ressortleiter Stromberg geknechtet, zu lachen gibt's hier trotzdem viel – bis heute sind die knackigen und politisch mehr als inkorrekten Einzeiler von "Stromberg" Kult. Ihr Vorbild hat die Serie in England. Dort lief "The Office" (mit Ricky Gervais), das inhaltlich, vor allem aber stilistisch "Stromberg" sehr ähnlich ist. Hier wie dort wird mit einer Art dokumentarischen Kamera gearbeitet, dazwischen werden Figuren bei ihren Statements frontal gefilmt.

"Frau Jordan stellt gleich" (Joyn)

Sieben Jahre nach dem Ende seiner Kultserie "Stromberg" meldete sich Autor Ralf Husmann 2019 mit neuem Stoff zurück. In dem Comedyformat "Frau Jordan stellt gleich" (Joyn) schickt der Humorexperte seine Hauptdarstellerin Katrin Bauerfeind durch den Dschungel aus Gleichstellung und politischer Korrektheit.

Drehbuchautor und Showrunner Husmann verabschiedet sich in "Frau Jordan stellt gleich" von dem Mockumentary-Prinzip, das "Stromberg" zu einer der großartigsten deutschen Serien machte. Auch in anderen Punkten unterscheidet sich die Gleichstellungs-Comedy eindeutig von Husmanns Meisterstück. Während die Charaktere in "Stromberg" ein wahres Sprüchefeuerwerk mit knackigen Einzeilern und Witzen unter der Gürtellinie zündeten, setzt "Frau Jordan stellt gleich" auf doppelbödige Bemerkungen samt pointiert gesetzten gesellschaftskritischen Spitzen.

"Der Beischläfer" (Amazon)

Charlie Menzinger (Markus Stoll alias Harry G) werkelt für sein Leben gerne an Autos herum. Da passt es dem Mechaniker gar nicht in den Kram, dass er zum Schöffen berufen wird. Noch dazu, weil er es am Gericht mit der strengen Richterin Dr. Julia Kellermann (Lisa Bitter) zu tun bekommt. Doch Bürgerpflicht bleibt Bürgerpflicht: Ausgerechnet Charlie, der sein Vertrauen in die Justiz nach dem ungesühnten Unfalltod seiner Frau verloren hat, muss als ehrenamtlicher Richter ran – und entdeckt schon bald die Vorzüge seiner neuen Tätigkeit.

Neben selbstgefälligen Finanzhaien bekommen auch raffgierige Immobilienmakler von Charlie ihr Fett weg – Stichwort Mietwahnsinn in Großstädten. Weil sich dank Helmfried von Lüttichau ("Hubert und Staller") in seiner Rolle als Charlies Schwiegervater und des stimmigen Mundart-Soundtracks obendrein jede Menge Lokalkolorit breitmacht, muss "Der Beischläfer" Vergleiche mit Genrevorbildern wie den Eberhofer-Krimis nicht scheuen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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