"Die letzte Runde"

"Ein starkes Team": Die Eckkneipe hat ausgedient

von Wilfried Geldner

Der neue Fall führt das "starke Team" in Garbers frühere Stammkneipe. Doch die guten (?) alten Zeiten sind vorbei, wie der Ermittler schnell feststellen muss.

ZDF
Ein starkes Team – Die letzte Runde
Krimi • 08.01.2022 • 20:15 Uhr

Eine junge Frau taumelt mit einem Bauchstich über die Straße und wird dann von einem Lieferwagen angefahren. Die Blutspuren weisen Otto Garber (Florian Martens) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) den Weg – in eine alte Eckkneipe: Die 87. Ausgabe des Samstagskrimis "Ein starkes Team" (ZDF) ist eine Rückkehr in alte Berliner Zeiten, als die Eckkneipen noch rund um die Uhr offen standen und die Gäste mit den Wirten eine verschworene Gemeinschaft bildeten.

Als Otto Garber nach Jahzehnten nun wieder die Stammkneipe von damals betritt, riecht es förmlich nach Bier und schlecht geputztem Tresen. Die "Linde" hat ausgedient, die alten Zeiten, sie kehren nicht wieder. Überhaupt scheint der ganze Kiez von der allgemeinen Gentrifizierung bedroht bedroht. "Die letzte Runde" (Buch: Timo Berndt, Regie: Ulrich Zrenner) lebt von ihrer atmospärischen Dichte und ihren, tatsächlich, Berliner Figuren.

Recht eigentlich betrachtet, ist das einst vielköpfige Berliner Team längst auf zwei eingeschmolzen, auf Garber und Wachow. Chef Reddemann (Arnfried Lerche) fungiert als penibler Chronist der laufenden Ereignisse, Sebastian Klöckner (Matthi Faust) ist ein technisch versierter Geselle. Über allen aber schwebt wie ein ewiges Wunder, Garbers Ost-Kollege von einst, jetzt Faktotum im Unruhestand. Weil auch Sputnik (Jeacki Schwarz) einst Stammgast in der "Linde" war und dort Rekordhalter am Flipper obendrein, sind die alten vergangenen Zeiten sofort wieder da.

Die ersten 45 Minuten sind unübertrefflich, Garbers Sprüche sitzen, die Kumpels von früher werden hart angefasst. Kein Wunder: Der Ex-Polizist Hartmut Jenke (Robert Gallinowski), damals Weltmeister "im Heben", wie Sputnik sagt, hat mal im Suff in der Kneipe herumgeschossen und traf jemand ins Bein. Jeder andere Polizist hätte da weggeschaut, wie Wirt Ralf (Uwe Preuss) behauptet. Nicht so Garber, Jenke kam in den Knast. Ralf, der Wirt, hingegen steht mit seiner Kneipe vor dem Knockout. Die Bank hat ihre Finger draufgelegt, genauso wie auf die alte Filiale am Eck, die abgewickelt wird. "Machst du Onlinebanking?", fragt Linett den Kollegen Otto. "Watt is' dett?" gibt der Olle trocken zurück.

Wusste die junge Frau zuviel?

Ihm nützt auch diesmal wieder sein untrüglicher Instinkt und seine raue Gangart obendrein. Jule, die schwer verletzte junge Frau, hat in einer vielköpfigen Pflegefamilie gelebt. Sie wollte fort, sagt die aufrechte Pflegemutter (Meike Droste), sie habe sie einfach nicht in den Griff bekommen. Jule wollte nach Los Angeles, sie wollte Schauspielerin werden. Hatte sie für sexuelle Dienste Geld genommen? Oder hatte sie am Ende den Banker, der die Eckkneipe für einen Auftraggeber abwickeln will, erpresst – mithin also zu viel gewusst?

Familienzerrüttung, Vergewaltigung, Gentrifizierung, ein Geldraub obendrein: Der Fall wirft einen ganzen Berg von Problemen auf. Schnelle Schnitte brechen in Serienmanier tiefer gehende Gespräche, etwa zwischen Wachow und Jules Pflegemutter allzu rüde ab. Garbers Mutterwitz und Sputniks Flipper-Erinnerungen, überhaupt die ganze glaubhaft nähergerückte alte Zeit, machen aus der "letzten Runde" trotzdem ein starkes Stück.

Ein starkes Team – Die letzte Runde – Sa. 08.01. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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