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"Dengler – Kreuzberg Blues": Die Mietkrise wird zum Krimi

In Berlin-Kreuzberg wollen Immobilieninvestoren Mieter aus ihren Wohnungen drängen. Privatermittler Dengler bekommt es mit einem Fall zu tun, der auch politisch brisant ist.

ZDF
Dengler – Kreuzberg Blues
Krimi • 22.11.2021 • 20:15 Uhr

Geht es um Mieten, verstehen die Berlinerinnen und Berliner keinen Spaß. Nachdem das Verfassungsgericht im Sommer den Mietendeckel einkassiert hatte, gingen Zehntausende auf die Straße. Wenige Monate später stimmte eine komfortable Mehrheit der Wählerschaft beim Volksentscheid "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" mit "Ja". Es brodelt in der Hauptstadt – und in anderen deutschen Großstädten, in denen die Mietpreise bisweilen ins Unermessliche steigen. Inmitten dieser politisch heiklen Gemengelage begibt sich Privatermittler Dengler alias Ronald Zehrfeld in seinem neuen Fall "Kreuzberg Blues" auf die Jagd nach skrupellosen Investoren. Eine Immobilienfirma im berühmten Berliner Stadtbezirk wird verdächtigt, mit dubiosen Methoden für einen Entmietungsskandal zu sorgen.

Wie immer basiert die Geschichte der 2015 gestarteten ZDF-Krimireihe auf den Dengler-Romanen von Wolfgang Schorlau – und wie immer legt sie den Finger tief in gesellschaftliche Wunden. Zimperlich geht es auch im sechsten Film nicht zu: Ratten terrorisieren Mieter, eine beißt sogar einem Baby in den Finger. Das Kind gehört Olga (Birgit Minichmayr), ihres Zeichens Hackerin und Love-interest Denglers, die den hartgesottenen Privatermittler sogleich um Hilfe bittet. Die junge Mutter vermutet hinter dem Rattenanschlag den Immobilieninvestor Jan Kröger (Peter Trabner). Dengler soll herausfinden, ob dieser wirklich Mafiamethoden anwendet, um die Mieter zu vertreiben und damit den Weg für den Bau luxuriöser Appartements freizumachen.

Kröger jedoch wehrt sich gegen den Verdacht der Einschüchterungen – und verweist auf seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse. Er, der sich hart hochgearbeitet habe, wolle schließlich etwas für Berlin tun, indem er Häuser baut und saniert. Um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen, will er Dengler sogar bei der Aufklärung des Falles helfen. Durch finanzielle Unterstützung, versteht sich. Der Ermittler muss sich fragen: Ist Kröger wirklich unschuldig, oder will er ablenken? Immerhin ist der Investor kurz davor, einen wichtigen Deal abzuschließen und kann negative Presse schlecht gebrauchen.

Dass Dengler an der Schuld des "Miethais" zweifelt und sich von ihm bezahlen lässt, treibt derweil Olga zur Verzweiflung. Als sie dem Ex-Zielfahnder mit ihren Hackerkünsten behilflich ist, stellen die beiden fest, dass sie von Unbekannten verfolgt werden. Wer in der Immobilienbranche schnüffelt, gerät schnell ins Visier. Realistisch porträtiert der Thriller auch jene, die sich gegen große Immobilienkonzerne zur Wehr setzen – von den Aktivisten Ezra (Seyneb Saleh) und Mark (Marius Lamprecht) bis zum Bürgerrechtler Arthur Brinkmann, gespielt von Schauspiellegende Winfried Glatzeder.

"Dengler – Kreuzberg Blues" schafft es, die aufreibenden und polarisierenden Themen Wohnungsmangel und Mietsteigerung aus verschiedenen Perpektiven zu beleuchten – ohne sich dabei in bequemer Beobachterposition auszuruhen. Das von Lars Kraume unter Mitarbeit von Wolfgang Schorlau verfasste Drehbuch weiß, wohin es will. Abgebrühte Dialoge vermengen sich mit der Realität derer, denen die Wohnung die letzte Sicherheit ist. Regisseur Daniel Rübesam inszeniert das Ganze voller Verfolgungsjagden, Schießereien und brennender Häuser. Einmal mehr zeigt Dengler: Diskurs und Action müssen sich nicht ausschließen. Kritik und Unterhaltung ebenso wenig.

Dengler – Kreuzberg Blues – Mo. 22.11. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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