Liveübertragungen der Stadtkurse

ProSieben wirbt mit Nachhaltigkeit für Formel E: Wie umweltfreundlich ist der Rennsport wirkich?

05.04.2023, 16.41 Uhr
von Christopher Schmitt

Seit Jahren gewinnt das Prädikat Nachhaltigkeit auch im Sport an Bedeutung. Kein Wunder also, dass die FIA Formel E immer mehr an Fans gewinnt. Nachdem die Übertragung der NFL für ProSieben weggefallen war, setzt der Sender nun auf den modernen Rennsport. Doch wie umweltbewusst ist die Formel E wirklich? Und wie will ProSieben das Interesse des Publikums wecken?

Seit Jahren gewinnt das Prädikat Nachhaltigkeit auch im Sport an Bedeutung. In diesem Zusammenhang scheint insbesondere der um die Welt reisende Rennsportzirkus zunehmend schwer vermittelbar: ein Imageproblem, mit dem auch die Königsklasse Formel 1 zu kämpfen hat. Als vermeintlich umweltfreundlichere Alternative präsentiert sich seit 2014 die Formel E. Weltweit sind die Rennwagen mit Elektromotor auf Stadtstrecken unterwegs, in ihrer neunten Saison erstmals in Indien, Südafrika und Brasilien. ProSieben zeigt alle Rennen live im Free-TV, zuletzt am vergangenen Wochenende den E-Prix von São Paulo.

Andrea Kaiser und Moderator Matthias Killing im Einsatz

Auch wenn es am Sonntag nur zum siebten Platz reichte, der deutsche Fahrer Pascal Wehrlein führt die Gesamtwertung nach sechs Rennen mit aktuell 86 Punkten an, gefolgt vom Briten Jake Dennis (62) und dem Neuseeländer Nick Cassidy (61). Auf die Zugkraft des erfolgreichen Porsche-Piloten setzt man auch bei "ran racing", um diejenigen Fans vor die Fernseher zu locken, die Motorsport auch jenseits der Spitzengeschwindigkeiten und des charakteristischen Sounds der Formel 1 etwas abgewinnen können.

Regelmäßig für ProSieben im Einsatz: Moderatorin Andrea Kaiser und Moderator Matthias Killing sowie Lisa Hofmann als Reporterin an der Strecke. Aus der Kommentatorenkabine meldet sich üblicherweise Eddie Mielke, als Experte fungiert der ehemalige Formel-E-Pilot Daniel Abt.

Gute Chancen für deutschen Fahrer

Doch was verspricht sich der Sender, dessen Sport-Portfolio mit dem Verlust der NFL stark ausgedünnt wurde, von der Formel E? Auf jeden Fall jede Menge Action auf sportlicher Ebene. ProSieben-Sendersprecher Christoph Körfer erwähnt die vergleichsweise hohe Anzahl Überholmanöver. "Das macht die Rennen spektakulär." Und: "Mit Porsche-Fahrer Pascal Wehrlein hat aktuell ein deutscher Fahrer gute Chancen, Weltmeister zu werden. In diesen Zutaten stecken enorme Wachstumspotenziale für uns."

Wachstumspotenziale bieten zweifellos aktuell auch noch die Quoten, wenngleich Körfer die 1,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer zum Saisonauftakt in Mexiko – Rennbeginn 21 Uhr – als "gute Basis" bezeichnet. Tatsächlich lagen die Reichweiten im Vorjahr eher unter dieser Marke. Daraus resultierten eher schwache 4,0 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer – es bleibt ordentlich Luft nach oben.

Doch wie lässt sich eine größere Anzahl Rennsport-Fans von der FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft überzeugen? Bei ProSieben betont man insbesondere den Nachhaltigkeitsfaktor eindrücklich. "Die Formel E macht heute schon das, worüber andere gerade noch sprechen", so Sendersprecher Körfer. Sie sei eine perfekte Mischung aus Nachhaltigkeit und Innovation. Die Formel E stehe "für ein modernes Lebensgefühl, weil sie beweist: Nachhaltigkeit schließt Spaß und Spannung nicht aus."

Wie umweltfreundlich ist die Formel E wirklich?

Bei der Formel E selbst gibt man sich jedenfalls als umweltfreundlicher Trendsetter. "Wir sind Befürworter einer elektrischen Zukunft und fest davon überzeugt, dass Spitzensport, Höchstleistungen und Nachhaltigkeit ohne Kompromisse nebeneinander bestehen können", erkärt Jamie Reigle, Chief Executive Officer, selbstbewusst über die Rennserie. Aber was ist wirklich dran am Ideal vom vermeintlich umweltfreundlichen Motorsport?

Für die dritte Generation der Formel-E-Boliden, die in der aktuellen Saison erstmals im Einsatz sind, wurde die Technik noch einmal weiterentwickelt: Gen3 wird als "Kraftwerk auf Rädern" gepriesen, 40 Prozent der während des Rennens verbrauchten Energie, werde durch Rekuperation beim Bremsen selbst erzeugt. Orientiert wird sich bei dem speziell für Straßenkurse konzipierten Rennauto am sogenannten Lebenszykluskonzept, das eine verlängerte Lebensdauer für genutzte Reifen, defekte Teile oder Batteriezellen vorsieht.

Mehr Symbol als wirkliche Verbesserung?

Zum grüneren Image des Rennsports soll auch die TV-Übertragung der Formel E beitragen, die üblicherweise mit einer hohen Belastung für die Umwelt einhergeht. Doch der Transport von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Ausrüstung per Flugzeug sowie temporäre Sendeanlagen an jedem Austragungsort sollen der Vergangenheit angehören. Bereits in der aktuellen Saison werden die Live-Bilder für die Ausstrahlung in 150 Ländern an ein und demselben Ort produziert: im "Production Centre" in London.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Was die Formel E für mehr Nachhaltigkeit leistet, hat augenblicklich noch vor allem symbolischen Wert. Immerhin: Wenn selbst Rennsport-Events auf diese Weise durchführbar sind, wird möglicherweise das Bewusstsein für Vorteile der E-Mobilität geschärft. Die unabhängige Anerkennung und Einstufung als nachhaltigste Sportart der Welt durch die Global Sustainability Benchmark in Sports (GSBS) liest sich durchaus beeindruckend, hinzu kommen weitere Nachhaltigkeitsinitiativen. Bei allen Bemühungen für Fortschritt und Klimaschutz bleibt jedoch festzuhalten, dass es keinen Rennsport ohne Ressourcenverbrauch gibt.

Die Reifen qualmen in Berlin

Motorsportfans, die sich für die Formel E begeistern können, dürfen sich aber bereits auf das demnächst anstehende Rennwochenende freuen – und auf einen Heim-Grandprix: Bereits zum neunten Mal macht die Formel E in Berlin Station: Vom 21. bis 23. April qualmen die Reifen in der Hauptstadt, und über das gesamte Wochenende hinweg ist "ran racing" auf Sendung. Die beiden Qualifyings sowie drei freie Trainings werden live auf ran.de gestreamt, die beiden Rennen sind zusätzlich im Free-TV bei ProSieben zu sehen: Am Samstag (22. April, ab 14.30 Uhr) und Sonntag (23. April, ab 14.30 Uhr) drehen die Boliden auf der herausfordernden Strecke auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof ihre Runden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren