Moritz Bleibtreu im Interview

"Faking Hitler": Drei Tage Dreh in der Badewanne

22.11.2021, 07.47 Uhr
von Lara Hunt
Moritz Bleibtreu (l.), Lars Eidinger und Sinje Irslinger spielen die Hauptrollen in "Faking Hitler".
Moritz Bleibtreu (l.), Lars Eidinger und Sinje Irslinger spielen die Hauptrollen in "Faking Hitler".  Fotoquelle: RTL / Wolfgang Ennenbach

In sechs Folgen beschäftigt sich die Serie "Faking Hitler" mit Moritz Bleibtreu als Konrad Kujau und Lars Eidinger als Stern-Reporter Gerd Heidemann mit der Affäre um die Hitler-Tagebücher. Die wurden 1983 im Nachrichtenmagazin "Stern" veröffentlicht, kurz darauf wurde bekannt, dass es sich um Fälschungen handelte. Die Serie gibt es im Stream ab Dienstag, 30. November, auf RTL+. Mit prisma hat Bleibtreu über seine Rolle gesprochen.

Herr Bleibtreu, 1998 haben Sie in einem Interview erklärt, kein Fernsehen mehr machen zu wollen, weil es im Vergleich zum Kino zu passiv sei. Wie ist das mit Serien zum Streamen?

Moritz Bleibtreu: Wie Sie schon sagten, das war Ende der 90er-Jahre und ist lange her. Ich habe dann über 15 Jahre lang auch nur Kino gemacht. Aber man muss sagen, dass es ja mittlerweile eine Entwicklung gibt und dass in dem Bereich der Streamer wirklich gute Geschichten erzählt werden. Das kann und sollte man nicht ignorieren. Aber meine Liebe zum Kino bleibt ungebrochen.

Wie kam es dazu, dass Sie sich entschieden haben, die Serie "Faking Hitler" zu drehen?

Ich habe das Drehbuch bekommen und fand es spannend und auch sehr unterhaltsam. Dann blieb nur die Frage, ob man sich vom Stil her trauen würde, den Weg humoristisch zu gehen oder ob es eher in Richtung Doku-Drama gehen sollte. Mir war es wichtig, dass die Beschwingtheit in den Figuren bleibt. Als es klar wurde, dass das so sein soll, war ich dabei.

Als im Stern die Hitler-Tagebücher veröffentlicht wurden, waren Sie zwölf Jahre alt. Wie haben Sie das damals miterlebt? Haben Sie es überhaupt mitbekommen?

Ja, ich weiß noch, dass das meine Mutter sehr amüsiert hat. Mich hat es damals nicht interessiert, aber mitbekommen habe ich es schon.

Den Film "Schtonk!" kannten Sie schon vor dem Dreh?

Klar. Aber die Parallelen sehe ich nicht so sehr. "Schtonk!"-Regisseur Helmut Dietl hat ja damals etwas ganz anderes gemacht, sein Umgang mit dem Stoff war ein völlig anderer.

Sie spielen den Hitler-Tagebuch-Fälscher Konrad Kujau. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Wichtig war mir vor allem erst mal der Sprachduktus. Wenn man sich die Aufnahmen von Stern-Reporter Gerd Heidemann und Konrad Kujau anhört, ist das ja schon Comedy pur. Und der Sprachduktus spielt da eine wichtige Rolle, der war für mich das Rückgrat der Figur – dieser Singsang. Kujau stammte ja ursprünglich aus dem Osten und ist dann nach Stuttgart gezogen, wo seine Sprache schwäbisch angehaucht wurde.

Wie würden Sie Konrad Kujau beschreiben?

Ich würde mich gar nicht trauen, ihn zu beschreiben. Ich kenne ihn ja nicht, ich spiele meine eigene Interpretation und löse mich dabei von der Realität. Mir war es wichtig, bei der Figur ein Gefühl zu treffen, das der Persönlichkeit der Figur gerecht wird. Jemand, der hochbegabt, faul und lebenslustig ist. So begabt, dass er sich nicht anstrengen muss, und deshalb auch nicht die klassische Sinnsuche als Künstler beschreitet, sondern sagt: "Miró? Kann ich auch." Und gleichzeitig ist er dieser extreme Genussmensch. Das macht Spaß beim Spielen.

Ein wiederkehrendes Element in der Serie ist, dass Konrad Kujau in der Badewanne liegt und telefoniert. Wie war es, das zu drehen?

Das war super. Ich glaube, ich habe drei Tage in der Badewanne verbracht. Irgendwann wurde ich dann dizzy durch das warme Wasser, aber es war trotzdem angenehm. Ich mag auch so kleine Inseln, die sich durch die Geschichten ziehen.

Warum sollte man "Faking Hitler" sehen?

Weil's Spaß macht, es wirklich lustig geworden ist und mit viel Spielfreude gespielt wurde.

 

Das könnte Sie auch interessieren