Neue Folge "Der Seelenkreis"

"Die Toten vom Bodensee": Aberglaube und Rituale

von Wilfried Geldner

Ein Baby wird im See ausgesetzt, auf dem Wickeltuch werden obskure Zeichen gefunden. Was hat es mit dem neuen Fall aus der "Bodensee"-Reihe auf sich?

ZDF
Die Toten vom Bodensee – Der Seelenkreis
Krimi • 01.11.2021 • 20:15 Uhr

Klösterliche Goldschätze auf dem Grund des Sees, Meerjungfrauen, die eben diesem entsteigen: Es herrscht kein Mangel an Legenden, um die herum sich die Krimis vom Bodensee gruppieren lassen. Im 13. Film der "Toten vom Bodensee"-Reihe, "Der Seelenkreis", ist offensichtlich ein Verbrechen geplant, das historischen Quellen folgt. Die grenzübergreifend agierenden Kommissare Oberländer aus Lindau und Hannah Zeiler aus Bregenz haben alle Hände voll zu tun, um das zu verhindern.

Viel Grusel ist gleich zu Beginn angesagt, wenn ein Maskierter im dunklen Verlies ein Neugeborenes der Mutter entreißt und entführt. Was bezweckte der Schuft damit? Gut, dass die stets in sich gekehrte Hannah Zeiler (Nora Waldstetten) über einen siebten Sinn verfügt. So gelingt es ihr, zusammen mit Oberländer (Matthias Koeberlin) das Baby in einem Körbchen unweit des Seeufers aufzugabeln. Auf Wickeltücher sind seltsame Zeichen gemalt: ein Pentagon, ein Doppelring und ein dunkler Kreis. Die Zeichen deuten auf ein geplantes Ritual. Dafür wurde offensichtlich auch die Entbindung benötigt.

Die Mutter des Kindes (Larissa Fuchs), so stellt sich heraus, ist eine vor Monaten verschwundene Aushilfsschneiderin der Bregenzer Festspiele. Ihr Liebhaber, ein Star der "Rigoletto"-Aufführung auf der Bregenzer Seebühne, wurde des Mordes an ihr verdächtigt und fiel nach zerstörter Karriere dem Alkoholismus anheim. Auch Oberländer und Zeiler hatten in ihm den Täter vermutet und zeigen nun nach den Hinweisen auf die noch lebende Kindsmutter Reue.

Seine bis zum Ende durchgehaltene Spannung verdankt der Mystery-Thriller nicht zuletzt der geschickten Einbettung ins Bregenzer Freilichttheater-Milieu, vor allem der surrealen Kulisse mit dem in den See gebauten riesigen Rigolettokopf. Die Kamera fasst ihn geschickt ins Bild, ohne deswegen aufdringlich zu sein – mal die metallenen Innereien, mal die Clownsglatze als Hintergrund, die der des Inspektors Oberländer erstaunlich gleicht.

"Wir sind doch alle Narren", scheint lange Zeit die Botschaft dieses Krimis zu sein. Die Kommissare, vom Dauerautor Timo Berndt diesmal vertrauter als sonst gezeichnet, schließen sich vom Aberwitz des Schicksals nicht aus. Die melancholische Hannah Zeiler nennt ihr Trauma nun einen "Tick" und erkennt, ihr Freund hat – welch Glück! – das gleiche Problem. Aber auch Sarina Huemer, die von Karola Niederhuber gespielte Kostümnäherin, wirkt als unheilbar nervenkrank wirklich wie von allen bösen Geistern geplagt.

Nicht zuletzt ihr ist es auch zu verdanken, dass der Betrachter dem offensichtlich grassierenden Wahnsinn folgen mag – der Vollmond-Geburt im "Seelenkreis" und dem geforderten Drudenfuß nach einer Legende aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Der Bodensee spiele hier "die fünfte Hauptrolle", ließ Matthias Koeberlin durchaus zutreffend zum Erfolg der Serie wissen. Dabei hat er freilich all die Episodendarsteller vergessen, die sich unter der Regie von Michael Schneider diesmal kühn zu Hauptdarstellern aufschwingen: Nicki von Tempelhoff als der in Tränen ausbrechende Opernstar, Martina Ebm als alle Wege kreuzende Ex-Freundin Oberländers, Loretta Pflaum als kesse Bühnenbauerin, um nur einige zu nennen. Nicht zu reden vom Rigoletto-Kopf im Bodensee – der könnte noch für manche Krimikulisse taugen.

Zwei weitere Folgen des Bodensee-Krimis sind bereits abgedreht. Gastrollen spielen dann Götz Otto, Robert Stadlober und Cornelia Gröschel. Die Sendetermine stehen noch nicht fest.

Die Toten vom Bodensee – Der Seelenkreis – Mo. 01.11. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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