"maischberger. die Woche"

Melnyk widerspricht Lambrecht: "Das stimmt nicht"

07.04.2022, 08.48 Uhr
von Annika Schmidt
Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland.
Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland.  Fotoquelle: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Die schrecklichen Bilder der Gräueltaten aus der ukrainischen Stadt Butscha und die aktuelle Corona-Politik waren am Mittwochabend die Themen in der ARD-Talkshow "maischberger. die Woche". Dabei widersprach der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk der jüngsten Aussage der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die Ukraine hätte um Geheimhaltung bei Waffenlieferungen gebeten.

Welche Schritte soll der Westen nach dem Massaker in Butscha nun gehen? Gabor Steingart hielt einen sofortigen Stop von Energielieferungen für die richtige Antwort. "Worauf wartet unser Bundeskanzler eigentlich, um unsere schärfste Waffe zu ziehen, den Verzicht auf russisches Gas und Öl", warf der "The Pioneer"-Herausgeber die Frage auf. Putin brauche für seinen Krieg Geld, das sollte ihm nicht mehr gegeben werden.

Diesen Punkt sah Ulrich Wickert anders. Der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator befürchtete, dass Sanktionen nicht viel am Kriegsgeschehen ändern würden, besser wären Waffenlieferungen an die Ukraine. Doch was würde ein Embargo für Deutschland bedeuten? "Wir dürfen nicht so tun, als wenn die deutsche Wirtschaft zusammenbrechen würde", so Steingart. Anna Sauerbrey gab zu bedenken, dass es zu großen Problemen in der Pharma- und Chemieindustrie kommen könnte, wenn der Schalter sofort umgelegt werden würde und keine Energien mehr aus Russland fließen würden.

Melnyk kritisiert fehlenden offenen Dialog mit der Bundesregierung

Für die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands bei einem Embargo zeigte der ukrainische Botschafter Verständnis. In einem Zweiergespräch mit Sandra Maischberger erklärte Andrij Melnyk, dass Deutschland wirtschaftlich hart getroffen werden würde, jedoch würde es nicht zu einer Katastrophe kommen, wie manche behaupten. In der Talk-Runde nahm der Botschafter Stellung zu seiner Aussage in einem FAZ-Interview, die für viel Wirbel sorgte. "Alle Russen sind Feinde", so Melnyks Äußerung darin. Es sei eine Ausnahmesituation mit vielen Emotionen. Zudem würde der Krieg von einem großen Teil der russischen Bevölkerung mitgetragen werden, erklärte sich der Botschafter.

Widersprüchliche Aussagen gab es zum Thema der Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Verteidigungsministerin gab kürzlich bekannt, die Öffentlichkeit nicht über Kriegsgüter, die verschickt werden, zu informieren, da die Ukraine um das Stillschweigen gebeten hätte. "Das stimmt nicht. Das ist die Linie, für die sich die Ministerin entschieden hat", widersprach Melnyk damit der SPD-Politikerin. Deutschland würde mittlerweile viel mehr tun, jedoch würde die Ukraine schwere Waffen benötigen. "Keinen offenen Dialog über das, was wir brauchen", kritisierte der Botschafter die Bundesregierung.

Gregor Gysi ist mit Putin "völlig fertig"

Gregor Gysi stellte in der Sendung klar: "Ich bin mit Putin und der russischen Führung völlig fertig" und räumte Fehler im Umgang mit Putin ein. Der außenpolitische Sprecher der Linken positionierte sich für Sanktionen, die die Oligarchen treffen und nicht das Volk. Allerdings sollte Deutschland keine Waffen liefern, aufgrund der Historie. Ganz anders schätzte Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Lage ein. Deutschland müsse seinem Leitsatz "Nie wieder" nach dem Zweiten Weltkrieg folgen und den Völkermord mithelfen zu beenden. "Wir können uns nicht mehr raushalten."

Ebenfalls Thema am Abend: die Corona-Politik. Keine Masken mehr, keine allgemeine Impfpflicht – am Donnerstag soll über eine Impfpflicht lediglich für Bürger ab 50 Jahren abgestimmt werden. Erwachsene Ungeimpfte unter 50 Jahren sollen zudem einen Beratungsnachweis liefern können. Sandra Maischbergers Gast Marie-Agnes Strack-Zimmermann hätte eine allgemeine Impfpflicht lieber gesehen. "Wer es jetzt noch nicht geschnallt hat, da weiß ich nicht, wie man noch beraten soll", stand die FDP-Politikerin dem Vorschlag skeptisch gegenüber.

Über die Lockerungen der Corona-Maßnahmen freute sich die Journalistin Anna Sauerbrey. Die neuen Freiheiten seien absolut richtig. Fahrlässig wäre dies nicht, da die Krankheit mittlerweile eine andere sei und die Gesellschaft zu einem großen Teil durchimmunisiert sei.

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